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Journalismus aus Russland und Belarus in deutscher Übersetzung

  • Video #24: „Sie haben den Donbass einfach ausgeraubt“

    Video #24: „Sie haben den Donbass einfach ausgeraubt“

    Der russische Nationalist Igor Girkin alias Strelkow hatte sich mehr Engagement im Donbass-Krieg gewünscht: Einerseits beklagte er als damaliger „Verteidigungsminister“ der Donezker Volksrepublik im Frühjahr 2014 einen mangelnden Willen der vor Ort lebenden Männer, in den Reihen der „Volksmiliz“ der Separatisten gegen die ukrainische Armee zu kämpfen. Andererseits bemängelte er auch nach seiner Rückkehr nach Moskau im Herbst 2014 immer wieder öffentlich, dass das militärische Vorgehen des Kreml im Donbass nicht mit der notwendigen Entschlossenheit erfolge: „Der Krieg ist schon im Gange, da können wir nicht mehr raus. Jetzt müssen wir diesen Krieg gewinnen“, sagte der Ex-Separatistenführer etwa im Interview mit Znak, in dem er Putins Verhalten außerdem mit dem eines „defätistischen Kapitulanten“ gleichsetzte. 

    Oft wurde der Donbass mit Transnistrien oder etwa Abchasien verglichen und der Verdacht geäußert, Moskau wolle hier einen weiteren eingefrorenen Konflikt schaffen, um seinen Einfluss in der Region zu sichern. Girkin hält von der These wenig. Für die Moskauer „Kuratoren“ der selbsternannten Republiken – allen voran der einstige stellvertretende Leiter der Präsidialadministration Wladislaw Surkow – sei es von Anfang an um etwas anderes gegangen, so Girkin kürzlich im Interview auf Roi TV. Dort bespricht er mit Moderator Maxim Kalaschnikow einen Artikel der russischen Zeitschrift Expert über die Wirtschaft im Donbass.

    Das Originalvideo finden Sie hier.

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    Alexander Dugin

    „Das jetzige Regime ist todgeweiht“

    Disneyland für Patrioten

    Krieg im Osten der Ukraine

    Video #4: Nawalny: Donbass-Krieg zu teuer für Russland

    Video #12: Putin zu Sobtschak: Wollen Sie einen russischen Maidan?

    Georgienkrieg 2008

  • Video #22: „Herr Nawalny, ich fordere Sie zum Duell“

    Video #22: „Herr Nawalny, ich fordere Sie zum Duell“

    Auf YouTube hat der Chef der russischen Nationalgarde Viktor Solotow ordentlich Dampf abgelassen: „Ich fordere Sie zum Duell“, wandte sich der General und einstige Leibwächter Putins in einem siebenminütigen Video an Oppositionspolitiker Alexej Nawalny
    Dessen Fonds für Korruptionsbekämpfung hatte zuvor Recherchen über Korruption bei der Nationalgarde vorgelegt. Dabei wird Solotow beschuldigt, dass er sich persönlich bereichert habe. Dies weist er im Video weit von sich, wenn er auch „korruptionsbedingte Mängel“ in seiner Behörde eingesteht.
    Nawalny sitzt unterdessen eine 30-tägige Haftstrafe ab, wegen Organisation nicht genehmigten öffentlichen Protests. Nichtsdestotrotz hatten seine Anhänger am vergangenen Wochenende erneut in mehreren Städten Russlands Proteste gegen die geplante Rentenreform durchgeführt, dabei waren mehr als 1000 Menschen festgenommen worden.
     
    Solotows virtuelle Kampfansage an „Gospodin Nawalny“ (dt. „Herr Nawalny“) , wie er ihn anspricht, ging im RUnet schnell viral. Kreml-Sprecher Peskow sagte, die Äußerungen Solotows über den offiziellen YouTube-Kanal der Nationalgarde seien mit Putin nicht abgesprochen gewesen. Zugleich äußerte er Verständnis für Solotow und meinte, man müsse Verleumdungen bisweilen im Keim ersticken.


    Das Originalvideo finden Sie hier.


    Mehr zum Thema Alexej Nawalny:

    Alexej Nawalny

    Nawalnys Wahlkampagne

    Streiken oder wählen? Aber wen?

    Debattenschau № 49: Nawalny und die Macht der Straße

    Nawalny obenauf?

