Unsere Gnosen sind Hintergrundtexte, die ein spezifisches Thema oder Phänomen knapp, lesbar und wissenschaftlich fundiert erklären – und zitierbar sind. Gnose kommt vom griechischen gnosis – Erkenntnis. Und das ist es, was unsere Gnosen liefern sollen. Etwa wie in Diagnose oder Prognose.
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Gleichzeitig ist die Gnose ein eigenes dekoder-Format: ein Wort, das wir erfunden haben und das sich bei uns fest eingebürgert hat. Mit ihm bezeichnen wir diese besondere Textform, die es in dieser Kombination – journalistisch zugänglich, wissenschaftlich fundiert, in enger Zusammenarbeit mit Forschenden – nur bei dekoder gibt. Gnosen sind so etwas wie unser Markenzeichen, ein Stück „dekoder-Sprache“.
Darum sind Gnosen für uns mehr als nur „Hintergrundtexte“: Sie stehen für die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, für die Qualität und Glaubwürdigkeit von dekoder – und für das kleine Stück Magic, das unser Projekt von Anfang an geprägt hat.
Francisk Skorina (1470 bis ca.1551, belarus. Francysk oder Francišak Skaryna) war der erste Ostslawe, der Bücher druckte. Sein Meisterwerk, dem er seinen Ruhm verdankt, ist die Biblija ruska, mit der er die Heilige Schrift möglichst vielen ostslawisch-orthodoxen Gläubigen zugänglich machen wollte. Die Skorina-Bibel wurde 1517 bis 1519 in Prag gedruckt, wo er die Hochzeit seines Druckerlebens verbrachte. Die nächste Station war Vilnius, wo er vor 500 Jahren das Kleine Reisebuch druckte. So ist Skorina heute auch eine Symbolfigur für die multikulturelle Gesellschaft Litauens – und letztendlich ein Visionär in der Kulturgeschichte einer ganzen Region.
Echo Moskwy wurde 1990 gegründet und war der erste unabhängige Rundfunksender der Sowjetunion. Der Sender erreichte täglich in vielen Regionen Russlands einige Millionen Zuhörer und befand sich stets unter den Top Ten der Moskauer Radiosender. Echo Moskwy wurde oft als eine Bastion der Opposition verstanden. Am Abend des 1. März 2022, nur wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die gesamte Ukraine, wurde der Sender abgeschaltet, die Website gesperrt.
Politische Talkshows zählen zu den erfolgreichsten TV-Formaten auf den russischen Staatssendern. Seit 2014 erlebt dieses Genre, das erst während der Perestroika aufkam und als Forum des neuen Meinungspluralismus diente, eine Renaissance – allerdings unter veränderten Vorzeichen. Heute dienen die täglichen Sendungen vor allem der Selbstaufwertung Russlands und dem Schaffen und Pflegen von Feindbildern. Ein rauer Ton und inszenierte Skandale zählen zum Standardrepertoire von Sendungen wie 60 minut oder Wremja pokashet (dt. Die Zeit wird es zeigen).
Die Staatswerdung Finnlands war im 19. Jahrhundert konstitutiv an das Russische Kaiserreich geknüpft. Ehemals eine schwedische Provinz ist Finnland Anfang des 19. Jahrhunderts zum autonomem Teil des russischen Imperiums geworden und erhielt erst nach der Revolution 1917 die Unabhängigkeit, die jedoch über keine Garantien verfügte. Nach dem Winter- und dem Zweiten Weltkrieg führte Finnland eine Politik der Selbst-Neutralisierung ein: Die Souveränität des Landes sollte nicht losgelöst von der Nachbarschaft mit Russland betrachtet werden. Die Entscheidung der NATO beizutreten, stellt eine fundamentale politische Zäsur dar.
Swetlana Tichanowskaja (geb. 1982, belarussisch: Swjatlana Zichanouskaja) ist eine parteilose belarussische Politikerin. Bei der Präsidentschaftswahl im August 2020 ist sie als Kandidatin gegen den amtierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko angetreten. Die Wahl war offensichtlich manipuliert, das offizielle Wahlergebnis von rund 80 Prozent für Lukaschenko war teils nachweislich gefälscht. Tichanowskaja, die den Wahlsieg zunächst für sich reklamiert hat, musste Belarus offenbar unfreiwillig in Richtung Litauen verlassen. Seither ist sie aus dem Exil heraus die wichtigste Leitfigur der organisierten belarussischen demokratischen Opposition.
