дekoder | DEKODER

Journalismus aus Russland und Belarus in deutscher Übersetzung

  • Presseschau № 41: Dumawahl 2016

    Presseschau № 41: Dumawahl 2016

    Nach der Dumawahl am Sonntag sind – wie schon seit 2011 – vier Parteien im russischen Parlament vertreten: die Kremlpartei Einiges Russland, die Kommunistische Partei (KPRF), die nationalkonservative Liberaldemokratische Partei (LDPR) und die linke Partei Gerechtes Russland. Mit insgesamt 343 von 450 Mandaten erhält Einiges Russland die meisten Sitze im Parlament. Dieses Ergebnis galt als erwart- und vorhersehbar. Präsident Wladimir Putin ließ nach Bekanntgabe der Stimmanteile verlautbaren, die Menschen hätten gespürt, dass gesellschaftliche und politische Stabilität gebraucht würde.

    Nach der Wahl ist vor der Wahl? An der politischen Kräfteverteilung hat sich nichts Wesentliches geändert, mit dem Unterschied, dass Einiges Russland nun sogar eine Zweidrittelmehrheit innehat. Die Systemopposition teilt sich untereinander ihre Plätze lediglich etwas anders auf. In der Presse wurde daher vor allem diskutiert, welche Signalwirkung davon ausgeht – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Fälschungsvorwürfe laut wurden und die Wahlbeteiligung nach aktuellem Stand bei nur 47,81 Prozent lag.

    Komsomolskaja Prawda: Kein Anlass zur Euphorie

    Der Chefredakteur der regierungsnahen Komsomolskaja Prawda, Wladimir Sungorkin, geht auf die sinkende Wahlbeteiligung ein und führt sie darauf zurück, dass es kein Vertrauen in den Wahlmechanismus gebe.

    [bilingbox]Mich beunruhigt diese Euphorie von Einiges Russland. Ihr glaubt doch nicht etwa wirklich an das, was ihr sagt? […] Ihr sagt, das Volk habe für Einiges Russland gestimmt. Nun mal langsam. Ein gewisser Teil hat für Einiges Russland gestimmt. Kein großer. Das kann man leicht nachrechnen. Ungefähr 20 Millionen von 145 Millionen haben Einiges Russland gewählt. Über die Hälfte der Wahlberechtigten sind nicht zur Wahl gegangen. Wir verlegen uns auf Schamanismus: In Frankreich sind sie weggeblieben, in Deutschland sind sie weggeblieben. Hört mal, aber wir sind hier nicht in Frankreich und nicht in Deutschland. Meine Bewertung fällt so aus: Ein riesiger Teil der Bevölkerung ist nicht hingegangen, weil er keinerlei Vertrauen in die Wahlen hat. Er geht nicht hin, weil er nicht daran glaubt. Ich denke, es gibt keinen Grund zur Euphorie. ~~~Меня тревожит такая эйфория «Единой России». Неужели вы действительно верите в то, что вы говорите? […] Вы говорите, что народ проголосовал за «Единую Россию». Давайте как-то осторожнее. Некая часть народа проголосовала за «Единую Россию». Она небольшая. Это же в пределах арифметики. Примерно 20 миллионов из 145 миллионов населения России проголосовало за «Единую Россию». Больше половины избирателей не пришли. Мы начинаем шаманствовать: во Франции тоже не пришли, и в Германии не пришли. Слушайте, у нас далеко не Франция и не Германия. Мое оценочное суждение: огромная часть населения не пришла, потому что абсолютно не доверяет выборному механизму. Она не идет, потому что не верит. Я считаю, что поводов для эйфории нет.[/bilingbox]

    Slon: „Wahl zwischen schlechten Möglichkeiten“

    Andrej Archangelski findet, es habe bei der Dumawahl lediglich eine „Wahl zwischen schlechten Möglichkeiten“ bestanden. Auf dem unabhängigen Magazin Slon fragt er sich, wie sich das auf die Psyche der Wähler auswirkt.

    [bilingbox]Das Besondere an dem aktuellen Wahlkampf bestand darin, dass formal die Wahlmöglichkeiten zugenommen hatten (bei den vorigen Wahlen war die Einstiegshürde für die Parteien höher und es gab keine Einerwahlkreise). Doch sowohl bei den vergangenen als auch bei diesen Wahlen hat im Endeffekt das grundlegende Prinzip gesiegt, das wir als „Wahl zwischen schlechten Möglichkeiten“ bezeichnen – wenn jedwede Verhaltensstrategie des Wählers das Ergebnis nicht grundlegend beeinflussen kann. Das versetzt jedes Mal insbesondere dem moralischen Zustand der Gesellschaft einen derben Schlag und erzeugt weiteren Unglauben und Apathie.~~~Специфика нынешней выборной кампании в том, что формально возможности выбора стали шире (на прошлых выборах был выше проходной барьер для партий и не было одномандатников). Но и на прошлых, и на этих выборах побеждает в итоге все тот же базовый принцип, который мы назовем «ситуацией плохого выбора», когда любая альтернативная стратегия поведения избирателя на выборах не может принципиально повлиять на конечный результат. Это всякий раз сильно бьет именно по моральному состоянию общества и порождает еще большее неверие и апатию.[/bilingbox]

    Izvestia: Wie es in einem demokratischen Land sein soll

    In der kremlnahen Zeitung Izvestia sieht der Politikwissenschaftler Alexej Martynow Russland dagegen im Kreis lupenreiner Demokratien angekommen. In denen das Volk naturgemäß der Souverän sei.

    [bilingbox]Trotz trüber Prognosen einiger unzufriedener Polittechnologen waren diese Wahlen geprägt von spannenden Kämpfen, dramatischen Situationen und scharfer Konkurrenz. Außerdem bemerkten alle Beobachter und Experten eine völlig neue Qualität des Wahlprozesses und des Wahlkampfs selbst. […] Insgesamt ist die Demokratie in Russland herangereift. Zu einer anerkannten Notwendigkeit. Wahrscheinlich ist bei den jetzigen Parlamentswahlen der Wähler zu einem der wichtigsten Teilnehmer geworden. So, wie sich das in einem demokratischen europäischen Land gehört.~~~Вопреки унылым прогнозам некоторых неудовлетворенных политтехнологов эти выборы оказались отмечены высоким накалом борьбы, драматичными ситуациями и острой конкуренцией. Кроме того, все наблюдатели и эксперты отмечают совершенно новое качество выборного процесса и самой предвыборной кампании. [….] В целом демократия в России повзрослела. Стала осознанной необходимостью. Наверное, одним из главных участников прошедших парламентских выборов стал избиратель. Как и должно быть в демократической европейской стране.[/bilingbox]

    Nesawissimaja Gaseta: Bodensatz bleibt haften

    Alexej Gorbatschow, Beobachter der Nesawissimaja Gaseta, hat beim Verfolgen der medialen Berichterstattung zwei völlig verschiedene Wahltage erlebt.

    [bilingbox]Wie zu erwarten, entfernten sich Regierungsvertreter und Opposition im Laufe des Wahltages immer weiter voneinander in ihrer Bewertung über den Verlauf der Abstimmung. Auch in den Medien wurden unterschiedliche Bilder gezeichnet. Während die staatlichen Sender Berichte über einen ruhigen, ja geradezu feierlichen Tag brachten, wimmelte es im Internet und in den sozialen Netzwerken von Meldungen über Verstöße. Insgesamt gab es nur geringfügig weniger Informationen über den massiven zusätzlichen Stimmeinwurf oder die berühmten Wähler-Karussels als im Jahr 2011. […]~~~Как и полагается, представители власти и оппозиции в течение дня существенно расходились в оценках хода голосования. Разные картинки предоставила и медиасфера. Если на госканалах звучали рапорты о спокойном и даже праздничном дне, то Интернет и соцсети были забиты сообщениями о нарушениях. Судя по всему, информации о пресловутых вбросах и «каруселях» окажется лишь немногим меньше, чем в 2011-м. […] В общем, уже можно сделать предварительный вывод о том, что идеальной кампании, конечно, не получилось. Указания Кремля о конкурентных, открытых и легитимных выборах, как и предполагалось, хроника 18 сентября сильно портит. И хотя большая часть сообщений о нарушениях или не подтвердится, или будет проигнорирована, а то и просто замолчена, но осадок, как говорится, все равно останется.[/bilingbox]

    Lilia Shevtsova (facebook): Fake-Vertretung

    Die renommierte Politikwissenschaftlerin Lilia Shevtsova schreibt auf ihrer facebook-Seite, die Verbindung zwischen Volk und Volksvertretung sei seit langem abgerissen. Der Graben vertiefe sich nach dieser Wahl.  

    [bilingbox]Einen RISS. Genau den wird die Siebente Duma demonstrieren. Den Riss zwischen der neuen Realität des Landes, das immer tiefer in die Krise gleitet, und den Versuchen des Kreml, Stabilität zu wahren. Die verrostete parlamentarische Konstruktion entspricht schon seit langem nicht mehr den gesellschaftlichen Anforderungen. Sie könnte noch eine Zeit lang weiterrosten. Doch wird die Duma heute potenziell zu einem revolutionären Faktor – weil sie eine Fake-Vertretung darstellt. Die Gesellschaft wird in dieser Situation wachsender Unzufriedenheit dazu gezwungen sein, ihre Interessen auf der Straße zu formulieren – weil sie legaler Kanäle zur Durchsetzung ihrer Interessen beraubt ist. Und die Regierung weiß das sehr wohl. Warum sonst sollte sie schon im Vorwege ein repressives Verteidigungssystem geschaffen haben? […] Also haben wir es gerade mit dem letzten Atemzug der „parlamentarischen Stabilität” zu tun. Und er wird in die Geschichte eingehen als Beispiel für die Diskreditierung des Parlamentarismus.~~~РАЗРЫВ. Именно это будет демонстрировать седьмая Дума. Разрыв между новой реальностью страны, все глубже вползающей в кризис, и попытками Кремля сохранить стабильность. Заржавевшая «парламентская» конструкция давно уже не отвечает запросам общества. Она могла бы еще какое-то время ржаветь и дальше. Но сегодня Дума потенциально становится революционным фактором – в силу своей функции фейкового представительства. Общество в ситуации нарастающего недовольства и не имея легальных каналов защиты своих интересов, будет вынужденно выражать свои интересы через улицу. Впрочем, власть это понимает. Иначе зачем заранее создавать репрессивную систему обороны? […] Так, что мы имеем дело с последним вздохом «парламента стабильности». И он останется в истории, как пример дискредитации парламентаризма. [/bilingbox]

    Rossijskaja Gaseta: Die Gesellschaft akzeptiert das System

    Leonid Radsichowski, Kolumnist der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta, meint, dass das System die heutige Duma reproduziert habe und die Gesellschaft damit einverstanden sei:

    [bilingbox]Man kann durchaus sagen, dass die Duma die Hürde des Wahlkampfs überwunden hat und dabei nicht mit dem Fuß hängengeblieben ist: Das System hat sich selbst reproduziert, hat die heutige Duma reproduziert. […] Die Gesellschaft, die in Russland existiert (die Mehrheit), akzeptiert das Parteiensystem (und auch das politische System insgesamt), das wir haben. Genau wie auch die Gesellschaften in den anderen Ländern des Westens und Ostens mit ihrem politischen und ihrem Parteiensystem faktisch einverstanden sind. Die Systeme unterscheiden sich, die Gesellschaften unterscheiden sich, die Vorstellungen von Wettbewerb unterscheiden sich, das Zusammenspiel zwischen Verwaltungssystem, politischem System und Gesellschaft ist ein jeweils anderes, aber in jedem existierenden stabilen Staat gibt es ganz offensichtlich eine ENTSPRECHUNG zwischen der Gesellschaft und dem System. Und die heißt Gesellschaftsvertrag – entweder ist er schriftlich niedergelegt in Gesetzen oder er existiert als stillschweigende Übereinkunft.~~~Можно сказать, что Дума перепрыгнула через веревочку выборов, и ножкой не зацепив, Система воспроизвела себя, воспроизвела сегодняшнюю Думу. […] Общество, существующее в России (большинство), принимает ту партийную Систему (как и в целом политическую Систему), которая есть. Так же как общества в других странах Запада и Востока по факту устраивает их партийно-политическая Система. Системы – разные, общества – разные, представления о конкуренции – разные, соотношение "Административная Система – Политическая Система – Общество" – в каждом случае разное, но в каждом стабильно существующем государстве, есть, видимо, СООТВЕТСТВИЕ между Обществом и Системой. Вот такой Общественный Договор – или записанный в законах, или "по умолчанию".[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

     

     

     


    Diese Presseschau wurde gefördert von der Robert Bosch Stiftung.