    Mehr zum Thema Korruption in Russland:

    Der Geist der Korruption

    Korruption in Russland – soziologische Aspekte

    Kafkas Schloss und Medwedews Villen

    Mehr zum Thema Rentenreform:

    Rentensystem

    Stört die Rente den WM-Frieden?

    Mit den Renten wird die Zukunft des Landes konfisziert


    dekoder-Redaktion
    erschienen am 12.09.2018

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    „Zeit, dem Informationskrieg einen Riegel vorzuschieben“

    Umzingelt von Freunden?

    Der Fall Uljukajew – und seine Vorbilder

    Oligarchen

    Usmanow vs. Nawalny

    Video #1: Alischer Usmanow gegen Alexej Nawalny

  • Video #21: Boykott der „Liberasten“

    Video #21: Boykott der „Liberasten“

    Am 9. September findet in Russland der sogenannte einheitliche Wahltag statt: Unter anderem sollen 26 Gouverneure neu gewählt werden. Während des Wahlkampfes in der Oblast Samara ist nun eine sogenannte „soziale Werbung“ aufgetaucht. Ebenso anonym wie ein Wahlwerbespot zur Präsidentschaftswahl 2018, sorgt auch diese Werbung derzeit für Aufruhr. 

    Dabei wirbt der Spot gar nicht für einen Kandidaten, offenbar soll er Menschen einfach dazu animieren, überhaupt zur Wahl zu gehen. Die Mittel dazu sind hier ähnlich wie bei dem berüchtigten Wahlwerbespot zur Präsidentschaftswahl – die Macher bedienen sich erneut homophober Ressentiments und reproduzieren gängige Klischees über Liberale („Liberasten“).

    Die Frage, wer dahinter steckt, wird auch bei diesem Video vermutlich nie beantwortet. Viele munkeln, dass die Polittechnologen des derzeitigen technokratischen Interims-Gouverneurs Dimitri Asarow die eigentlichen Auftraggeber seien, Beweise für diese These bleiben allerdings aus. 


    Das Originalvideo finden Sie hier.


    Mehr zum Thema LGBT in Russland:

    LGBT in Russland

    „Mir graut davor, mein ganzes Leben so zu verbringen“

    „Sie sehen die Dinge einseitig“

    Video #17: Schwuler in Pflege

    „So eine Hetzjagd auf Schwule gab es noch nie“

    „Das fehlt noch, die Schwulen schützen“

    Video #14: Erste Homo-Ehe in Russland registriert

    Mehr zum Thema Technokratie:

    Polittechnologie

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    Die Nationalzehn

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    Politik aus der Trickkiste

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    Wer geht da demonstrieren?

    Streiken oder Wählen? Aber wen?

    Besondere russische Werte?!

    Panel #1: Gelten in Russland andere Werte als im Westen?

  • Video #20: Russischer Bürgerkrieg

    Video #20: Russischer Bürgerkrieg

    Die Ereignisse im ehemaligen Russischen Reich, die dem Oktoberaufstand und der bolschewistischen Machtübernahme in St. Petersburg folgten, sind als Russischer Bürgerkrieg in die Geschichte eingegangen. Der Krieg ist schwer zu datieren, die Kriegsparteien schwer zu benennen. Das russische aufklärerische Medien-Projekt Karta istorii (dt. „Karte der Geschichte“), das aus dem Project1917 hervorgegangen ist, zeigt in einem Erklärvideo das Chaos, in dem Russland nach der Oktoberrevolution versank und das mehreren Millionen Menschen das Leben kostete.



    Mehr zu den Themen Erster Weltkrieg, Oktoberrevolution und Russischer Bürgerkrieg:

    Russischer Bürgerkrieg

    Oktoberrevolution

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    Erster Weltkrieg

    Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk

    Historische Debattenschau: Friedensvertrag von Brest-Litowsk

    Historische Presseschau: Oktober 1917

     

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    „Geknallt hätte es sowieso“ – Teil I

    „Geknallt hätte es sowieso“ – Teil II

    FAQ zum Revolutionsgedenken 1917

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    Oktoberrevolution: Erbe ohne Erben

    Video #16: Loblied auf Stalin

  • Video #19: Best of Kleimjonow

    Video #19: Best of Kleimjonow

    Neue Sprache im staatlichen Ersten Kanal: Die Anmoderationen von Kirill Kleimjonow sollten nicht mehr sachlich und nüchtern sein. Das ist ihm gelungen. Ein Best of mit Kommentaren von Oleg Kaschin.

