Unsere Gnosen sind Hintergrundtexte, die ein spezifisches Thema oder Phänomen knapp, lesbar und wissenschaftlich fundiert erklären – und zitierbar sind. Gnose kommt vom griechischen gnosis – Erkenntnis. Und das ist es, was unsere Gnosen liefern sollen. Etwa wie in Diagnose oder Prognose.
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Gleichzeitig ist die Gnose ein eigenes dekoder-Format: ein Wort, das wir erfunden haben und das sich bei uns fest eingebürgert hat. Mit ihm bezeichnen wir diese besondere Textform, die es in dieser Kombination – journalistisch zugänglich, wissenschaftlich fundiert, in enger Zusammenarbeit mit Forschenden – nur bei dekoder gibt. Gnosen sind so etwas wie unser Markenzeichen, ein Stück „dekoder-Sprache“.
Darum sind Gnosen für uns mehr als nur „Hintergrundtexte“: Sie stehen für die enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, für die Qualität und Glaubwürdigkeit von dekoder – und für das kleine Stück Magic, das unser Projekt von Anfang an geprägt hat.
Der russische Religionsphilosoph Iwan Iljin (1883–1954) gehört zu den Säulenheiligen der neuen konservativen Staatsideologie in Russland. Seine autoritäre und monarchistische Gesellschaftskonzeption wird in der Ära Putin für die Legitimierung der Vertikale der Macht eingesetzt. Iljin hatte aber auch ein gehaltvolles theologisches Werk vorgelegt, das heute von der politischen Vereinnahmung überschattet wird.
Felix Dsershinski (1877–1926) war ein russischer Revolutionär und sowjetischer Politiker. 1917 gründete er die Tscheka – die Allrussische Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage. Bis zu seinem Tod leitete er die Staatssicherheit bzw. das Innenministerium. Wie kaum ein anderer steht der Name Dsershinski für das sowjetische Machtinstrument des Geheimdienstes, nicht umsonst nannte man ihn den „eisernen Felix“. Der Sturz seines Denkmals vor dem KGB-Gebäude an der Moskauer Lubjanka im Jahr 1991 gilt als eines der wichtigsten politischen Symbole der frühen 1990er Jahre.
Im Jahr 2000 gab es in Russland rund 10.000 Krankenhäuser. Seitdem schlossen mehr als 5000, die Zahl der Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner verringerte sich dabei um mehr als ein Viertel. Seit 2009 wächst zwar die Anzahl von ambulanten Kliniken, doch können diese laut Gesundheitsexperten die entstandenen Defizite der medizinischen Versorgung nicht ausgleichen. Viele Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von einer massiven Krise des russischen Gesundheitssystems.
Seit den 1930er Jahren haben sich die Bilder des Deutschen im russischen Kino genauso gewandelt wie die Bilder des Russen im deutschen Kino. Diese Wandlungen verliefen oft parallel; neben den Kontinuitäten, die mit den deutsch-russischen Beziehungen einhergingen, gab es aber auch Brüche.
Oxxxymiron (geb. 1985) ist ein russischer Rapper. Geboren als Miron Fjodorow in Sankt Petersburg, wuchs er in Deutschland und England auf und studierte Mittelalterliche Englische Literatur in Oxford. Heute gilt er als einer der besten Battlerapper der Welt. Seine Battles haben bis zu 44 Millionen Aufrufe auf YouTube.
Anton Tschechow (1860–1904) gilt als einer der bedeutendsten Autoren der Weltliteratur. Vor allem seine Dramen Der Kirschgarten und Drei Schwestern erlangten enorme Bedeutung. Sie gehören zu den weltweit meistgespielten Bühnenstücken.
In der frühen Sowjetunion sahen einige Juden in der Besiedlung der Krim eine sozialistische Alternative zur Auswanderung nach Israel. In den 1920er Jahren gründeten sie dort jüdische Landwirtschaftskooperativen, später sogar Jüdische Autonome Bezirke. Mit dem Holocaust endete dieses Kapitel jüdisch-sowjetischer Geschichte.
Russland exportiert in die afrikanischen Länder vor allem Rüstungsgüter und Kraftwerkstechnik. Mit einem Handelsvolumen von rund 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr gehört Russland dabei zu den kleineren Handelspartnern von afrikanischen Ländern: Das entsprechende Volumen der EU-Länder beträgt rund 300 Milliarden US-Dollar.
Ostalgie ist untrennbar mit Dingen verbunden. Der Schrott der Geschichte wurde nicht entsorgt, sondern gehortet. Nicht in Russland, nur in Deutschland. Während die Ostdeutschen Elektronik aus DDR-Zeiten sammelten und für ihr Ampelmännchen kämpften, sehnten sich die ehemaligen Sowjetbürger in den krisengeschüttelten 1990er Jahren in die „goldenen 1970er“ der Sowjetunion zurück.
AIDS wurde in der Sowjetunion als Resultat vermeintlich kapitalistischer Übel, wie etwa Homosexualität, Prostitution und Drogen wahrgenommen – und daher lange ignoriert. Nach dem Bekanntwerden der ersten Fälle im eigenen Land wurden die Erkrankten stigmatisiert und die Bevölkerung nur schleppend aufgeklärt.
Gazprom ist das international größte Erdgasunternehmen: Auf Gazprom entfallen rund 69 Prozent der russischen und 12 Prozent der weltweiten Gasförderung. Die Aktienmehrheit gehört dem russischen Staat. Das Unternehmen beschäftigt knapp eine halbe Million Menschen und ist der größte Gas-, Strom-, und Wärmelieferant in Russland.
Vom Fall der Mauer erfuhr Moskau erst aus den Nachrichten, der Botschafter selbst hatte geschlafen. Wobei die sowjetischen Medien zunächst zurückhaltend bis gar nicht berichteten – es war ein heikles Thema und, was noch schwerer wog, es gab genug eigene innenpolitische Probleme, die breit diskutiert wurden und täglich auf die Agenda drängten. Am 9. November 1989 war die UdSSR zu einem Beobachter geworden. Da Michail Gorbatschow Gewalt ausschloss, musste Moskau die neuen Realitäten akzeptieren.