    Weitere Themen

    Presseschau № 34: Brexit

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

    Presseschau № 37: Putschversuch in der Türkei

    Presseschau № 38: Treffen von Putin und Erdogan

    Presseschau № 39: Säbelrasseln auf der Krim

    FAQ zur Dumawahl 2016

    Presseschau № 40: Paralympics ohne Russland

  • Presseschau № 40: Paralympics ohne Russland

    Presseschau № 40: Paralympics ohne Russland

    Doping-Sperre für russische Sportler bei den Paralympics: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat alle russischen Sportler von der Teilnahme an den Paralympics ausgeschlossen. Damit hat der CAS die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) bestätigt. Dies hatte die Sperre mit den Untersuchungen der Welt-Antidoping-Agentur WADA begründet, die im sogenannten McLaren-Report systematisches Staatsdoping in Russland nachweist.

    Anders als bei Olympia, wo das IOC einzelne russische Sportler zuließ, werden somit bei den Paralympics keine russischen Athleten antreten.

    Da waren russische Sportler noch dabei – Paralympische Winterspiele in Sotschi 2014 / Foto © kremlin.ru

    Rossijskaja Gaseta: Die Falschen bestraft

    In der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta kritisiert Ilja Triswjatski den Bann der russischen Sportler von den Paralympics – und sieht dahinter keine sportliche, sondern eine politische Entscheidung:

    [bilingbox]Abgesehen davon, dass das Internationale Paralympische Komitee (IPC) organisatorisch und formal unabhängig ist vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC), ist die Art und Weise, wie der russische Sport geballt attackiert wird, wie eine Blaupause gestrickt: Absolut saubere, integre Athleten, die niemals gegen irgendwelche Dopingregeln verstoßen haben, müssen die Kollektivschuld auf sich nehmen für die, gegen die es mehrfach Beschwerden gab.

    Plus: Sportlern mit sowieso eingeschränkten Möglichkeiten wird das Recht abgesprochen, bei den Paralympics anzutreten – einzig auf Grundlage der im McLaren-Report zusammengetragenen Fakten, die nie juristisch bestätigt wurden. […]

    Die, die zur Attacke auf das sportliche Russland bliesen, haben so ihr Ziel erreicht. Da sie unser Land nicht von Olympia verbannen konnten, lassen sie das jetzt an denjenigen Leuten aus, die sich durch eigene Anstrengung, über lange Wege und durch das Aufbieten unglaublicher Kräfte einen Lebenstraum erfüllen wollten. Der wird ihnen zerstört aus einer Laune von Funktionären heraus, die Politik über die sportliche und menschliche Ehre stellen.~~~Несмотря на то что IPC является независимой организацией и формально никакого отношения к Международному олимпийскому комитету (МОК) не имеет, схема массированной атаки на российский спорт содрана словно под копирку. Абсолютно чистые, ничем не запятнанные, никогда не нарушавшие антидопинговые правила атлеты вынуждены нести коллективную ответственность за тех, к кому в разное время имелись претензии. Плюс спортсмены, теперь уже с ограниченными возможностями, лишаются прав выступить на главном старте четырехлетия лишь на основании изложенных в докладе Макларена фактов, не находящих никакого юридического подтверждения. […]

    Те, кто предпринял атаку на спортивную Россию, все-таки добились своего. Не сумев лишить нашу страну Олимпиады, они отыгрались на людях, которые своим трудом, долгой дорогой боли и невероятных усилий шли к мечте всей жизни и были лишены ее по прихоти чиновников, которым политика оказалась дороже спортивной и человеческой чести.[/bilingbox]

    Echo Moskwy: Schaltet euren Verstand ein!

    Nikolaj Jaremenko, Chefredakteur des Sport-Hörfunksenders komanda.com, findet auf seinem Blog auf Echo Moskwy, es wurde nun genug gejammert – nicht alles sollte immer nur unter dem Aspekt der Politik betrachtet werden:

    [bilingbox]Ein Land, das ständig damit beschäftigt ist, nach Feinden zu suchen, hat aufgehört, nachzudenken. […] Unsere Leichtathleten werden nicht zugelassen: „Fass die bösen Angelsachsen, die eine politische Kampagne führen gegen Russland und seine Sportler!“ Na, welche Kampagne erwartet uns da noch, wenn wir alles nur unter dem Aspekt und durch das Prisma der Politik betrachten? […]

    Aber Olympia ist nun schon vorbei. Russen haben daran teilgenommen. Und das war eine gemeinsame Entscheidung Russlands und des IOCs. Und eine derartige Entscheidung verlangt nach einem Kompromiss, nach einem Handel. Und bei diesen Verhandlungen mussten irgendwelche Opfer gebracht werden. Unter den Opfern sehe ich außer den Paralympioniken niemanden. Daraus folgt, die Paralympioniken wurden verraten. Russland hat sie verraten.

    Deswegen möchte ich nicht in den Chor derer miteinstimmen, die jetzt einen neuen Kampfgesang anstimmen und erneut ausrufen: „Fass!“.
    Täuscht euch nicht. Schaltet euren Verstand ein.~~~Страна, озабоченная постоянно поисками врага, уже не  думает. […] Не допускают наших легкоатлетов – «ату» злобных англо-саксов, развязавших против России и её спортсменов политическую кампанию. Ну, а какая ещё кампания нам привидится, если мы сами всё рассматриваем только в политической плоскости, только через призму политики? […]

    Но Олимпиада уже прошла. Россияне выступили. И это было совместное – МОК и России – решение. А любое подобное решение предполагает компромисс, торговлю. И вот на этих торгах надо было чем-то жертвовать. В списке жертв, кроме паралимпийцев, я никого не вижу. Выходит, паралимпийцев сдали сами. Сдала Россия.

    Поэтому я не хочу участвовать в  хоре тех, кто будет теперь поднимать новый вой и запускать новое «ату!» Не ведитесь. Будьте думающими людьми.[/bilingbox]

    Komsomolskaja Prawda: Ein Schock!

    Jewgeni Nesyn, Redakteur des Boulevardblatts Komsomolskaja Prawda, sieht in der Sperre allgemeine Russophobie am Werk:

    [bilingbox]Die Entscheidung über Russlands Paralympioniken ist ein Schock. Sie ist die direkte Folge des Berichts, den die Welt-Antidoping-Agentur WADA unter Leitung von Richard McLaren am 18. Juli veröffentlicht hatte. Indes, wenn auch die „Wohlwollenden“ der westlichen Seite beschwören mögen, dass dieses Dokument Grundlage für den Kampf gegen Dopingverwendung bei Sportlern aller Länder sei – es hat einen gänzlich anderen Trend hervorgerufen: das Bestreben, überhaupt alle russischen Athleten von der internationalen Sportarena zu verbannen. Und zwar alle ohne Ausnahme, unabhängig vom Ausmaß ihrer Schuld, ungeachtet ihrer bisherigen Verdienste: Wenn du aus Russland bist, dann bist du nicht würdig, auf einer Stufe mit „sauberen“ Sportlern anzutreten. […] Was ist hier los? Wofür? Dafür, dass es Russen sind!  ~~~Решение по Паралимпийцам России – шок. Оно — прямое следствие публикации 18 июля доклада комиссии WADA под началом Ричарда Макларена. Однако как бы ни божились «доброжелатели» с западной стороны, что этот документ является основой для борьбы с употреблением допинга спортсменами всех стран, он породил совершенно другой тренд – стремление изгнать вообще всех российских атлетов с международной спортивной арены. Причем, всех без исключения – вне зависимости от степени их вины, невзирая на их прошлые заслуги: если ты из России, то недостоин выступать наравне с «чистыми» спортсменами. […]

    Да что же это такое творится? За что?

    Да потому что русские![/bilingbox]

    Izvestia: Das ist Faschismus

    Der Politikwissenschaftler Alexej Martynow geht in der kremlnahen Tageszeitung Izvestia mit den westlichen Sportfunktionären ins Gericht: Sie handelten aus Neid und Rache. Dabei scheut Martynow keine harten Vergleiche:

    [bilingbox]Die westliche Gesellschaft schmeichelt sich selbst, wenn sie der westlichen Demokratie solche Errungenschaften zuschreibt wie Toleranz, Pluralismus, Fürsorge für Alte und Menschen mit Handicap. […]

    Ungeachtet dessen, dass ein Drittel unseres Olympiateams vom Wettbewerb ausgeschlossen wurde, belegte Russland den vierten Platz im Medaillenspiegel und ging faktisch als Sieger aus dieser übelriechenden „Meldonium-Spezialoperation“ hervor. Allem Anschein nach sind die westlichen Sportfunktionäre angesichts dessen in Raserei verfallen. Dieselben Bürokraten zahlen es uns nun heim: nach demselben Schema und auf dem Rücken russischer Paralympioniken.

    Die Rechnung auf Kosten Behinderter zu begleichen – das ist Faschismus, der nach 70 Jahren wieder den Kopf erhebt in Europa.~~~Западное общество льстит себе, записывая в число достижений западной демократии такие явления, как толерантность, плюрализм, забота о стариках и людях с ограниченными возможностями. […]

    Судя по всему, западные спортивные функционеры пришли в бешенство от результатов Олимпийских игр в Рио, где, несмотря на отстранение трети нашей сборной от соревнований, Россия заняла 4-е место в медальном зачете и фактически вышла победителем из этой дурно пахнущей «мельдониевой спецоперации». Теперь по той же схеме эти же стряпчие от международных спортивных организаций решили отыграться на российских паралимпийцах.

    Сводить счеты с инвалидами — это фашизм, который вновь поднимает голову в Европе 70 лет спустя.[/bilingbox]

    Novaya Gazeta: Die Funktionäre kommen davon

    Wladimir Mosgowoj von der unabhängigen Novaya Gazeta sieht die Schuld an dem Debakel eindeutig bei den zuständigen Funktionären. Nur würden die nun zu Opfern gemacht:

    [bilingbox][IPC-Präsident] Philip Craven und seine Mitstreiter, die von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt sind, hoffen, die russischen Funktionäre zu besseren Sitten zu bekehren. Aber das sind die besten Absichten, die in die falsche Richtung führen. In erster Linie zerstören sie den Traum von Menschen, die in sich die Kraft entdeckten, sich sowohl über die Trägheit des Umfelds als auch über eigene Gebrechen zu erheben.

    Nicht unwichtig ist auch, dass die Isolation von behinderten Sportlern nur die Konfrontation mit dem Westen verschärfen wird, die in der russischen Gesellschaft ohnehin mehr als genug anzutreffen ist. So werden die Funktionäre jetzt von den Schuldigen an der Katastrophe beinahe zu Opfern, obwohl nicht sie bestraft werden, sondern die Sportler.~~~[…]Филипп Крэйвен и его соратники, уверенные в правильности решения, очевидно, надеются на исправление нравов российских чиновников. Но это благие намерения, ведущие совсем не в ту сторону. Они в первую очередь убивают мечту людей, ощутивших в себе силы подняться и над косностью среды, и над своим недугом. Немаловажно и то, что изоляция российских спортсменов-инвалидов только усилит конфронтацию с Западом, которой и без того в российском социуме сейчас предостаточно. Теперь чиновники из реальных виновников катастрофы превращаются едва ли не в жертв, хотя наказаны не они, а спортсмены.[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

     

    Weitere Themen

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Einer wird gewinnen

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

    Presseschau № 37: Putschversuch in der Türkei

    Die verlorenen Siege

    Presseschau № 38: Treffen von Putin und Erdogan

    Presseschau № 39: Säbelrasseln auf der Krim

  • Presseschau № 39: Säbelrasseln auf der Krim

    Presseschau № 39: Säbelrasseln auf der Krim

    Die Krim rückt wieder mehr in die internationale Aufmerksamkeit: Vergangene Woche hatte der russische Geheimdienst FSB erklärt, am Wochenende ukrainische „Terrorangriffe“ auf der Krim vereitelt zu haben. Ein FSB-Mitarbeiter und ein russischer Soldat seien von ukrainischen „Saboteuren” ermordet worden, Drahtzieher sei Jewgeni Panow gewesen, ein ukrainischer Geheimdienstmitarbeiter. Putin erklärte außerdem, es sei sinnlos, die geplanten Gespräche im Normandie-Format (Russland, Deutschland, Frankreich und Ukraine) zu führen. Kiew wies die Anschuldigungen zurück, versetzte die eigenen Truppen aber in Alarmbereitschaft.