     

    „Der Beruf des Verräters“, sagt Kleimjonow, „ist einer der gefährlichsten auf der ganzen Welt.“ Dann beginnt ein Beitrag über den vergifteten russischen Ex-Spion Sergej Skripal.
    Kirill Kleimjonow war zwischen Februar und Mai wieder Moderator der Abend-Nachrichtensendung Wremja im staatlichen Ersten Kanal. Er hatte sie bereits zwischen 1998 und 2004 moderiert.
    Wremja ist nicht irgendeine Nachrichtensendung, sie hat die höchsten Einschaltquoten, erreicht täglich mehrere Millionen Zuschauer. Der Journalist Oleg Kaschin schreibt auf Republic:

    [bilingbox]Die Sendung Wremja [dt. „Zeit“] ist zweifellos ein Symbol für Russlands TV-Staatlichkeit. Gleichzeitig ist sie wahrscheinlich mit das wichtigste Element des sowjetischen Medienerbes, das bis in unsere Tage überlebt hat. Vergleichen kann man die Sendung Wremja nur mit der Prawda. Während letztere in unserer Zeit zu einem auflagenstarken Firmenblatt der KPRF geworden ist, die nichts mehr mit der wichtigsten und größten Zeitung der Sowjetunion gemein hat, ist Wremja eine derart konstante Größe im Sendungsspektrum – als hätte sich im Land nie etwas geändert, als wäre es ewig 9 Uhr abends Moskauer Zeit.~~~Программа «Время» – бесспорный символ российской телевизионной государственности и одновременно, вероятно, важнейший элемент советского медийного наследия, доживший до наших дней; сравнить программу «Время» можно только с газетой «Правда», и если последняя в наше время превратилась в корпоративную многотиражку КПРФ, не имеющую ничего общего с главной газетой Советского Союза, то программа «Время» – это такая эфирная константа, как будто в стране никогда ничего не менялось, вечные девять часов вечера по Москве.[/bilingbox]


    Das Gesicht von Wremja ist eigentlich Jekaterina Andrejewa, die die Nachrichtensendung seit 1997 moderierte, außerdem auch Witali Jelisejew. Ab Februar übernahm Kirill Kleimjonow wieder diese Rolle und machte alles anders als bisher: Aus einem neuen modernen Studio heraus ersetzte er die bislang eher nüchterne Nachrichten-Sprache in seinen Anmoderationen durch subjektive Kommentare. Nach der Amtseinführung Putins Anfang Mai diesen Jahres zog sich Kleimjonow, der seit 2016 auch im Direktorenrat des Senders ist, dann wieder hinter die Kamera zurück. Ist sein Experiment, einen neuen Ton zu finden, geglückt? Oleg Kaschin kommentiert: 

    [bilingbox]Wremja als Abend-Show lässt flache Witze über Grudinins Goldbarren los, bringt das unglaubliche „Fröhlicher-aber-kürzer“ über die Lebenserwartung der Russen und quittiert Skripals Vergiftung mit Schadenfreude, die der westlichen Presse als ein Beweis diente, dass die russische Regierung an dem Mordversuch des ehemaligen Spions beteiligt war.

    Sieht man in Kleimjonows Experiment einen Versuch, für die Sendung Wremja eine menschliche Sprache zu finden, dann ist das Ergebnis des Experiments grausig. Es zeigt: Lieber die unmenschliche Sprache, wie bisher in der Sendung üblich, leidenschaftslos, ohne Mimik und treu dem aus fremder Feder oder auch einer Maschine vorgeschriebenen trockenen Text. Denn wenn Wremja anfängt menschlich zu sprechen, kommt dabei eben ein solches „Fröhlicher-aber-kürzer“ heraus.~~~Программа «Время» как вечернее шоу – это казарменные шуточки про золотые слитки Грудинина, невероятное «веселее, но короче» о продолжительности жизни россиян и злорадство после отравления Скрипалей, ставшее для западной прессы одним из доказательств причастности российских властей к попытке убийства бывшего шпиона. Если считать клейменовский эксперимент попыткой поиска человеческого языка для программы «Время», то итог этого эксперимента жутковат – оказывается, лучше говорить на нечеловеческом, вот как было принято в этой программе до сих пор, бесстрастно, не меняя выражения лица и не отклоняясь от написанного другими людьми, а то и машиной, сухого текста, потому что если программа «Время» начинает говорить по-человечески, то получается вот это «веселее, но короче».[/bilingbox]


    Mehr zur Medienlandschaft in Russland:

    Alles Propaganda? Russlands Medienlandschaft

    Mehr zur schwarz-orangenen Schleife im zweiten Teil:

    St. Georgs-Band


    dekoder-Redaktion
    erschienen am 24.5.2018

    Dieses Video wird gefördert von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.

