Unsere Gnosen sind Hintergrundtexte, die ein spezifisches Thema oder Phänomen knapp, lesbar und wissenschaftlich fundiert erklären – und zitierbar sind. Gnose kommt vom griechischen gnosis – Erkenntnis. Und das ist es, was unsere Gnosen liefern sollen. Etwa wie in Diagnose oder Prognose.
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Gleichzeitig ist die Gnose ein eigenes dekoder-Format: ein Wort, das wir erfunden haben und das sich bei uns fest eingebürgert hat. Mit ihm bezeichnen wir diese besondere Textform, die es in dieser Kombination – journalistisch zugänglich, wissenschaftlich fundiert, in enger Zusammenarbeit mit Forschenden – nur bei dekoder gibt. Gnosen sind so etwas wie unser Markenzeichen, ein Stück „dekoder-Sprache“.
Darum sind Gnosen für uns mehr als nur „Hintergrundtexte“: Sie stehen für die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, für die Qualität und Glaubwürdigkeit von dekoder – und für das kleine Stück Magic, das unser Projekt von Anfang an geprägt hat.
Seit ihrer Unabhängigkeit 1991 unterhält die Republik Belarus enge politische, wirtschaftliche und militärische Beziehungen zu Russland. Und auch für den großen östlichen Nachbarn ist Belarus der zentrale regionale Verbündete. Seit der Niederschlagung der Proteste von 2020 und seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben sich die Abhängigkeiten von Belarus deutlich zu Gunsten Russlands verschoben.
Als belarussischer Sonderweg wird die spezifische Verbindung von planwirtschaftlichen Methoden der Wirtschaftslenkung und dem neopatrimonialen politischen System von Präsident Alexander Lukaschenko bezeichnet.
Janka Kupala gilt als Klassiker und Ikone der belarusischen Literatur. Seine Werke sind Ausdruck der schwierigen Suche der Belarusen nach einem nationalen Selbstverständnis und werden auch bei den Protesten seit Sommer 2020 häufig zitiert. Eine Gnose von Gun-Britt Kohler.
Joseph Brodsky (1940–1996) war ein russischer und US-amerikanischer Dichter, Essayist, Dramaturg und Übersetzer. 1987 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. 1964 wurde Brodsky wegen tunejadstwo (dt. etwa Müßiggang, Arbeitsscheu und Sozialschmarotzertum) zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt, wegen zahlreicher Aufrufe sowjetischer und internationaler Kulturschaffender wurde er jedoch nach rund anderthalb Jahren freigelassen. 1972 drängten die sowjetischen Behörden Brodsky, das Land zu verlassen. Er wurde ausgebürgert und emigrierte schließlich in die USA. Hier lehrte Brodsky an der University of Michigan und verfasste weitere Schriften, die ihm schon zu Lebzeiten den Ruf eines Klassikers einbrachten.
Etwa 2,6 Millionen der rund sechs Millionen Opfer des Holocaust wurden auf dem Gebiet der Sowjetunion ermordet. Die systematische Ermordung der sowjetischen Juden begann zeitgleich mit dem Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges im Juni 1941. Vor allem auf jenen Gebieten, die 1939/40 von der Sowjetunion annektiert worden waren, erschossen deutsche Einheiten unter Mithilfe einheimischer Hilfskräfte Hunderttausende Juden.
Für einige sowjetische Generationen war kolbassa (dt. Wurst) mehr als nur ein Lebensmittelprodukt. Sie war vor allem eine Errungenschaft, die den Weg in die glückliche kommunistische Zukunft ebnen sollte. Alexander Meienberger über sowjetische Wurst, die heute noch für Sehnsucht nach der untergegangenen Sowjetunion sorgt. Selbst wenn es nicht immer einfach war, die Kolbassa zu bekommen.
Fond Borby s Korrupzijei (dt. Fonds für Korruptionsbekämpfung, FBK) ist eine 2011 von Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gegründete gemeinnützige Stiftung, die eingesandten Korruptionshinweisen nachspürt. Nachdem das russische Justizministerium im Oktober 2019 den FBK als „ausländischen Agenten“ eingestuft hatte, musste er im Juli 2020 aufgelöst werden. Anfang Juni 2021 wurde der Fonds zudem als „extremistisch“ eingestuft. Das Urteil wurde nach einem gescheiterten Berufungsverfahren am 4. August rechtskräftig.
Der aus Georgien stammende Merab Mamardaschwili (1930–1990) war ein Philosoph der Sowjetepoche. Nach dem Studium an der Moskauer Lomonossow-Universität konnte er eine schnelle Karriere in der offiziellen Philosophie machen, bis er unter Breshnew seine feste Stelle verlor. Breite Bekanntheit erlangte er vor allem dank seiner Vorlesungen, die als Bücher publiziert wurden. Bereits zu Lebzeiten genoss er einen Kultstatus, der nach seinem Tod am 25. November 1990 beinahe mythische Dimension annahm. Mittlerweile gilt er als einer der bedeutendsten Philosophen der Sowjetepoche.
Die Republik Bergkarabach ist ein nicht-anerkannter Staat (sogenanntes de-facto-Regime) auf dem Territorium, das völkerrechtlich zu Aserbaidshan gehört. Das inzwischen fast ausschließlich von Armeniern bewohnte Gebiet erklärte sich 1991 als unabhängig, der folgende Bergkarabachkrieg zwischen Armenien und Aserbaidshan in den Jahren 1992 bis 1994 kostete ca. 30.000 Menschen das Leben. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand. Seitdem ist der Konflikt eingefroren, flammt jedoch immer wieder auf.
Pjotr Pawlenski ist ein Performancekünstler aus St. Petersburg, der seinen eigenen Körper in teils radikaler Weise als Ausdrucksmittel einsetzt. Seine politischen Aktionen schaffen plakative Bilder für staatliche Repressionen und die Apathie der Bevölkerung. Bei einer seiner Aktionen nähte er sich selbst den Mund zu, um ein Zeichen gegen die Verhaftung der Punk-Aktivistinnen von Pussy Riot zu setzen.
Dimitri Prigow (1940-2007) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der russischen Konzeptkunst. Sein Alleinstellungsmerkmal besteht in der medien- und gattungsübergreifenden Breite de-konstruktivistisch ausgerichteter Werke. Seit seiner Teilnahme 1987 an der documenta 8 in Kassel gehört er zu den viel ausgestellten russischen Künstlern seiner Generation.
Iwan Bunin (1870–1953) war ein russischer Schriftsteller. Breite Berühmtheit erlangte er erst mit seinen preisgekrönten Gedichten und Übersetzungen und später auch mit Erzählungen. Von Zeitgenossen galt er als bester Stilist der russischen Literatur seiner Zeit (Maxim Gorki). Nach der Oktoberrevolution emigrierte er nach Frankreich. 1933 erhielt Bunin als erster Russe den Nobelpreis für Literatur.