Odessa ist eine Stadt im Südwesten der Ukraine am Schwarzen Meer. Gegründet nach dem Russisch-Türkischen Krieg (1787–1792) im Jahre 1794 von Katharina der Großen entwickelte sich Odessa im 19. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Handelsstädte Europas, zum zentralen Getreidehafen des Russischen Reiches und zum kulturellen Schmelztiegel. Die Stadt ist stark von Multikulturalität und Mehrsprachigkeit sowie von ihrer gewaltvollen Geschichte geprägt.
Der Vertrag von Rapallo ist ein 1922 zwischen Deutschland und Sowjetrussland geschlossenes Abkommen, mit dem die beiden Länder nach dem Ersten Weltkrieg diplomatische Beziehungen aufnahmen und eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbarten. Der Vertrag stellte die Basis für die geheime militärische Kooperation beider Staaten dar und gehört zur Vorgeschichte des Hitler-Stalin-Paktes von 1939. Bis heute wird er als Chiffre für eine Annäherung von Deutschland an Russland zu Lasten anderer europäischer Staaten verstanden.
Als Noworossija (dt. Neurussland) bezeichnet die russische Seite häufig den Südosten der Ukraine. Der Begriff wird auf unterschiedliche Gebiete angewandt, meistens werden aber darunter Territorien verstanden, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter Katharina der Großen durch Russland erobert wurden. Im Zuge der Ukraine-Krise begannen die russischen Unterstützer der Separatisten diesen Begriff zu nutzen, um die sich abspaltenden Gebiete zu bezeichnen und diesen eine stärkere russische Identität zu verleihen.
Über Jahrhunderte hat sich in zahlreichen Ländern eine belarussische Diaspora herausgebildet. Auch mit dem Krieg in der Ukraine sind auch viele Belarussen, die sich in Kiew oder anderen ukrainischen Städten etwas neu aufgebaut hatten, wieder auf der Flucht. Die ersten Auswanderungswellen aus dem belarussischen Kulturraum gab es bereits zu Zeiten des Großfürstentums Litauen. Seither haben politische Wirren, Kriege, autokratische Herrschaften, aber auch wirtschaftliche Notzeiten zu weiteren Migrationsbewegungen geführt. Dass Zehntausende nach dem politischen Krisenjahr von 2020 ihr Land verlassen haben, ist in der Geschichte des unabhängigen Belarus bisher beispiellos. Das gab der Diaspora als politische Kraft völlig neuen Auftrieb.
Insgesamt gab es drei Runden der NATO-Osterweiterung: 1999 traten Tschechien, Polen und Ungarn bei. 2004 wurden Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Rumänien, die Slowakei und Slowenien aufgenommen. Im Jahr 2009 wurde der Beitritt Kroatiens und Albaniens vollzogen. Russland sieht in diesen Beitritten eine Verletzung von Abmachungen. Die USA und die NATO betrachten die Erweiterungsrunden im Einklang mit der NATO-Russland-Grundakte – einer völkerrechtlichen Absichtserklärung, die vor allem die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen regelt.
Als Kaljady (каляды) wird in Belarus und bei anderen slawischen Völkern die Zeit zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar (mitunter bis zum 14. Januar) bezeichnet, in der sich heidnische und christliche Rituale und Glaubensvorstellungen zu einer besonderen Art des Weihnachtsfestes vermengt haben.
Passportisierung gilt als eine in großem Maßstab betriebene extraterritoriale Einbürgerung von Einwohnern eines Staates durch einen anderen Staat. Seit 2002 hat Russland tausende Menschen in Abchasien, Südossetien und Transnistrien passportisiert. Eine „Verhinderung von Genozid“ an schätzungsweise 530.000 passportisierten Menschen im Donbas diente dem Kreml im Februar 2022 als einer der Vorwände für den russischen Krieg gegen die Ukraine.