    Bei einem heutigen Treffen in Jekaterinburg mahnte Außenminister Steinmeier seinen russischen Amtskollegen Lawrow, „alles zu unterlassen”, was die Lage weiter verschärfen könnte. Unterdessen kämpfen im Osten der Ukraine prorussische Separatisten weiter gegen ukrainische Truppen.

    Russische Medien diskutieren unter anderem, wer tatsächlich Terror säe: Moskau oder Kiew? Welche Rolle spielen die USA? Und droht nun gar ein Krieg?

     

    Rossijskaja Gaseta: Gespräche bringen nichts

    Jewgeni Schestakow verurteilt in der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta den „Terror“ Kiews und verteidigt die Äußerung Putins, Treffen im Normandie-Format vorerst auszusetzen:

    [bilingbox][…] Wie Politologen meinen, haben die letzten Treffen im Normandie-Format die Beilegung des Donbass-Konflikts nicht vom Fleck bewegt: Nach jedem einzelnen hat Kiew eine Menge von Kniffen gefunden, um die erreichten Vereinbarungen nicht zu erfüllen oder ihren Inhalt gänzlich auszuhöhlen.

    Solange die Ukraine nicht von Schritten absieht, die die Situation auf der Krim und im Donbass verschärfen, wirkt die Nichtteilnahme des russischen Präsidenten am Normandie-Format gerechtfertigt, als konsequente Entscheidung in der gegebenen Situation.

    Wie Wladimir Putin erklärte, sind „die Menschen, die seinerzeit die Macht in Kiew ergriffen haben und sie immer noch halten, von der Suche nach Kompromissen zu Terrorhandlungen übergegangen“. Eine friedliche Konfliktbeilegung in der Ukraine mit einem Staatsoberhaupt zu verhandeln, dessen Militärs die Provokation auf der Krim organisiert und russische Bürger getötet haben, wird im Kreml als eine perspektivlose Angelegenheit gesehen.~~~[…] в последнее время, как считают политологи, встречи в "нормандском формате" уже не сдвигали с мертвой точки урегулирование на Донбассе: ведь после каждой из них официальный Киев находил множество уловок, чтобы не выполнять достигнутые договоренности или полностью выхолостить их содержание. Так что неучастие российского президента в "нормандском формате", пока Украина не откажется от шагов, направленных на обострение ситуации в Крыму и на Донбассе, выглядит оправданным, последовательным решением в сложившейся ситуации. Как заявил Владимир Путин, "те люди, которые захватили в свое время власть в Киеве и продолжают ее удерживать, вместо поиска компромиссов перешли к практике террора". А обсуждать мирное урегулирование на Украине с главой государства, чьи военные организовали провокацию в Крыму, убив российских граждан, в Кремле посчитали делом бесперспективным.[/bilingbox]

    Slon: Es ist Krieg

    Auf dem unabhängigen Portal Slon.ru dagegen schreibt Oleg Kaschin, warum Putins Gesprächsabsage zeige, dass auf der Krim kein Konflikt, sondern ein Krieg im Gange sei:

    [bilingbox]Die schlechteste und besorgniserregendste Neuigkeit zum Schusswechsel auf der Krim kommt nicht von der Krim, sondern aus Moskau. […] Zum wichtigsten russischen Sprecher des Krim-Problems wurde überraschenderweise Wladimir Putin, der die FSB-Version mit ihren direkten Beschuldigungen wiederholte und sich in dem Sinne äußerte, dass Kiew mithilfe der Schießerei das eigene Volk von wirtschaftlichen Problemen ablenken wolle und das Treffen im Normandie-Format nun keinen Sinn mehr ergeben würden.

    Nach den Erklärungen Putins […] ist es nun eine vom Präsidenten selbst bezeugte Tatsache, dass es sich um einen zwischenstaatlichen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine handelt. Und überhaupt ist dies tatsächlich ein Krieg (im Gegensatz zu Donbass und Syrien), weil Krieg sich nicht durch Schüsse und Opfer auszeichnet, sondern durch Worte, und diese Worte hat Wladimir Putin bereits gesprochen.

    Das bedeutet überhaupt nicht, dass den Worten unbedingt eine heiße Phase der militärischen Konfrontation folgen muss, es besteht auch kein Bedarf dafür. Der Krim-Vorfall eröffnet eine Menge von Möglichkeiten für die schärfste innenpolitische Rhetorik, für neue Jarowaja-Pakete, für beliebige Spekulationen und Spiele im letzten Monat vor den Duma-Wahlen. ~~~Cамая плохая и самая тревожная новость по поводу крымских перестрелок пришла не из Крыма, а из Москвы […] Главным российским спикером по крымской проблеме неожиданно стал сам Владимир Путин, повторивший версию ФСБ с прямыми обвинениями в адрес украинских властей и высказавшийся в том духе, что Киев с помощью стрельбы пытается отвлечь собственный народ от проблем в экономике и что встречаться в нормандском формате теперь не имеет смысла. После заявлений Путина […] факт именно межгосударственного конфликта России и Украины засвидетельствован российским президентом, и вообще-то это и есть война (в отличие от Донбасса или Сирии), потому что в войне первичны не выстрелы и не жертвы, а именно слова, и эти слова уже сказаны Владимиром Путиным.

    Это совершенно не значит, что за словами обязательно последует горячая фаза военного противостояния, да в нем и нет нужды. Крымский инцидент открывает множество возможностей для самой резкой внутриполитической риторики, для новых «пакетов Яровой», для каких угодно спекуляций и игр в оставшийся до выборов Госдумы месяц.[/bilingbox]

    Izvestia: Giftnadel ins Herz Russlands

    In der kremlnahen Tageszeitung Izvestia fragt der bekannte Schriftsteller Alexander Prochanow nach dem Ziel der sogenannten „Saboteure“:

    [bilingbox]Das Ziel der Kiewer Saboteure besteht nicht darin, einen Angriff gegen Erdöltanks oder Militärlager zu führen. Und nicht darin, Panik an Badestränden zu schüren und Konvois von Würdenträgern zu beschießen. Es ist der Versuch, einen Angriff auf die Tiefen des russischen Selbstverständnisses der eigenen Geschichte zu landen, seines historischen Schicksals, des Mythos Krim, der russischen Staatlichkeit und der russischen Staatsführung.

    Die Krim – sie ist die Hauptstadt der russischen Welt, die Wiege fünf großartiger Imperien, die eins nach dem anderen das russische Leben umkleidet haben mit der Hülle eines mächtigen Staates. Eben hier, in dieses geistige Herzstück, sollte der Schlag der Terroristen treffen. Bewaffnet mit Maschinenpistolen und Sprengstoff, waren sie ausgestattet mit der heimtückisch schwarzen Aufgabe, den heiligen Ort zu entweihen, eine Giftnadel ins mystische Herz Russlands zu stoßen.~~~Цель киевских диверсантов не в том, чтобы нанести удар по нефтехранилищам и военным складам. Не в том, чтобы посеять панику на пляжах или обстрелять вельможный кортеж. Это попытка нанести удар в глубины русских представлений о своей истории, о своей исторической судьбе, о мистическом Крыме, о русской государственности и о русской власти.


    Крым — столица русского мира, колыбель пяти грандиозных империй, которые одна за другой облекали русскую жизнь в плоть могучего государства. Именно сюда, в эту духовную сердцевину, был направлен удар террористов. Вооруженные автоматами и взрывчаткой, они были вооружены злокозненной черной задачей осквернить священное место, вонзить иглу с ядом в мистическое сердце России.[/bilingbox]

    Rus2Web: Krieg oder Frieden?

    Vedomosti-Reporter Ilja Barabanow dagegen, der seit 2014 immer wieder aus der Ukraine berichtet hatte, sieht die Schuld weniger bei Kiew, sondern skizziert auf dem unabhängigen Portal Rus2Web die Wahlmöglichkeit des Kreml zwischen einer friedlichen und einer kriegerischen Variante des weiteren Geschehens:

    [bilingbox]Im schlimmsten Fall kommt es noch zu einem bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Angesichts der Anzahl von Streitkräften, die in der letzten Zeit über die russisch-ukrainische Grenze verschoben wurden, erscheint dieses einst absolut unglaubwürdige Szenario schon nicht mehr ganz so unwahrscheinlich.

    […]

    Ein großangelegter Krieg muss nicht unbedingt schon morgen beginnen. Ob man es zugeben will oder nicht, aber auf eine gewisse Art ist der schon seit März 2014 im Gange. Und wenn dann das Geld ausgeht und das Finanzministerium schon ganz offen sagt, dass keiner weiß, wie man im kommenden Jahr die Renten und Gehälter zahlen soll, dann hast du zwei Möglichkeiten: entweder den Krieg doch endlich zu beenden und so eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen oder einen neuen Krieg zu entfesseln, um die verarmende Bevölkerung gegen den äußeren Feind zu vereinen. Leider scheint es nach den Ereignissen der vergangenen […] Tage immer unwahrscheinlicher, dass der Kreml sich für die friedliche Variante entscheidet.~~~В худшем случае — вооруженный конфликт России с Украиной все же произойдет. С учетом того, какое количество войск в последнее время перебрасывали к российско-украинской границе, этот, казавшийся прежде абсолютно фантастическим, сценарий уже не смотрится таким невероятным

    […]

    Полномасштабная война не обязательно должна начаться завтра. Как бы кому ни хотелось этого признавать, но в том или ином виде, она уже идет с марта 2014 года. И когда у тебя заканчиваются деньги, а Минфин уже вполне открыто говорит, что в следующем году не знает, как платить пенсии и зарплаты, то варианта у тебя два: либо войну все же заканчивать, добиваясь этим отмены санкций, либо развязывать новую, чтобы сплотить беднеющее население против внешнего врага. К сожалению, в то, что Кремль выберет мирный вариант, после событий последних […] дней верится все меньше.[/bilingbox]

    Nesawissimaja Gaseta: USA wollen von Syrien ablenken

    Oleg Odnokolenko, Kommentator der einst unabhängigen Nesawissimaja Gaseta, macht eine Verbindung auf zwischen den Ereignissen in Aleppo und denen auf der Krim – und vermutet die USA als Helfer der Ukraine:

    [bilingbox]Die Drahtzieher hinter Petro Poroschenkos Mannschaft auf der anderen Seite des Ozeans müssen gewusst haben, dass […] die Krim scharf bewacht ist, und dass ein heimlicher Grenzübertritt mit Waffen und Sprengstoff höchst problematisch würde. Was es nun auch wurde.

    Die andere Frage ist: Warum mussten sie die Lage bis zum Höchstmaß verschärfen? […]

    Wie unschwer zu erraten ist, ist es jetzt die Hauptsache, Moskau mit allen Wahrheiten und Unwahrheiten von den aktuellen Ereignissen in Syrien abzulenken. Bei allem ist es ja nicht so wichtig – laut Michael Morella, dem ehemaligen stellvertretenden CIA-Direktor und heutigen Berater der Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton – wo man „Russen tötet“. Vielleicht ist es sogar besser, wenn es auf der Krim passiert, denn dort ist Russland besonders empfindlich.~~~Заокеанские кураторы команды Петра Порошенко не могли не знать, что […] Крым охраняется в особом режиме и проскочить через границу с оружием и взрывчаткой незамеченными будет крайне проблематично. Что, собственно говоря, и произошло.

