Das vergangene Jahr brachte kontroverse Gerichtsurteile und Verhaftungen mit unklarem Hintergrund. Auch die Aufklärung des Mordes an Boris Nemzow lässt viele Fragen offen. Ein Blick zurück.
Es ist drei Uhr nachmittags, ich stehe an der Metrostation Tschkalowskaja. Vor mir hocken zwei Männer gekrümmt auf allen Vieren und übergeben sich direkt auf meine Schuhe.
Aktuelle Themen: neues Gesetz hebelt Straßburger Gerichtshof aus, alljährliche Pressekonferenz im Kreml, Druck auf türkische Staatsbürger in Russland. Außerdem, wie überall: der neue Star Wars-Film.
Verstöße gegen das Demonstrationsrecht sind inzwischen in Russland ein Straftatbestand. Das erste Urteil fällt sogar schärfer aus, als von der Anklage gefordert: drei Jahre Lagerhaft.
Der sinkende Ölpreis forciert die Inflation, die Luftfahrtbranche ächzt unter den Flugverboten und die Speditionen im Land fürchten die Maut. Außerdem: Ein erstes Urteil ergeht nach dem verschärften Versammlungsrecht – die Woche in Russland.
Längst dient der Westen in Russland wieder als Feindbild. Das mindert nicht die Begeisterung für Hollywood-Kino und westliche Lebensart. Wie kommt es zu diesem Widerspruch?