Unsere Gnosen sind Hintergrundtexte, die ein spezifisches Thema oder Phänomen knapp, lesbar und wissenschaftlich fundiert erklären – und zitierbar sind. Gnose kommt vom griechischen gnosis – Erkenntnis. Und das ist es, was unsere Gnosen liefern sollen. Etwa wie in Diagnose oder Prognose.
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Gleichzeitig ist die Gnose ein eigenes dekoder-Format: ein Wort, das wir erfunden haben und das sich bei uns fest eingebürgert hat. Mit ihm bezeichnen wir diese besondere Textform, die es in dieser Kombination – journalistisch zugänglich, wissenschaftlich fundiert, in enger Zusammenarbeit mit Forschenden – nur bei dekoder gibt. Gnosen sind so etwas wie unser Markenzeichen, ein Stück „dekoder-Sprache“.
Darum sind Gnosen für uns mehr als nur „Hintergrundtexte“: Sie stehen für die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, für die Qualität und Glaubwürdigkeit von dekoder – und für das kleine Stück Magic, das unser Projekt von Anfang an geprägt hat.
Die Beziehungen zwischen der NATO zu Russland standen von Anfang an unter keinem guten Stern. Der erste Generalsekretär der NATO, Hastings Ismay, brachte es in den 1950er Jahren auf die kurze Formel: „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme in Osteuropa stand zeitweise jedoch sogar eine russische NATO-Mitgliedschaft im Raum. Die frühen 1990er Jahre waren von schwierigen Diskussionen geprägt, bei denen einerseits Beitrittswünsche osteuropäischer Staaten und andererseits russische Empfindlichkeiten berücksichtigt werden mussten. Letztlich setzte sich die Linie des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton durch, der eine Osterweiterung der NATO befürwortete. Heute sind die Beziehungen zwischen der NATO und Russland stark angespannt.
Ales Adamowitsch (1927–1994) war ein sowjetischer und belarussischer Schriftsteller, Drehbuchautor, Literaturwissenschaftler und Menschenrechtler. Er lehrte unter anderem belarussische Literatur in Minsk und an der Lomonossow-Universität Moskau. Adamowitschs Werke wurden zum Teil in andere Sprachen übersetzt, er gilt als Klassiker der belarussischen Literatur.
Chatyn war ein nordöstlich von Minsk gelegenes belarussisches Dorf, das 1943 von der SS niedergebrannt wurde. Dabei starben mindestens 150 Zivilisten. Chatyn wurde nie wieder aufgebaut und ist bis heute eines der wichtigsten Symbole des deutschen Vernichtungskrieges in Belarus. 1969 wurde am Ort des ehemaligen Dorfes eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die NS-Verbrechen errichtet.
Wassil Bykau (1924–2003) war ein sowjetisch-belarussischer Schriftsteller. Als Rotarmist kämpfte er im Zweiten Weltkrieg, der auch im Zentrum seines Werkes steht. Dabei widmete er sich nicht der Heroisierung des Krieges, sondern den moralischen Dilemmata der Soldaten und dem Überlebenskampf der Zivilbevölkerung. Seine auf Belarussisch verfassten Erzählungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt. Während der Perestroika setzte sich Bykau für eine unabhängige und demokratische Republik Belarus ein. Aufgrund von Repressionen emigrierte er 1997 nach Westeuropa.
Zahlreiche sowjetische Jüdinnen und Juden fielen dem Holocaust zum Opfer, Soldaten der Roten Armee zählten zu den ersten, die das Grauen der Konzentrationslager dokumentierten. Dennoch spielte der Holocaust nach 1945 keine Rolle in der sowjetischen Kriegserinnerung. Im heutigen Russland ist der Umgang mit dem Holocaust vom sowjetischen Erbe, aber auch von aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen geprägt.
Im Grunde ein gegrillter Fleischspieß wie überall. Allerdings nicht ganz: Mit kultigen Geheimrezepten wird das Schweinefleisch mariniert. Für russische Schaschliki braucht es natürlich große Spieße. Zubereitung liegt offiziell ausschließlich in Männerhand.2 kg Zwiebeln auf 4 kg Fleisch. Die Zwiebelringe mit viel Salz mit den Händen durchwalken, Fleisch dazu, Pfeffer, Kräuter, rotes Paprika. Alles weiterhin mit den Händen mischen. Eine Geheimzutat: Das Fleisch zunächst mit Buttermilch oder Kefir durchtränken. Alles über Nacht zugedeckt stehen lassen. Am nächsten Tag grillen.
Die Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik (BSSR) war eine Unionsrepublik der Sowjetunion. Sie wurde erstmals am 1. Januar 1919 im russischen Smolensk ausgerufen und bestand bis August 1991. Nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg und dem Friedensvertrag von Riga wurde die BSSR 1920 neu gegründet, ohne die westlichen Territorien, welche an Polen abgetreten wurden. Durch den Hitler-Stalin-Pakt wurden diese Gebiete 1939 jedoch wieder Teil der BSSR und blieben es auch nach 1945. Die rund 70 Jahre BSSR haben Belarus stark verändert und prägen das Land bis heute.
Sjanon Pasnjak (geb. 1944) ist ein belarussischer Oppositioneller. Schon während der Perestroika wurde er zum Anführer der Belarussischen Volksfront „Wiedergeburt“ – eine soziale und politische Bewegung, aus der 1993 die sich als nationalkonservativ positionierende Partei Belarussische Nationale Front (BNF) entstand. Pasnjak galt vielerorts als charismatisch, aber auch als radikaler politischer Gestalter des unabhängigen Belarus. Als direkter Gegner von Lukaschenko musste er bereits 1996 ins Exil, bis heute prägt er aber die politische Landschaft des Landes.
Obwohl sich die Reaktorkatastrophe im AKW Tschernobyl auf dem Gebiet der heutigen Ukraine ereignete, wurde Belarus am stärksten von den Folgen der Katastrophe getroffen. Etwa 70 Prozent des radioaktiven Fallouts gingen auf dem Territorium der heutigen Republik Belarus nieder. Für Belarus ist Tschernobyl daher eine nationale Tragödie mit ökologischen, gesundheitlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Dimensionen. Die Katastrophe hat die Entwicklung des Landes wesentlich beeinflusst und hat bis heute Auswirkungen auf das Leben seiner Bewohner.
Rund 480.000 Menschen saßen 2021 in einer russischen Strafanstalt ein. Mit umgerechnet etwa 3,5 Milliarden Euro verfügte die Strafvollzugsbehörde FSIN schon damals über das europaweit größte Gefängnisbudget. Zugleich hat Russland mit 2,40 Euro die niedrigsten täglichen Ausgaben pro Person – im europäischen Durchschnitt sind es 68,30 Euro pro Häftling und Tag.
1918 wurde in Minsk der Versuch unternommen, eine unabhängige Belarussische Volksrepublik zu etablieren. Doch das Projekt scheiterte. Die Republik verfügte weder über ein festumrissenes Territorium noch eine eigene Verfassung; und nach nicht einmal einem Jahr mussten ihre Vertreter Belarus verlassen. Für die belarussische Opposition stellt sie jedoch bis heute einen wichtigen Bezugspunkt dar.
In den vergangenen 200 Jahren hinderten unterschiedliche Herrschaftsbereiche und politische Systeme die moderne belarussische Sprache daran, sich durchzusetzen. Sie wurde unterdrückt und an den Rand gedrängt. Heute ist sie eine der beiden Amtssprachen der Republik Belarus und hat einen hohen Symbolwert.