    Другой вопрос: зачем им понадобилось доводить обстановку до крайней степени обострения? […]

    И теперь главное, как нетрудно догадаться, – всеми правдами и неправдами отвлечь Москву от текущих событий в Сирии. При этом не так уж важно, где, следуя советам бывшего заместителя директора ЦРУ, а ныне советника кандидата в президенты США от Демпартии Хиллари Клинтон Майкла Морелла «убивать русских». Возможно, в Крыму даже лучше, поскольку для России это чувствительнее.[/bilingbox]

    Weitere Themen

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Presseschau № 34: Brexit

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

    Presseschau № 37: Putschversuch in der Türkei

    Presseschau № 38: Treffen von Putin und Erdogan

  • Presseschau № 38: Treffen von Putin und Erdogan

    Presseschau № 38: Treffen von Putin und Erdogan

    Seit der plötzlichen Aussöhnung zwischen Putin und Erdogan Ende Juni lag dieses Treffen auf der Hand. Am 9. August trafen die beiden Staatschefs nun in Sankt Petersburg zusammen: Erdogan bezeichnete Putin mehrmals als seinen „geschätzten Freund“, der Kreml-Chef blieb etwas kühler und sagte, die „guten Beziehungen“ zwischen den beiden Ländern sollten wiederhergestellt werden.

    Entsprechend wurden bei dem rund dreistündigem Gespräch die ganz heißen Themen wie der Syrienkrieg, in dem Russland und die Türkei unterschiedliche Seiten unterstützen, nicht weiter vertieft. Stattdessen ging es vor allem um die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern.

    Russische Medien, staatliche wie unabhängige, bewerten das Treffen mit zurückhaltender Begeisterung:

    Essen vom Freundschaftsteller – Putin und Erdogan trafen sich am 9. August in St. Petersburg

    Rosbalt: Keine Zungenkuss-Freundschaft

    Iwan Preobrashenski fragt sich auf dem unabhängigen Nachrichtenportal Rosbalt, inwiefern die Annäherung der beiden Präsidenten wirklich eine nachhaltige Grundlage für eine russisch-türkische Freundschaft ist:

    [bilingbox]Anders gesagt, aus einer Zungenkuss-Freundschaft wird natürlich erstmal nichts. Am ehesten wegen eben dieser Syrien-Geschichte. Die Positionen Russlands und der Türkei haben sich schon so sehr angenähert, dass man beispielsweise überhaupt mal die Zukunft Assads diskutieren kann. Aber sie habe sich noch nicht genug angenähert, als dass man sich über diese Zukunft auch einigen könnte.

    Letztlich darf man nicht vergessen, dass die Beziehungen der beiden Länder, wie zu Zeiten des monarchistischen Europas, vollständig abhängig sind von der Freundschaft ihrer Herrscher – die kann ebenso rapide erlöschen wie sie wieder aufflammen kann. Und das lässt sich wohl kaum als feste und stabile Basis für eine russisch-türkische Freundschaft bezeichnen, ganz gleich wie schnell sich die beiden Länder derzeit einander annähern. ~~~Иначе говоря, «дружбы взасос» пока явно не получается. Скорее всего, все по той же сирийской причине. Позиции России и Турции настолько сблизились, что они вообще могут уже откровенно обсуждать, например, будущее Башара Асада. Но все еще не настолько, чтобы они могли об этом будущем договориться. В конце концов не надо забывать, что отношения двух стран, как в эпоху монархической Европы, полностью зависят от стремительно гаснущей и также стремительно возрождающейся дружбы двух государей. А это вряд ли можно назвать твердой и стабильной основой для российско-турецкой дружбы, несмотря на нынешнее стремительное сближение двух стран.[/bilingbox]

    Life.ru: Putins Linie hat sich bewährt

    Auf der Internetseite des kremlnahen Fernsehsenders LIFE dagegen sieht Anna Gimadejewa nach dem Treffen neue Chancen für eine Lösung der Situation im Nahen Osten:

    [bilingbox]Statt eines weiteren feindlich gesinnten Staates an der eigenen Grenze bekommt Russland nun eine günstige strategische Auszeit und die Möglichkeit, an einer Reihe von Energie-Projekten weiterzustricken. Die Türkei wird natürlich kein strategischer Verbündeter oder Freund Russlands. Jedoch kann sie unter dem Druck der Umstände und objektiven Bedingungen ein berechenbarer Partner bei der Lösung von unterschiedlichsten Problemen in der Welt sein.

    Außerdem muss man darauf hinweisen, dass sich die außenpolitische Linie von Präsident Putin vollends bewährt hat: Erstens hat Putin verhindert, dass Russland in einen gefährlichen Militärkonflikt mit der Türkei (und entsprechend mit dem ganzen NATO-Block) hineingezogen wird. Zweitens hat er Ausdauer und Beharrlichkeit bewiesen, dass er der türkischen Führung genau in dem Moment entgegen kommt, der geopolitisch gesehen für Russland am vorteilhaftesten ist.~~~Россия вместо очередного недружественного государства у своих границ получит благоприятную стратегическую паузу и возможность „расшить“ ряд энергетических проектов. Турция, безусловно, не станет стратегическим союзником или другом России, однако под давлением обстоятельств и объективных условий способна быть предсказуемым партнёром в решении целого ряда мировых проблем.


    Также необходимо указать и на то, что полностью оправдала себя внешнеполитическая линия президента Путина, который, во-первых, не дал втянуть Россию в острое военное противостояние с Турцией (и всем блоком НАТО соответственно), во-вторых, продемонстрировал выдержку и упорство, пойдя навстречу турецкому руководству в наиболее выгодный для России с геополитической точки зрения момент.[/bilingbox]

    Novaya Gazeta: Klub der Ausgestoßenen

    Eine Ursache der raschen Annäherung von Erdogan und Putin liegt für Alexander Tschursin von der unabhängigen Novaya Gazeta im Zwist der Türkei mit Deutschland wegen der deutschen Anerkennung des Genozids an den Armeniern:

    [bilingbox]Dadurch, dass der türkische Präsident einen eigenen Kalten Krieg gegen Deutschland, und somit gegen die gesamte Europäische Union begonnen hatte, brauchte er Verbündete. Und der Kreml passte am besten in diese Rolle – Russland lebt schon seit zwei Jahren unter Sanktionen, die politische Elite Russlands verwandelt sich in internationale Aussätzige, und Propaganda hat die öffentliche Meinung mit antiwestlichen Einstellungen durchsetzt.~~~Начиная свою собственную холодную войну против Германии, а в ее лице против всего Евросоюза, турецкий президент нуждался в союзниках. И Кремль лучше всего подходил на эту роль — Россия два года живет под санкциями, российская политическая элита превращается в международных изгоев, общественное мнение пропаганда пропитала антизападными настроениями.[/bilingbox]

    Argumenty i Fakty: Türkei nicht allzu eng umarmen

    Im Boulevardblatt Argumenty i Fakty warnt Wjatscheslaw Kostikow vor einer zu engen „Umarmung“ der Türkei:

    [bilingbox]Die russische Diplomatie war in einer äußerst heiklen Situation. Sich ausgerechnet in dem Moment in eine Umarmung mit Erdogan zu stürzen, in dem die Türkei in eine islamische Spielart des Totalitarismus abgleitet, das würde bedeuten, genau diejenigen politischen Vorlieben an den Tag zu legen, vor denen sich Moskau sonst beflissen sträubt. Denn egal wie laut wir auch immer wieder behaupten: „Eurasien, Eurasien über alles!“, unsere Gedanken sind sowohl historisch als auch aktuell mit Europa verbunden. Den Riss zu Europa noch zu vergrößern, das ist gefährlich für Russland. Die Gespräche über eine „Partnerschaft“, über „besondere Beziehungen“, wie sie unsere Diplomatie so gerne führt, muss man im Bezug auf die Türkei mit einem Konjunktiv versehen: „Wir sind nicht dagegen, falls, natürlich…“

    Klar, sehr viele (42 Prozent) wollen an die warmen und süßen Küsten zurück. Aber es ist offenkundig, dass man, wie beim wunderbaren „all inclusive“-System, auch die gefährlichen Besonderheiten der türkischen Politik im Kopf haben muss.~~~Российская дипломатия оказалась в крайне деликатной ситуации. Броситься в объятия Эрдогана в тот момент, когда Турция скатывается в исламскую разновидность тоталитаризма, значило бы продемонстрировать те политические вкусы, от которых Москва старательно открещивается. Ведь как бы громко мы ни твердили: «Евразия-Евразия превыше всего!», наши помыслы и исторически, и актуально связаны с Европой. Углублять разрыв с Европой опасно для России. Разговоры о «партнёрстве», об «особых отношениях», столь любимые нашей дипломатией, в случае с Турцией следует облекать в форму сослагательного наклонения: «Мы не против, если, конечно…»

    Понятно, что очень многим (42%) хочется вернуться к тёплым и вкусным берегам. Но очевидно, что, вспоминая чудесную систему «всё включено», следует помнить и об опасных особенностях турецкой политики.[/bilingbox]

    Blog Echo Moskvy: Türkei ist ein gefährlicher Nachbar

    Auch der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Oppositionspartei Jabloko, Grigori Jawlinski, sieht in der Türkei einen eher gefährlichen Bündnispartner für Russland – wie er auf dem Blog des unabhängigen Radiosenders Echo Moskvy deutlich macht:

    [bilingbox]Für Russland ist es sehr gefährlich, einen solchen Nachbarn zu haben. Hierzu gäbe es viel zu sagen: Dass Erdogan diese Situation mit seiner extrem autoritären Politik selbst herbeigeführt hat, dass diese Politik die Türkei weiter zerlegen wird … Aber angesichts der bestehenden brutalen Konfrontation mit den Kurden und angesichts dessen, dass Erdogan sich nun immer mehr auf islamistische Radikale stützen wird, ist klar, dass dies alles für Russland sehr gefährlich ist. Denn die Türkei ist unser nächster Nachbar.~~~Для России иметь такого соседа — очень опасная вещь. Здесь много о чем можно говорить: что привел к этой ситуации сам Эрдоган своей сверхавторитарной политикой, что теперь эта политика будет дальше разваливать Турцию… Но учитывая существующее жестокое противостояние с курдами, учитывая, что теперь Эрдоган все больше будет опираться на исламистских радикалов, мы понимаем, что все это очень опасно для России. Потому что Турция — наш ближайший сосед.[/bilingbox]

    Weitere Themen

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Presseschau № 34: Brexit

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

    Presseschau № 37: Putschversuch in der Türkei

  • Presseschau № 37: Putschversuch in der Türkei

    Presseschau № 37:  Putschversuch in der Türkei

    Rund 300 Tote, 1400 Verletzte, 6000 Festnahmen und 2700 abgesetzte Richter. Das ist die bisherige Bilanz nach dem türkischen Putschversuch in der Nacht zu Samstag.

    Russische Medien debattieren die offenen Fragen: Wer steckt hinter dem Putsch? War am Ende alles nur inszeniert?

    Aber auch: Könnte Gleiches in Russland passieren? Und was bedeutet der Putsch für die NATO sowie für die gerade erst aufgefrischte türkisch-russische Freundschaft?

    Izvestia: Ende der russisch-türkischen Freundschaft?

    Andrej Manoilo, Politikwissenschaftler und Professor an der Moskauer Staatlichen Universität, außerdem Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Russischen Sicherheitsrats, vermutet in der kremlnahen Izvestia eine Einmischung der USA und ein baldiges Ende der russisch-türkischen Freundschaft:

    [bilingbox]Womöglich wurden die türkischen Generäle zu diesem verfrühten Aufmarsch von ihren „Partnern“ aus Washington angestoßen, mit denen die Aufständischen ihren finalen Handlungsplan abgestimmt haben.