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    Warum Putin kein Populist ist

    Die Geburt des Politischen aus dem Geist der Propaganda

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    Debattenschau № 64: Putins Wahlsieg

    Sprache und das Trauma der Befreiung

  • Video #18: „Er ist nicht unser Zar“

    Video #18: „Er ist nicht unser Zar“

    Am 5. Mai gingen russlandweit tausende Menschen auf die Straße, um gegen die bevorstehende vierte Amtszeit von Präsident Putin zu demonstrieren. Zu dem Protest aufgerufen hatte der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny unter dem Motto „Er ist nicht unser Zar!“. Konstantin Selin hat für Fontanka.ru die Demonstration in Sankt Petersburg mit seiner Kamera begleitet.


    Video: Konstantin Selin/Fontanka.ru (Original)

    Mehr zum Thema in unserem Material „Er ist nicht unser Zar”

     

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    „Patrioten gibt’s bei euch also keine?“

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    Video #2: Petersburger Polizei: Keine Demo auf dem Marsfeld

    Video #15: Putin: Jetzt hört uns zu

    Video #16: Loblied auf Stalin

    Video #17: Schwuler in Pflege

    „Er ist nicht unser Zar“

  • Video #17: Schwuler in Pflege

    Video #17: Schwuler in Pflege

    Während des Wahlkampfes ist ein anonymer Wahlwerbespot aufgetaucht, der sehr schnell viral ging. Der Spot betont, wie wichtig es ist, wählen zu gehen. Geht man nicht, so zeigt der Film Folgen, vor denen der russische Wähler anscheinend Angst haben soll: Etwa ein Gesetz, dass jede Familie einen Schwulen in Pflege nehmen muss. Die Hauptfigur mimt der beliebte Komiker Sergej Burunow, der sehr bekannt ist aus dem Fernsehen.

    Seit der Spot erschien, spekuliert das Netz: Wer war der Auftraggeber? Steckt gar Putins Wahlkampfstab dahinter?

    Oleg Kaschin kommentiert auf Republic, dass diese Frage im Grunde irrelevant sei, in jedem Fall könne man in dieser Art der Wahlwerbung die Handschrift des Staatsapparates erkennen. Der Spot sage viel darüber aus, wie sich der Staat den Durchschnittsrussen vorstelle, und in welcher Sprache er mit diesem kommuniziere:


    [bilingbox]Die Sprache von Fernseh-Comedians eignet sich sich bestens für eine Wahlkampagnen-Ausschlachtung im Interesse Putins, unter anderem deshalb, weil die jetzige Epoche keinerlei eigene originelle Sprache hervorgebracht hat. Ein Defizit an Worten und Redeweisen sowie die Verarmung politischer Rhetorik in kritischem Ausmaß ist ein Fakt, als dessen leibhaftige Verkörperung die staatlichen Pressesprecher gelten können, allen voran Dimitri Peskow.

    Über deren Stimme kommunizieren die Machthaber mit der Gesellschaft. Und diese Stimme ist nicht imstande auch nur irgendwas Überzeugendes hervorzubringen. Deswegen versammeln die Machthaber – wenn sie dem Volk etwas Ernstes mitteilen wollen (und die Wahlbeteiligung ist das Ernsteste, was es derzeit im Zusammenhang mit den Wahlen gibt) – Komiker und inszenieren mit deren Zugkraft parodistische Stücke.~~~Язык телевизионных юмористов лучше всего подходит для предвыборной эксплуатации в интересах Путина в том числе потому, что никакого другого собственного оригинального языка эта эпоха не произвела. Дефицит слов и интонаций, критическое обеднение политической риторики – факт, живым воплощением которого можно считать государственных пресс-секретарей во главе с Дмитрием Песковым. Их голосом с обществом разговаривает власть, и этот голос не в состоянии произнести ничего убедительного вообще, поэтому, когда власти нужно сообщить народу что-то серьезное (а явка же – это сейчас самое серьезное из всего, что связано с выборами), она собирает комических актеров и ставит их силами пародийный сценарий.[/bilingbox]


    Mehr zum Thema Präsidentschaftswahl 2018:

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    Dossier zum Thema Wlast – Russlands Machteliten

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    LGBT in Russland

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    Noworossyrija – Freiwillig für Assad in den Krieg

    Tanz der freien Bürger

    dekoder-Redaktion
    erschienen am 13.03.2018

    Diese Übersetzung wurde gefördert von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.