    […] Der Putsch wurde von der Armee organisiert, die eintritt für „Demokratie, Freiheit und Menschenrechte“. Er sollte die Position Moskaus untergraben (die durch die Wiederaufnahme der Beziehungen zur Türkei gestärkt worden war) und gleichzeitig der ganzen Welt zeigen, was mit politischen Führern passiert, die sich Russland annähern. […]

    Doch Erdogan hat letzten Endes sowohl die aufständischen Generäle als auch die Amerikaner ausgespielt. […]

    […] als sein [Erdogans] Schicksal am seidenen Faden hing, brauchte er wenigstens einen Verbündeten oder Partner. Ein Land, das ihm im Fall des Falles politisches Asyl gewährt. Jetzt, nach dem Sieg und Gericht über die aufständischen Generäle, wird er zum echten Diktator und braucht keine Hilfe mehr, von niemandem. Und so werden die russisch-türkischen Beziehungen möglicherweise wieder zurückgedreht.~~~

    Возможно, к преждевременному выступлению подтолкнули турецких генералов их «партнеры» из Вашингтона, с которыми мятежники согласовывали окончательный план действий. […] путч, организованный военными, выступающими за «демократию, свободу и права человека», должен был подорвать позиции Москвы (восстановление отношений с Турцией эти позиции укрепило) и одновременно показать всему миру, что бывает с политическими лидерами, взявшими курс на сближение с Россией. […]

    Но Эрдоган в итоге переиграл и мятежных генералов, и американцев. […]

    В условиях, когда его судьба висела на волоске, ему нужен был хотя бы один союзник или партнер — страна, которая в случае чего предоставит ему политическое убежище. Теперь же, после победы и суда над мятежными генералами, он станет полноценным диктатором и ни в чьей помощи уже нуждаться не будет. И тогда, возможно, российско-турецкие отношения будут отыграны назад.[/bilingbox]

    Vedomosti: Gut für Russland in Syrien

    Pawel Aptekar dagegen schreibt in der unabhängigen Tageszeitung Vedomosti, dass Russland nun leichteres Spiel mit der Türkei haben wird, wenn es um Syrien geht:

    [bilingbox]Russlands Verurteilung des Umsturzversuchs ist ein unzweideutiger Wink, dass man von der Türkei Veränderungen in ihrer Haltung gegenüber Syrien erwartet. Zwar wird Erdogan wohl kaum auf die Unterstützung der [dortigen] Opposition verzichten, aber für Russland wird es nun leichter sein, sich mit der Türkei über „rote Linien“ zu einigen. Ankara wird sich auf den Norden konzentrieren, Moskau auf Latakia, Tartus und wahrscheinlich Damaskus.~~~Осуждение Россией переворота – недвусмысленный намек, что от Турции ждут изменения позиции по Сирии. Эрдоган вряд ли откажется от поддержки оппозиции, но, вероятно, теперь России будет легче договориться с Турцией о «красных линиях», Анкара сконцентрирует свое внимание на севере, а Москва – на Латакии, Тартусе и, вероятно, Дамаске.[/bilingbox]

    Colta: Besser so

    Politologe Wladimir Frolow ist auf dem unabhängigen Portal colta.ru davon überzeugt, dass der Westen froh darüber sein kann, dass der Putsch misslang – und nicht nur der Westen:

    [bilingbox]Für Russland gilt ungefähr [folgende] Logik: Es ist besser, es mit der bekannten Größe Erdogan und einer stabilen Regierung zu tun zu haben, mit denen die Beziehungen nach einstweiligen Schwierigkeiten nun fast in Ordnung sind, als mit der nicht allzu bekannten Größe der Militärs, die traditionell gegen Moskau eingestellt sind. Sogar hinsichtlich Syriens, in der Kurden-Frage, deutet sich heute zwischen Moskau und Ankara gegenseitiges Verständnis an.~~~Для России действует примерно та же логика: лучше иметь дело с понятным Эрдоганом и стабильным правительством, с которыми после временных трудностей отношения уже почти налажены, чем с не очень понятными военными, традиционно настроенными против Москвы. Даже в связи с Сирией между Москвой и Анкарой сегодня намечается взаимопонимание по курдскому вопросу.[/bilingbox]

    Slon: Türkisches Szenario als Vorbild

    Oleg Kaschin stellt auf dem unabhängigen Portal slon.ru fest, dass der Kreml Umstürze weltweit stets mit großer Aufmerksamkeit verfolge. Und er stellt die Frage, ob ein Putschversuch seitens der Armee auch in Russland möglich wäre – oder ob vielleicht Putin selbst sich von den Ereignissen in der Türkei inspirieren lassen könnte:

    [bilingbox]

    Es lohnt sich, auf 1918 zurückzublicken, als die Bolschewiken für ihre Armee Soldaten und Kommandeure mobilisierten und deren Familienmitglieder als Geiseln nahmen – diese Erfahrung ist sehr wichtig, um das Grundprinzip der Roten Armee zu verstehen, das sich bis heute gehalten hat, wie der Donbass mit seinen anonymen Bestattungen und den Verzichtleistungen der Ehefrauen gezeigt hat: Russische Armeeangehörige muss man sich eher als bewaffnete Geiseln vorstellen und nicht als eine klassische Armee. Und ihr derzeitiger Häuptling, der Volksheld Sergej Schoigu – der ist eben ein Kommissar, also ein vom Kreml eingesetzter Vorgesetzter, und keineswegs der Anführer eines Offizierskorps, das eigene Interessen und Werte besitzt. Sollte es Sergej Schoigu plötzlich in den Sinn kommen, sich an Wladimir Putins Macht zu vergreifen, müsste er mindestens mit Viktor Solotow ein knallhartes Gespräch führen – allein das Sicherungssystem des Kreml vor politischen Überraschungen kann als Meisterwerk der Verteidungskunst gelten […]

    Die russische Armee kann dem Beispiel der türkischen nicht folgen und sich gegen den Kreml erheben – aber den Kreml hindert nichts daran, das türkische Szenario in der Version russischer Verschwörungstheoretiker zu wiederholen und bei uns einen drolligen Putsch zu veranstalten, dessen drollige Niederschlagung zu allem anderen als drolligen Ergebnissen führen wird.~~~

    […] стоит иметь в виду опыт 1918 года, когда, мобилизуя в свою армию солдат и командиров, большевики брали в заложники членов их семей, – этот опыт очень важен с точки зрения понимания базового принципа Красной армии, сохранившегося, как показал опыт Донбасса с анонимными похоронами и отречениями жен, до сих пор – к российским военным правильнее относиться как к вооруженным заложникам, а не как к классической армии, и нынешний ее предводитель, народный герой Сергей Шойгу – он как раз комиссар, то есть назначенный Кремлем начальник, а вовсе не лидер офицерского корпуса, имеющего какие-то свои интересы и ценности. Если вдруг Сергею Шойгу придет в голову посягнуть на власть Владимира Путина, ему придется иметь очень суровый разговор как минимум с Виктором Золотовым – система защиты Кремля от политических неожиданностей сама по себе может считаться шедевром оборонительного искусства. […]

    Да, российская армия не может последовать примеру турецкой и выступить против Кремля – но самому Кремлю вообще ничто не мешает повторить турецкий сценарий в пересказе российских конспирологов и устроить у нас потешный путч, потешное подавление которого приведет к совсем не потешным результатам.[/bilingbox]

    Arkadi Babtschenko (facebook): Da kann Putin noch was lernen

    Kriegsreporter Arkadi Babtschenko zeigt sich auf seinem persönlichen Facebook-Account unmittelbar nach den Ereignissen in der Türkei überzeugt, dass Erdogan den Putsch selbst inszenierte:

    [bilingbox]Hm. Erdogan als Regisseur einer Show – geht so. Das ist der erbärmlichste „militärische Umsturz“, den ich kenne. Obwohl – meiner Meinung nach hat er nicht mal selbst kapiert, wie nah er die Türkei gestern an den Rand des Bürgerkriegs gebracht hat. Die Chancen standen wirklich fifty fifty. Es hätte auch schiefgehen können, ganz unerwartet. Nun, es hat hingehauen. Alles paletti […] Was solls, meinen Glückwunsch an die Erdogansche Türkei zu ihrem langersehnten Sieg über die Demokraktie und die Rückkehr zu geistigen Klammern, Größe und Obskurantismus. Galt der Genosse früher in Bezug auf das Ansichreißen von Macht als kleiner Putin, so kann Putin nun sicherlich selbst etwas dazulernen. Im Grunde hat in der Türkei tatsächlich ein Staatsstreich stattgefunden, und Erdogan hat die Macht ergriffen. Den Kurden natürlich mein herzliches Beileid.~~~

    Нда. Ну, как постановщик шоу, Эрдоган – не очень. Это самый лажовый "военный переворот", который я знаю. Хотя, по-моему, он даже сам не понял, насколько вчера поставил Турцию на грань гражданской войны. Там расклад реально пятьдесят на пятьдесят. Могло бы полыхнуть, как и не ожидал. Ну, прокатило. Сработало. […] Что ж, мои поздравления эрдоганской Турции с её долгожданной победой над демократией и возвращению к скрепам, величию и мракобесию. Если раньше товарища считали за маленького Путина в плане захвата власти, то теперь, безусловно, Путину есть чему поучиться самому. Собственно, государственный переворот в Турции то как раз и состоялся. Власть захватил Эрдоган. Курдам мои соболезнования, конечно.[/bilingbox]

    Komsomolskaja Prawda: Armutszeugnis der NATO

    Im Interview mit dem Radiosender Komsomolskaja Prawda, das vom gleichnamigen Boulevardblatt verschriftlicht wurde, sieht Igor Korotschenko, Chefredakteur der monatlichen Militärzeitschrift „Nationale Verteidigung“, den Putschversuch vor allem als Niederlage der NATO:

    [bilingbox]Die NATO ist nicht im Stande, ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Verzeihen Sie, aber die NATO, die in Warschau verkündet hat, dass die größte Sicherheitsbedrohung von Russland ausgehe, erlebt in Nizza einen Schlag durch den internationalen Terrorismus und gleich am nächsten Tag einen Militärputsch in der Türkei. Wir sollten der NATO jetzt sagen: Schaut mal in den Spiegel … aber stattdessen versucht ihr den Spieß in Richtung Russland umzudrehen. Das heißt, wir sollten Zähne zeigen auf der Informations-Ebene. Aktiv sein. Das mag vielleicht zynisch klingen, aber die Situation sieht so aus, dass wir der NATO mal ordentlich zeigen können, wo der Hammer hängt.~~~НАТО не может обеспечить свою собственную безопасность. Извините, НАТО, которое заявило в Варшаве, что главная угроза безопасности – Россия – фактически получило удар от международного терроризма в Ницце и дальше на следующий день – военный переворот в Турции. И мы должны сейчас НАТО сказать – посмотрите в зеркало… а вы пытаетесь стрелки переводить на Россию. То есть, мы должны здесь зубки показать информационные. Быть активными. Ну, знаете, может, это цинично звучит, но ситуация такова, когда мы можем ткнуть НАТО «фейсом об тейбл».[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

    Weitere Themen

    Presseschau № 28: Tschernobyl

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Presseschau № 34: Brexit

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

  • Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

    Presseschau № 36: #янебоюсьсказать

    „Im postsowjetischen Raum wird nicht der Täter beschuldigt, sondern man sucht gleich nach Vorwänden, um das Opfer zu beschuldigen: Was hat die Frau falsch gemacht?“ Mit diesen deutlichen Worten und unter dem Hashtag #янебоюсьсказать (Ja ne bojus skasat – dt: Ich habe keine Angst zu sprechen) hat die ukrainische Aktivistin Anastasia Melnitschenko im Juli eine Hashtag-Aktion gegen die Tabuisierung sexueller Gewalt gestartet.

    Sie wollte Opfern eine Stimme geben und einen Raum, ihre Geschichte zu erzählen. Mit der Resonanz hat Melnitschenko wohl selbst nicht gerechnet: Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der Hashtag in den vergangenen Tagen durch die Soziale Medien, unter anderem auch in Russland und Belarus.

    In Russland reagieren Öffentlichkeit und Presse ganz unterschiedliche darauf: Zwar finden sich zahlreiche Befürworter der Aktion, viele stoßen sich an patriarchalischen Strukturen in Gesellschaft und Politik. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Diskutiert wird dabei häufig die Frage, ob EU-Europa im Umgang mit sexueller Gewalt als Vorbild taugt. Ein Debatten-Querschnitt:

    Izvestia: Und was ist mit der Silvesternacht in Köln?

    In der kremlnahen Izvestia kritisiert die Politologin Natalja Narotschnizkaja die Aktion. Die Präsidentin des Instituts für Demokratie und Zusammenarbeit, das nach eigenen Angaben Menschenrechtsverletzungen in Europa und den USA nachgeht, stört sich daran, dass die Initiative, die in der Ukraine gestartet wurde, Kritik an Russland, aber nicht an EU-Europa übt:

    [bilingbox]Die Autoren dieses, mit Verlaub, Projektes appellieren daran, dass die öffentliche Meinung im postsowjetischen Raum teilweise der Frau selbst den Vorwurf mache, die Gewalt gegen sie provoziert zu haben: Sie habe sich nicht angemessen gekleidet, sich aufreizend verhalten und so weiter. Entsprechend ist ein Ziel dieser Hashtag-Aktion, diesen Trend umzukehren und sich in dieser Hinsicht dem, wie es so schön heißt, europäischen Werteverständnis anzunähern.

    Aber ich erinnere mich da an eine himmelschreiende Geschichte, die große Aufmerksamkeit fand: die Silvesternacht im deutschen Köln. Da trieben die gerade in Deutschland angekommenen Migranten ihr Unwesen, beleidigten und missbrauchten die Einwohnerinnen der Stadt. Das Interessanteste ist, dass die Bürgermeisterin der Stadt Henriette Reker den Mädchen empfahl, auf ihr Verhalten zu achten.

    Natürlich verärgerte diese unpassende Reaktion einer Amtsträgerin einen Teil der deutschen Bevölkerung. Aber ich kann mich irgendwie nicht daran erinnern, dass irgendeine ukrainische Journalistin deswegen eine Hashtag-Aktion gestartet hätte. Bei den weltweit wichtigsten Fragen der Menschen und der Menschheit gibt es in Europa heute keine Redefreiheit!~~~Авторы этого, с позволения сказать, проекта апеллируют к тому, что на постсоветском пространстве общественное мнение зачастую обвиняет саму женщину в провоцировании совершенного против нее насилия — была-де не так одета, вела себя вызывающе и прочее. Соответственно, одна из целей данной флешмоб-акции — переломить этот тренд и приближаться, мол, в этом смысле к европейскому пониманию ценности, неприкосновенности личности. Но мне вспоминается вопиющая и ставшая достоянием широкой общественности история, которая произошла в новогоднюю ночь в немецком Кельне. Прибывшие в Германию мигранты бесчинствовали, оскорбляя и насилуя жительниц города. Самое интересное, что мэр города Генриетта Рекер рекомендовала девушкам пересмотреть свое поведение.

    Естественно, часть граждан Германии возмутилась такой неадекватной реакцией чиновницы. Но я что-то не припомню, чтобы какая-нибудь украинская журналистка объявляла по этому поводу флешмоб. По главным вселенским вопросам человека и человечества свободы слова в Европе сейчас нет![/bilingbox]

    Forbes: Russische Alphamännchen

    Der renommierte Historiker und Journalist Sergej Medwedew nimmt im Wirtschaftsmagazin Forbes die Aktion zum Anlass, um das Verhältnis zwischen Gender und Politik in Russland genauer zu beleuchten:

    [bilingbox]Die russische Staatsmacht ist im höchsten Maß archaisch und physisch: Sie gründet […] nicht auf rationalen Mechanismen, nicht auf gesichtslosen Maschinen der Weberschen Bürokratie, sondern auf direktem physischem Kontakt, auf Ausübung der Macht durch menschliche Körper. Zum Beweis des Anrechts auf Macht braucht es in Russland Akte übermäßiger Gewalt – wie das Schau-Massaker in Kuschtschowskaja, die Folterungen in der Abteilung für Innere Angelegenheiten Dalny, den Mord an Nemzow, das Abfackeln der Häuser von mutmaßlichen Terroristen in Tschetschenien, die demonstrative Vernichtung sanktionierter Lebensmittel

    Nicht zufällig steht an der Spitze des Staates ein Alphamännchen, eine Verkörperung männlicher Macht, der den Macht- und Kraftkult legitimiert hat, angefangen mit körperdominierten Halbnackt-Fotosessions bis hin zur Anwendung von Gewalt im Verhältnis zu Opposition und Nachbarländern. Deren Lexik und Argumentation („Die Schwachen werden geschlagen“, „Man muss als Erster zuschlagen“) entstammt direkt den Machtdemonstrationen aus kriminellen Ritualen.
    In diesem Sinn steckt hinter den patriarchalen Geschlechtermodellen, die die Hashtag-Aktion bloßlegt, die gesamte archaische Matrix der russischen Macht, die in der Hand von „Kerlen“ liegt.~~~Дело в том, что российская власть предельно архаична и физиологична: она основана […] не на механизмах рационального устройства, не на безличных машинах веберовской бюрократии, а на прямом физиологическом контакте, на силовом управлении человеческими телами. Для доказательства права на власть в России важны акты избыточного насилия – такие как показательное убийство в Кущевке, пытки в ОВД «Дальний», убийство Немцова, сожжение домов предполагаемых террористов в Чечне, демонстративное уничтожение санкционных продуктов… Неслучайно во главе государства стоит «альфа-самец», олицетворение мужской власти, который легитимизировал культ силы, начиная с физиологичных полуобнаженных фотосессий и заканчивая применением силы в отношении оппозиции и соседних стран, чья лексика и аргументы («слабых бьют», «бить первым») напрямую происходят из блатных ритуалов демонстрации силы. В этом смысле за патриархальными гендерными моделями, которые так явно обнажил флешмоб, стоит вся архаическая матрица российской власти, осуществляемой «мужиками».[/bilingbox]

    Slon: Die Untertanen

    Patriarchale Vorstellungen in der Gesellschaft kritisiert auch Kirill Martynow, Dozent an der Moskauer Higher School of Economics, in seinem Beitrag auf dem unabhängigen Portal Slon.ru – und findet es bezeichnend, dass die Aktion in der Ukraine und nicht in Russland startete:

    [bilingbox]Die Aktion #янебоюсьсказать hat die Mechanismen freigelegt, auf denen die russische Gewalt-Kultur basiert. Es geht nicht nur um Gender- oder sexuelle Gewalt, man muss die Frage weiter fassen, denn „das Persönliche ist politisch“. Nicht zufällig kam die Aktion aus der postrevolutionären Ukraine, in der das Niveau politischer Freiheit deutlich höher ist. Der moderne Feminismus behauptet, dass das Patriarchat, also die institutionalisierten Praktiken maskuliner Herrschaft, die fundamentale Quelle aller weiteren Formen der Unterdrückung ist – sei es der politische Autoritarismus oder die ökonomische Ungleichheit.

    Die Diskussion darüber, ob diese These theoretisch gerechtfertigt ist, soll hier ausgeklammert bleiben. Aber intuitiv scheint offensichtlich: Während russische Männer patriarchalischen Vorstellungen über das „weibliche Wesen“ anhängen, fügen sie sich gleichzeitig  ziemlich harmonisch in die Rolle als Untertanen eines maskulinen Diktators.~~~Акция #янебоюсьсказать вскрыла механизмы, на которых основана российская культура насилия. Речь не только о гендерном и сексуальном насилии, вопрос следует ставить шире, ведь «личное есть политическое». Акция неслучайно пришла из постреволюционной Украины, в которой уровень политической свободы заметно выше. Современный феминизм утверждает, что патриархат, то есть институционализированные практики мужского господства, являются фундаментальным источником всех иных форм угнетения, будь то политический авторитаризм или экономическое неравенство.

    Обсуждение теоретической справедливости этого тезиса можно вынести за скобки. Но интуитивно кажется очевидным: пока российские мужчины разделяют патриархальные представления о «женской сущности», они вполне гармонично выглядят в качестве подданных маскулинного диктатора.[/bilingbox]

    Novaya Gazeta: Gewalt und Krieg

    Jan Schenkman dagegen weist in der unabhängigen Novaya Gazeta vor allem auf Ähnlichkeiten zwischen der russischen und ukrainischen Gesellschaft hin:

    [bilingbox]Es ist bemerkenswert, dass #яНеБоюсьСказать (Ja ne bojus skasat) zum russisch-ukrainischen Flashmob wurde. Auf Ukrainisch ist nur ein Buchstabe in dem Hashtag anders: Ja ne bojus skasaty. Ansonsten keinerlei Unterschied. Das Zeugnis einer Ukrainerin kann man nicht unterscheiden vom Zeugnis einer Russin. In der Gegend um die Twerskaja Straße [im Zentrum Moskaus] passiert ungefähr das gleiche wie um den Chreschtschatyk [im Zentrum Kiews]. Sowohl in der quasi freien Ukraine als auch im quasi totalitären Russland gibt es einen Haufen Leute, die dazu fähig sind, ein 14-jähriges Mädchen in einen Keller zu schleifen, einer Frau mit der Faust ins Gesicht zu schlagen oder einfach so zu brüllen, dass du vor Angst anfängst zu zittern.

    Beide Länder sind von Gewalt durchsetzt. Ich bin mir sicher, das liegt nicht am Krieg. Im Gegenteil: Deswegen kam es zu diesem Krieg.~~~Поразительно, что #яНеБоюсьСказать стало русско-украинским флешмобом. По-украински тэг отличается всего на одну букву: #яНеБоюсьСказати. А в остальном никакой разницы. Исповедь украинки вы никак не отличите от исповеди россиянки. В окрестностях Тверской происходит примерно то же, что в окрестностях Крещатика. И в как бы свободной Украине, и в как бы тоталитарной России полно людей, способных затащить 14-летнюю девочку в подвал, разбить женщине кулаком лицо или просто наорать так, что будешь дрожать от страха.

    Обе страны буквально напичканы насилием. Я уверен, что это не из-за войны. Наоборот: война из-за этого. А политики подтянулись уже по ходу дела.[/bilingbox]

    Nesawissimaja Gaseta: Nicht vor aller Augen!

    In der Tageszeitung Nesawissimaja Gaseta stößt sich die Psychologin Swetlana Gamsajewa an Hass-Kommentaren im Netz. Gleichzeitig zweifelt sie, ob eine solch laute und öffentliche Aktion überhaupt nötig ist:

    [bilingbox]Und daraufhin geschah etwas für die russische Öffentlichkeit Typisches: Auf die Welle von Offenbarungen folgte eine Welle von Beschuldigungen und zynischer, teilweise niederträchtiger Kommentare. Es schien, als verwandelte sich eine völlig menschliche Aktion in einen neuen, unmenschlichen Krieg. Einen Genderkrieg – denn offenbart hatten sich vor allem Frauen und Beschuldigungen kamen vor allem von Männern. Das heißt, im Grunde kam es im Netz zu einer weiteren Serie von Vergewaltigungen, nur diesmal in den Kommentaren. Und psychische Gewalt ist bekanntlich nicht weniger effektiv als physische. […]

    Diese Geschichte hat gezeigt, wie schnell und laut wir sehr intime, schmerzhafte Themen aufgreifen. Und eben auch, wie achtlos wir mit uns selbst umgehen. Und wie gefährlich wir bei Konfrontationen aufeinanderprallen. Selbst wenn es um sehr sensible Themen geht. Und wie viel passive Aggression wir in uns tragen. Und folglich, wie viel Gewalt wir durchlebt haben.

    Doch alle gleichzeitig von diesem Schmerz zu befreien, das wird nicht gehen. Das schafft kein Hashtag der Welt, oh je. Das kann nur jeder für sich alleine machen. Das muss auch gar nicht vor aller Augen geschehen.~~~А затем произошла привычная для российского публичного пространства вещь: навстречу волне откровений поднялась волна обвинений и циничных, а порой и грязных комментариев. Казалось бы, вполне человечная акция обернулась новой нечеловечной войной. Войной гендерной, потому что среди авторов откровений были женщины, а обвинений – мужчины. То есть, по сути, в Сети произошла новая серия изнасилований – только теперь в комментариях. А, как известно, психологическое насилие не уступает по эффективности физическому. […]

    эта история показала, как легко и громко мы подхватываем очень интимные, болезненные темы. И, значит, как небрежно к самим себе относимся. И как опасно мы сталкиваемся в противостоянии. Даже когда речь идет о деликатных вещах. И как много скрытой агрессии мы таим. А значит, соответственно сколько насилия пережили.