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    Wlast

    Was kommt nach Putin?

    Die Honigdachs-Doktrin

    Die Verfassung der Russischen Föderation

    Gefühlt Alternativlos

    „Die Menschen wollen Veränderung“

  • Video #16: Loblied auf Stalin

    Video #16: Loblied auf Stalin

    Eine kleine Revolution bei den Kommunisten: Wenn im postsowjetischen Russland ein neuer Präsident gewählt wurde, hieß der Kandidat der KPRF in der Regel Gennadi Sjuganow – der auch seit Parteigründung deren Vorsitzender ist. Für die bevorstehende Präsidentschaftswahl am 18. März 2018 haben die Kommunisten nun einen neuen Kandidaten ins Rennen geschickt: Pawel Grudinin. Dem Mehrheitseigner und Direktor der Sowchose Lenin wird aktuell vorgeworfen, mehrere schweizer Bankkonten verschwiegen zu haben. Das wäre formell ein Grund, Grudinin von der Wahl auszuschließen. Doch die Zentrale Wahlkommission beschränkt sich derzeit darauf, Grudinins neu entdeckten Auslandskonten in die offizielle Kandidaten-Info aufzunehmen.

    Der russische YouTuber Juri Dud hat sich für seinen Kanal vDud mit dem Kandidaten der Kommunisten getroffen und ihn über sein Verhältnis zu Stalin befragt.


    Das Originalvideo finden Sie hier.
    Veröffentlicht: 9. März 2018.


    Wie stehen andere Kandidaten zu Stalin?

    Xenia Sobtschak: Schandfleck der russischen Geschichte

    Die Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak geht auf ihrer Website hart ins Gericht mit dem Diktator. Sie erklärt, warum eine Verherrlichung Stalins im heutigen Russland nicht zulässig sei:

    [bilingbox]Vor 65 Jahren ist Stalin gestorben. Bedauerlich ist nur, dass er für seine Untaten nie vor einem irdischen Gericht stand. […] Stalin ist ein Schandfleck in der Geschichte unseres Landes. Von dieser Schande kann man sich nur auf eine Art befreien – so wie sich das deutsche Volk von seiner historischen Schande befreit hat: indem man die Wahrheit sagt. Die Wahrheit darüber, dass Stalin verantwortlich ist für den Tod von Millionen Menschen – unschuldiger, verletzter, alter, Kinder. Politiker, die Stalin rechtfertigen, […] die ihm irgendeine mythische oder gar positive Rolle in der Geschichte zuschreiben, sind Mittäter dieser und künftiger Verbrechen.~~~65 лет назад умер Сталин. Жалеть можно только о том, что за свои злодейства он не предстал перед земным судом. […] Сталин — позорное пятно на истории нашей страны. Избавиться от этого позора можно единственным способом — так же, как избавился от своего исторического позора народ Германии. Говоря правду.

    Правда в том, что Сталин — ответственный за смерть миллионов людей, невиновных, раненых, стариков, детей. Политики, оправдывающие Сталина […] , признающие за ним какую-то мифическую и тем более положительную роль в истории, — соучастники этих преступлений и соавторы преступлений будущих.[/bilingbox]

     

    Wladimir Putin: Kind seiner Zeit

    Wladimir Putin sieht die Sache nicht so eindeutig wie seine Konkurrentin im Wahlkampf. In Oliver Stones The Putin Interviews meinte er, man müsse Stalin trotz seiner Verbrechen aus dem historischen Kontext heraus betrachten:

    [bilingbox]Stalin war ein Kind seiner Zeit. Man kann ihn noch so sehr dämonisieren oder eben noch so viel über über seine Verdienste beim Sieg über den Nazismus sprechen. […] Eine übermäßige Dämonisierung Stalins ist, wie mir scheint, eines der Mittel, um die Sowjetunion und Russland anzugreifen. Um zu zeigen, dass das heutige Russland irgendwelche Muttermale des Stalinismus trägt. Wir alle haben irgendwelche Muttermale. Na und? Natürlich bleibt was im Bewusstsein hängen, aber das heißt nicht, dass wir alle Gräuel des Stalinismus vergessen sollten, die mit Konzentrationslagern und der Vernichtung von Millionen von Landsleuten verbunden sind.~~~Сталин был продуктом своей эпохи. Можно сколько угодно его демонизировать и сколько угодно, с другой стороны, говорить о его заслугах в победе над нацизмом. […] Мне кажется, что излишняя демонизация Сталина — это один из способов, один из путей атаки на Советский Союз и Россию. Показать, что сегодняшняя Россия несет на себе какие-то родимые пятна сталинизма. Мы все несем какие-то родимые пятна, ну и что. Конечно, в сознании что-то остается, но это не значит, что мы должны забыть все ужасы сталинизма, связанные с концлагерями и уничтожением миллионов своих соотечественников.[/bilingbox]

     

    Wladimir Shirinowski: Halunke und Verbrecher

    Wladimir Shirinowski, Präsidentschaftskandidat der LDPR, ist bekannt für seine leidenschaftlichen Ausbrüche. Dementsprechend beantwortet er auch die Frage nach Stalin:

    [bilingbox]Schauen Sie sich den Lebenslauf an: Hat nie irgendwo studiert, nie irgendwo gearbeitet, in zehn Jahren zwei Priesterseminare abgebrochen, war nie bei der Armee. Seine ganze Biografie besteht aus Verbannung, Lager, Flucht und Diebstahl. Das war vor der sowjetischen Herrschaft. Unter sowjetischer Herrschaft ist er gleich Minister geworden. Stellen Sie sich das vor, der hat nie etwas geleitet, nur kriminelle Strukturen verwaltet. […] Alles was Stalin gemacht hat ist, Konkurrenten auszuschalten. Auf Russland hat er doch gespuckt, auf das russische Volk, auf sein eigenes Georgien, auf alles. […] Anfang März liegt er im Sterben, liegt da mit einem Schlaganfall und seine engsten Berater, wie wilde Tiere, machen nichts. Soll das ein Anführer sein? […] Es haben ihn doch alle gehasst, alle, die wussten was für ein Halunke und Verbrecher das ist.~~~Посмотрите на биографию: никогда нигде не учился, никогда нигде не работал, десять лет – две духовные семинарии так и не окончил. Человек в армии никогда не был. Вся его биография: ссылки, лагеря, побеги, грабежи. Это до советской власти. Советская власть: сразу министром стал. Представляете, ничего никогда не управлял, только криминальными структурами управлял. […] Вся деятельность Сталина – это уничтожить своих конкурентов. Плевать на Россию, на русский народ, на собственную Грузию, на все наплевать. […] Он умирает первого марта, он лежит с инсультом и ближайшие соратники как звери ничего не делают. Это что руководитель? […] Так его ненавидели все, все его ненавидели, кто знал, каков он негодяй и преступник.[/bilingbox]

    Diese Veröffentlichung wurde gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

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    Stalin: eine aufgezwungene Liebe

    Stalins Tod

  • Video #15: Putin: Jetzt hört uns zu

    Video #15: Putin: Jetzt hört uns zu

    Am 1. März 2018 sprach Putin vor der Föderationsversammlung. Die jährliche Rede zur Lage der Nation hatte eigentlich schon Ende 2017 stattfinden sollen, wurde dann allerdings verschoben – und fiel nun genau in die Wahl­kampf­zeit. War der erste Teil friedlichen Themen wie Armutsbekämpfung und BIP-Steigerung gewidmet, standen in den letzten 45 Minuten Neuerungen aus der Rüstungs­industrie im Fokus: Atom­raketen, U-Boot-Drohnen, Laser­waffen – dann gabs standing ovations für den Präsidenten.

    Das Originalvideo finden Sie hier.


    Facebook: Raketen-Spiele

    Yevgenia Albats, Chefredakteurin von The New Times, kommentiert die Rede auf Facebook:

    [bilingbox]Ein nicht mehr junger Mann spielt schon gut 20 Minuten Raketen-Baller-Spiele. Im Saal sitzen andere nicht mehr junge Männer und jauchzen ob der Bildchen. Das gab es schonmal. Und wie das endete, ist auch bekannt.