    Вот только освободиться от этой боли всем скопом не получится. Ни под каким хештегом, увы. Это можно сделать только поодиночке. И совсем необязательно у всех на виду.[/bilingbox]

    Spektr: Auf die Scheiße zeigen

    Dagegen argumentiert Ljudmilla Petranowskaja in ihrem viel beachteten Beitrag auf dem Exilmedium Spektr, dass die Aktion die Gesellschaft endlich zwinge, über ein lange tabuisiertes Thema zu sprechen:

    [bilingbox]Die Aktion heilt keine Traumata, aber sie zwingt alle dazu, über etwas nachzudenken, worüber man nicht nachdenken möchte. Sie zwingt einen, darüber zu sprechen, wenn auch nur andeutungsweise oder mit zusammengebissenen Zähnen, gegen die inneren Widerstände. Man kann den Augiasstall nicht reinigen, wenn man nicht mit dem Finger auf die Scheiße zeigt und diese auch als solche benennt. Gewalt als Alltäglichkeit, Gewalt als „Ordnung der Dinge“, Angst vor der Gewalt, Identifikation mit dem Gewalttäter, Beschuldigung des Opfers – das ist genau die Scheiße, in der unsere Gesellschaft bereits so tief drin steckt, dass sie sich nicht mehr bewegen kann.

    Die Diskussion solcher Themen zwingt jeden zu wählen, was man dieser schmerzhaften und komplizierten Mischung hinzufügen möchte: noch mehr Missachtung und Beschuldigungen des Opfers oder ein wenig Mitgefühl und Respekt. Die Ergebnisse summieren sich zu der Gesellschaft, in der wir leben. Was wir wählen, das bekommen wir auch – so einfach ist das.~~~Флешмоб не вылечит ничьих травм, но он заставит всех подумать том, о чем думать не хочется. Заставит говорить об этом, пусть даже с экивоками или через губу, продираясь через защиты. Нельзя расчистить авгиевы конюшни, не указав пальцем на дерьмо и не назвав его вслух дерьмом. Насилие как обыденность, насилие как «порядок вещей», страх перед насилием, идентификация с насильником,  обвинение жертвы,– это и есть то дерьмо, которое налипло за нашу историю в таких количествах, что не дает обществу двигаться дальше. Обсуждение таких тем заставляет каждого выбрать, что добавлять в болезненный и сложный замес: еще презрения и обвинений жертв или немного сочувствия и уважения. Эти выборы суммируются и мы получаем общество, в котором живем. Что навыбираем, то и получим, только и всего.[/bilingbox]

    Wetschernaja Moskwa: Plötzlich hilflos

    In Wetschernaja Moskwa, einem Boulevardblatt, das die Moskauer Regierung herausgibt, wundert sich Korrespondentin Lera Bokaschewa über europäische Frauen:

    [bilingbox]Und das ist auch wichtig: Man muss in der Lage sein, für sich selbst einzustehen. Ich meine, dass eine erwachsene Frau diese Kunst beherrschen sollte. Sie muss wissen, wie man sich wo kleidet, wie man sich präsentiert. Weil – und auch das zeigt uns die alte Oma Europa – Frauen, die ihre Männer seit Jahrzehnten moralisch kastriert und sie der „Belästigung” bezichtigt haben, wo überhaupt nichts Kriminelles passiert war, waren plötzlich absolut hilflos, als sie realer Belästigung ausgesetzt waren. Wenn Migranten in Deutschland und Frankreich jetzt höchst ungehobeltes Verhalten gegenüber den wunderhübschen Europäerinnen an den Tag legen, können letztere nur heulen oder in Ohnmacht fallen. Da helfen weder Hashtag-Aktionen noch die Polizei.~~~И это тоже важно: уметь постоять за себя. Считаю, что взрослая женщина этим искусством должна владеть. Знать, как и куда одеваться, как себя подавать. Потому что – и это тоже нам демонстрирует старушка-Европа – женщины, которые на протяжении десятилетий кастрировали морально своих мужчин, уличая их в "домогательствах" там, где в помине не было ничего криминального, оказались неожиданно абсолютно беззащитны перед домогательствами реальными. Когда в Германии и Франции сейчас мигранты демонстрируют в высшей степени хамское поведение по отношению к прекрасным европейкам, последние могут только рыдать и падать в обмороки. Не помогают ни флешмобы, ни полиция.[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

    Weitere Themen

    Presseschau № 28: Tschernobyl

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 30: RBC – Medium unter Druck

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Presseschau № 34: Brexit

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

  • Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Presseschau № 35: Ausblick auf NATO-Gipfel

    Auf dem Gipfel in Warschau am 8. und 9. Juli werden die NATO-Staaten vor allem auch die Beziehung zu Russland in Augenschein nehmen.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel machte in ihrer Regierungserklärung am Tag vor dem Treffen Moskau für den Vertrauensverlust verantwortlich. Die russische Presse hingegen diskutiert im Hinblick auf den Gipfel nicht nur die Aufnahme zahlreicher osteuropäischer Staaten in die Allianz in den vergangenen Jahren, sondern auch die mögliche NATO-Mitgliedschaft Finnlands.

    Die Exilpresse im Baltikum wiederum beschäftigt vor allem die Erwartung der osteuropäischen Länder an das Bündnis.

    Kommersant: NATO in der Krise

    Nach dem Außenpolitik-Experten Fjodor Lukjanow, Chefredakteur des Journals Russland in der globalen Politik, haben Russland vor allem zwei Entwicklungen der NATO beunruhigt: die Aufnahme neuer Mitgliedsländer im Osten Europas und die wachsende militärische Aktivität außerhalb des NATO-Gebiets. Die neue-alte Aufgabe der Eindämmung Russlands, so meint er, sollte aber nicht über eine andauernde Krise der Allianz hinwegtäuschen:

    [bilingbox]Die NATO ist – trotz der lautstarken Verkündigungen von Einigkeit und Entschlossenheit – kein monolithischer Block. Europas Norden, Süden, Osten und Westen sind sich uneins in den unterschiedlichsten Fragen. Die Türkei ist sowieso ein Fall für sich. Die Balance zwischen der Alten und der Neuen Welt ist labil, in den USA ist man zunehmend genervt vom Unwillen der Europäer, für die eigene Sicherheit tief genug in den Geldbeutel zu greifen. Die völlige Ahnungslosigkeit darüber, was man im Nahen Osten machen soll, sorgt für zusätzliche Unstimmigkeit in der Allianz. Hinzu kommt das allgemeine Gefühl, dass der atlantische Raum im Vergleich zum pazifischen immer mehr zur Peripherie wird. Und diesen ganzen Blumenstrauß versucht man mit dem Bändchen „aggressives Russland“ zusammenzuhalten, damit er schön aussieht und nicht auseinanderfällt. […]

    Die NATO ist in einer Krise, die nicht durch innere Differenzen hervorgerufen wurde, sondern durch eine Struktur, die für das 20. Jahrhundert konzipiert ist und den Umständen des zweiten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert nicht entspricht.~~~НАТО, несмотря на бравурные заявления о единстве и решимости, не монолитно. Север, юг, восток и запад Европы находятся друг с другом в нелинейных и противоречивых отношениях по самым разным вопросам. Турция — вообще отдельный случай. Баланс между Старым и Новым Светом неустойчив, в США растет раздражение нежеланием европейцев как следует раскошелиться на собственную безопасность. Полное непонимание, что делать на Ближнем Востоке, вносит в стройность рядов альянса дополнительный разнобой. К этому стоит добавить общее ощущение того, что атлантическое пространство становится все более периферийным по сравнению с тихоокеанским. И весь этот букет пытаются связать ленточкой с надписью "агрессивная Россия", дабы он стоял красиво и не распадался. […]

    НАТО в кризисе, который вызван не отдельными разногласиями внутри, а несоответствием структуры, спроектированной для ХХ столетия, обстоятельствам второго десятилетия XXI века. И решить эту проблему воссозданием "угрозы из Москвы" не получится.[/bilingbox]

    Vesti: Vom Kalten Krieg zum Kalten Krieg

    Vesti bringt eine Replik von Alexander Priwalow auf einen Gastbeitrag von Wolfgang Ischinger im Spiegel. Der ehemalige Staatssekretär des Auswärtigen Amtes legt darin u. a. nahe, trotz möglicher „negativer Reaktionen in Moskau auf den Gipfel” weiter den Dialog zu suchen, etwa einen NATO-Vertreter für Gespräche nach Russland zu schicken. Von solchen Vermittlungsversuchen hält Priwalow jedoch nicht viel:

    [bilingbox]Dem Autor ist selbst klar, dass der Westen absolut nicht gewillt ist, seinen friedliebenden Ratschlägen zu folgen. […] Warum wohl sind sich die NATO-Leute der „negativen Reaktionen“ seitens Moskaus so sicher? Nämlich deswegen, weil sie das Ziel des Warschauer Gipfels gut kennen. […]

    Es wird zunächst so aussehen, dass neue NATO-Truppen nahe der russischen Grenzen aufgestellt werden: gut weitere tausend Soldaten im Baltikum und in Polen. Man wird die für die postsowjetische Zeit höchsten Aufstockungen im Verteidigungsbudget der NATO-Staaten beschließen. Man wird (noch ganz vorsichtig) Gespräche über den NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands vorschlagen.

    Mit einem Wort: Man wird bewusst einen bedeutenden Schritt hin zu einer Verschärfung der Konfrontation zwischen dem Westen und Russland machen.

    Von der Auflösung des Warschauer Pakts bis zum Warschauer NATO-Gipfel sind 25 Jahre vergangen und fast schließt sich der Kreis: vom Kalten Krieg zum Kalten Krieg.~~~Aвтор и сам понимает, что следовать его миролюбивым советам Запад отнюдь не намерен […]. Почему же натовцы так уверены в „предсказуемо негативной" реакции Москвы? А потому, что хорошо знают цель Варшавского саммита. […]

    Выглядеть это на первых порах будет так — будут размещены новые войска НАТО вблизи российских границ: по дополнительной тысяче военных в прибалтийских странах и в Польше. Будет принят план крупнейшего за постсоветский период увеличения расходов стран-членов НАТО на оборону. Будут (пока весьма осторожно) продолжены разговоры о вступлении в НАТО Швеции и Финляндии. Одним словом, будет сознательно сделан заметный шаг к усилению конфронтации Запада и России.

    От роспуска Варшавского договора до Варшавского саммита НАТО – двадцать пять лет и почти полный круг, пройденный за это время. Круг от холодной войны к холодной войне.[/bilingbox]

    Facebook, Lilija Schewzowa: Russland hat NATO provoziert

    Die renommierte Politikwissenschaftlerin Lilija Schewzowa erwartet vom Treffen in Warschau keine Wende. Auf ihrem Facebook-Account schreibt sie, die Aufgabe des NATO-Gipfels bestehe darin, dass alle Mitglieder an einem Strang ziehen und dies auch demonstrieren. Sie müssten sich darüber im Klaren werden, wie man das Verhältnis zwischen Dialog und Abschreckung ausbalancieren kann. Russland habe die Allianz herausgefordert – und diese Herausforderung werde die Allianz konsolidieren. Dabei spart sie nicht mit Kritik am russischen Vorgehen:

    [bilingbox]Warum war das nötig, dieses Geschöpf [die NATO – dek] zu wecken und es am Schwanz zu ziehen? Um zu verstehen, dass es sich noch bewegen kann? Oder um eine Antwort auf unsere nationale Frage zu bekommen: „Hast du Respekt vor mir?“ Oder wollte man „Wer blinzelt zuerst“ spielen? Oder versuchen, das Vakuum auf der Weltbühne zu füllen, solange der Westen kriselt? Man könnte sie ja noch mit den Iskander-Raketen in Kaliningrad reizen– das wird ein Vergnügen!