    ~~~Не молодой уже человек уже минут 20 играет в ракеты — в зале сидят не молодые мужчины и радостно повизгивают от картинок. Все уже было. И чем закончилось — известно тоже.

    [/bilingbox]

    RIA Novosti: Putin sichert Frieden

    Nach Putins Waffenvorstellung werde es in absehbarer Zeit niemand mehr wagen, Russland anzutasten, meint RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan auf RIA Novosti:

    [bilingbox]Ich hasse Krieg. Und habe große Angst davor. […] Daher empfinde ich nach der Rede weder Stolz noch Euphorie. Sondern Erleichterung und Beruhigung. Nur ein Dummkopf oder Verräter versteht nicht, dass Putin all das gesagt und getan hat, damit es keinen Krieg gibt.

    ~~~Я ненавижу войну. И очень ее боюсь. […]

    Поэтому от Послания сегодня я испытываю не гордость и не эйфорию. Я испытываю облегчение и умиротворение.

    Не понимать, что все сказанное и сделанное Путиным сделано для того, чтобы войны НЕ было, может только глупец или предатель.

    [/bilingbox]


    Mehr zum Thema „Atommacht Russland“:

    Wie Russland lernte, die Bombe zu lieben

    Mehr zum Thema „russische Außen- und Sicherheitspolitik“:

    Die Honigdachs-Doktrin

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    erschienen am 01.03.2018

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    Video #8: Putin: Kosovo als Präzedenz für Krim und Katalonien?

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    Video #14: Erste Homoehe in Russland registriert

  • Video #14: Erste Homoehe in Russland registriert

    Video #14: Erste Homoehe in Russland registriert

    Zwei Stempel im russischen Pass, da steht es schwarz auf weiß: Pawel Stozko und Jewgeni Wojciechowski sind miteinander verheiratet. Das schwule Paar gab sich in Kopenhagen das Jawort, wie es viele homosexuelle Russen tun, ließ die Ehe aber in Russland anerkennen, was noch niemand versucht hat. In ihrem Fall ging es allerdings problemlos – zunächst. Im Fernsehsender Doshd erzählen sie von dem ungewöhnlichen Vorgehen und erklären ihre Beweggründe, die Ehe in Russland offiziell registrieren zu lassen.

     
    Das Originalvideo finden Sie hier.

    Doch unmittelbar nach Publikwerden des ungewöhnlichen Falles, erklärte die Sprecherin des Innenministeriums Irina Wolk die Pässe für ungültig. Der zuständigen Behördenmitarbeiterin, die die Ehe anerkannt hatte, und ihrer Vorgesetzten werde gekündigt, so Wolk. Die Wohnung des Paares wurde belagert von Polizisten, die von ihnen verlangten, die Pässe herauszugeben. Zwischenzeitlich wurde der Strom abgedreht, um Druck auf sie auszuüben. Den beiden wurde eine „Ordnungswidrigkeit” vorgeworfen, nämlich das „vorsätzliche Beschädigen von Dokumenten“. Die Eltern von Pawel Stozko erhielten anonyme Drohanrufe, sogar die Polizei kam bei ihnen vorbei – ohne Durchsuchungsbefehl, unter dem Vorwand, es sei ein Verbrechen im Hof des Hauses begangen worden.

    Vorwürfe, die gleichgeschlechtliche Ehe sei verboten in Russland, wo es das sogenannte Anti-Propagandagesetz gibt, sind allerdings haltlos. Das erklärte auch Jelena Lukjanowa, Professorin an der MGU und spezialisiert auf Verfassungsrecht, auf dem Radiosender Echo Moskwy: „Sie haben ihre Ehe in genauer Übereinstimmung mit dem russischen Familienrecht registrieren lassen, in dem nicht steht, welches Geschlecht die Bürger haben müssen, die ihre im Ausland geschlossene Ehe in Russland anerkennen lassen.”

    Pawel Stozko und Jewgeni Wojciechowski jedenfalls haben inzwischen das Land verlassen. In einer Stellungnahme dazu schreibt das Russian LGBT Network, das Paar habe sich aufgrund des „großen Drucks“ zu diesem Schritt gezwungen gesehen.


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