    Wie auch immer: Moskau hat einen strategischen Fehler gemacht, der Russland dazu treibt, den sowjetischen Zusammenbruch zu wiederholen. Ein Versuch, den Koloss zu foppen, der 940 Milliarden Dollar für Kriegs-Spielzeug in der Tasche hat, ist selbstmörderisch.

    Im Übrigen hat Putin bei seinem Treffen mit dem Präsidenten Finnlands Niinistö gesagt: „Wir werden versuchen, auf dem Gipfel in Brüssel einen Dialog mit der NATO anzufangen.“ Auf Initiative der russischen Seite hat ein Gespräch zwischen Putin und Obama stattgefunden. Vor dem NATO-Gipfel in Warschau, übrigens. Das bedeutet, im Kreml versteht man doch, dass es Zeit ist, miteinander zu sprechen …~~~Спрашивается: зачем было будить это создание и дергать его за хвост? Чтобы понять, может ли оно еще двигаться? Или получить ответ на наш национальный вопрос: «Ты меня уважаешь?» Или захотелось поиграть в «Кто моргнет первым?» Или попытаться заполнить вакуум на мировой сцене, пока Запад вошел в кризис? А ведь можно еще их пощекотать «Искандерами» в Калининграде-вот удовольствие то будет!
    В любом случае Москва сделала стратегическую ошибку, которая толкает Россию к повторению советского обвала. Пытаться дразнить махину, у которой в кармане 940 млрд долл на военные игрушки, самоубийственно.
    Впрочем, Путин на встрече с президентом Финляндии Ниинисте сказал: «Попробуем начать диалог с НАТО на саммите в Брюсселе». По инициативе российской стороны состоялся разговор Путина с Обамой. Кстати, перед саммитом НАТО в Варшаве. Значит, в Кремле все же понимают, что пришла пора разговаривать…[/bilingbox]

    Spektr: Nichts als Worte

    Das russische Exilmedium in Lettland Spektr thematisiert die Erwartungen der osteuropäischen Länder:

    [bilingbox]Sie [die osteuropäischen Staaten – dek] erwarten von dem Treffen in Polen demonstrative Einigkeit und Entschlossenheit gegenüber dem Kreml. Charakteristisch dafür ist der Titel eines Artikels in der Financial Times: „Der NATO-Gipfel in Warschau ist ein Test, den der Westen bestehen muss“.

    Es ist jedoch kaum möglich, die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Russland und dem Westen noch weiter zu verschlechtern. Kaum vorstellbar, dass der scharfen Rhetorik ernsthafte politische Schritte folgen, dass etwa ein Aktionsplan zur Mitgliedschaft postsowjetischer Republiken angestoßen wird. Zum Ausgleich für deren Regierungen kann man Russland im Abschlussdokument erneut auf die Liste der größten Sicherheitsbedrohungen setzen. Allerdings: Mit dem Konstatieren von Fakten allein beeindruckt man heute keinen mehr. ~~~От встречи в Польше они ждут демонстрацию единства и решимости в контактах с Кремлем. Характерным является заголовок редакционной статьи в Financial Times – «Саммит НАТО в Варшаве – экзамен, который Запад обязан сдать».

    Впрочем, это едва ли способно дополнительно ухудшить и без того тяжелое положение в российско-западных отношениях. Сложно представить, что за острой риторикой последуют серьезные политические шаги, такие как предоставление плана действий по членству постсоветским республикам. В качестве компенсации их властям в итоговом документе Россию могут вновь включить в список главных угроз безопасности альянса, но простой констатацией факта сегодня никого не удивишь.[/bilingbox]

    Rubaltic: Gleiche Rhetorik auf beiden Seiten

    Auf dem Kaliningrader Portal Rubaltic, das sich den Ländern des Baltikums widmet, berichtet Wadim Radionow über eine wachsende Zustimmung zur NATO im Baltikum seit den Ereignissen in der Ukraine 2014. Was die Rhetorik beider Seiten betrifft, erinnert er sich an den Ausspruch einer Fremdenführerin in Sankt Petersburg vor zwei Jahren:

    [bilingbox]„Das sind unsere Verbündeten: die Armee und die Flotte“. Und sie fügte hinzu, dass Russland auf niemanden sonst in dieser Welt zählen könne. Diesen Gedanken hatte sie sich offensichtlich von Alexander III. geborgt, dem dieser Satz zugeschrieben wird.

    Eine ähnliche Rhetorik kann man auch in Lettland hören: Auch hier spricht man inzwischen von der NATO als quasi einzige Hoffnung und Stütze. Die Rhetorik ist auf beiden Seiten recht ähnlich. Man gewinnt den Eindrück, als würden beide einander bloß „spiegeln“. Doch diese Spiegel sind noch dazu verbogen, was die Situation ins Groteske führt. […]

    Im Grunde regiert die Angst – beide Seiten handeln, während sie immerzu aufeinander schauen. Die NATO schickt ein paar Panzer ins Baltikum – Russland verstärkt seine Truppen in Kaliningrad. Um das aufzuhalten, müsste man wohl aufhören, sich gegenseitig zu fürchten. Aber das ist, wenn man die allgemeine Nervosität bedenkt, keine leichte Aufgabe. Und genau an guten Psychiatern fehlt es momentan.~~~«Наши союзники – армия и флот». И добавила, что России больше не на кого рассчитывать в этом мире. Эту мысль она, судя по всему, почерпнула у Александра III, которому приписывают эту фразу.

    Похожую риторику можно услышать и в Латвии, здесь теперь тоже говорят об армии НАТО как практически единственной надежде и опоре. Риторика в обеих странах очень похожа. Складывается впечатление, что они просто «зеркалят» друг друга. Но зеркала эти еще и кривые, что доводит ситуацию до гротеска. […]

    По сути, ситуацией управляет страх – стороны действуют, глядя друг на друга. НАТО пригоняет танки в Балтию, Россия усиливает свою группировку в Калининграде. Наверное, чтобы остановиться, нужно перестать бояться друг друга. Сделать это, учитывая общую нервозность, будет очень непросто. А хороших психиатров сейчас как раз не хватает.[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

    Weitere Themen

    Presseschau № 27

    Presseschau № 28: Tschernobyl

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 30: RBC – Medium unter Druck

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Presseschau № 34: Brexit

  • Presseschau № 34: Brexit

    Presseschau № 34: Brexit

    Die Briten stimmen für den Brexit – und wie reagiert Russland darauf? Russlands Politiker und Experten machen sich vor allem Gedanken über die wirtschaftlichen Folgen für das Land. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow kommentierte nach der Abstimmung, Russland sei daran „interessiert, dass die Europäische Union eine blühende, stabile und berechenbare Wirtschaftsmacht bleibt“.

    Russische Medien diskutieren vor allem, inwiefern der Brexit eine Ohrfeige für Brüssel darstelle – und ob er letzten Endes nicht so sehr der EU schade, sondern vielmehr Russland.

    Komsomolskaja Prawda: Eine Ohrfeige für Brüssel

    Michail Deljagin sieht im Brexit eine Ohrfeige für die EU – und eine Bestätigung für Russlands Politik, wie er im Boulevard-Blatt Komsomolskaja Prawda kommentiert:

    [bilingbox]

    Erstens wird der Druck auf Moskau seitens der sanktionsverrückten EU-Bürokratie sinken. Zweitens hoffe ich, dass Brüssel endlich versteht, dass die Förderung russophober Kräfte in Polen, dem Baltikum und ähnlichen Staaten zu einer Diskreditierung der Europäischen Union führt, und dass man sich auf die Rückkehr zu einer vernunftgeleiteten Politik besinnt. Wenn jetzt schon Großbritannien austritt … England beschimpft uns zwar verbal, praktisch aber hat es seine Handelsbeziehungen mit Russland ausgebaut. Und das wird sich jetzt wahrscheinlich noch intensivieren. […]

    Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Krim hat bei ihrem Referendum [über die Angliederung an Russlanddek] im Grunde zwischen europäischen Werten in der gegenwärtigen ukrainischen Version und Russland gewählt. Und sich für Russland entschieden. Was für die Europäische Union eine Ohrfeige war. Das Referendum wurde dort nicht anerkannt. Und nun hat sich auch Großbritannien beim Referendum gegen die allgemein-europäischen Werte in der gegenwärtigen Brüsseler Version ausgesprochen. Das ist ein eindrucksvolle Bestätigung, dass wir im Recht sind.~~~

    Во-первых, ослабнет давление на Москву буквально обезумевшей от санкций европейской бюрократии. Во-вторых, надеюсь, в Брюсселе вырастет понимание, что поощрение русофобов из Польши, Прибалтики и прочих подобных стран ведет к дискредитации Евросоюза, и там задумаются о возвращении к политике здравого смысла. Коль уж сама Великобритания от них уходит… Сама Англия хоть на словах нас и ругает, на деле развивала торговые отношения с Россией. И теперь они, вероятно, укрепятся еще больше. […]

    Еще один важный аспект. Крым на референдуме по большому счету выбирал между европейскими ценностями в сегодняшнем украинском издании и Россией. И выбрал Россию. Что было обидно Евросоюзу. Референдум там не приняли. А теперь и Великобритания на референдуме отвергла общеевропейские ценности в сегодняшнем брюссельском издании. Это наглядное подтверждение нашей правоты.

    [/bilingbox]

    Novaya Gazeta: EU schmarotzt vor sich hin

    Auch in der unabhängigen Novaya Gazeta bewertet die Journalistin Julia Latynina, die für ihre umstrittenen Positionen bekannt ist, den Brexit als eine verdiente Abrechnung mit Brüssel:

    [bilingbox]

    […] Bei all ihren Pluspunkten, wie den offenen Grenzen und der einheitlichen Währung, ist die Europäische Union ein riesiger sozialistischer Staat, der so langsam vor sich hinschmarotzt auf den Ruinen der großen europäischen Zivilisation.

    Es ist ja nicht so, dass sich Sozialismus auf Folgendes beschränkt: UdSSR, Stalin und Gulag. Die UdSSR, das war Kriegskommunismus und der Versuch, das ganze Land in eine Waffenfabrik zu verwandeln, mit dem Ziel, die ganze Welt zu erobern. Sozialismus hingegen, das ist Demokratie, die sich in eine Bürokratie auswächst.~~~

    […] Евросоюз, при всех его плюсах в виде открытых границ и единой валюты, является огромным социалистическим государством, медленно паразитирующим на развалинах великой европейской цивилизации.

    Это неправда, что социализм — это СССР, Сталин и Гулаг. СССР — это военный коммунизм и попытка превратить всю страну в завод для производства оружия с целью завоевания всего мира. А социализм — это демократия, перерождающаяся в бюрократию.[/bilingbox]

    Slon.ru: Schlag für die russische Wirtschaft

    Kommentator Andrej Archangelski dagegen schreibt auf dem unabhängigen Portal slon.ru, der Austritt der Briten sei weniger ein Problem für die EU, sondern vielmehr für Russland:

    [bilingbox]

    „[… die russische Elite] weiß selbst am besten, wie sehr durch die Weltwirtschaft längst alle miteinander verwoben sind und wie sehr Russlands Rohstoffwirtschaft in erster Linie von der europäischen Wirtschaft abhängt. Und dass jeder Schlag für die EU-Wirtschaft – und der Austritt Großbritanniens, einer Lokomotive der EU, ist zweifellos ein Schlag – automatisch auch ein Schlag für die russische Wirtschaft ist. Das heißt wiederum, dass man die Staatsausgaben und in der Folge auch die Sozialleistungen kürzen muss.

    Letztendlich trifft der Austritt Großbritanniens gar nicht so sehr die EU als vielmehr die mangelhafte, träge und abhängige Wirtschaft Russlands. Das wissen die russischen Eliten nur allzu gut, aber im Feuereifer antiwestlicher Rhetorik denken sie nicht an die ökonomischen Folgen.“~~~

    “[…российская элита] лучше других знает, насколько мировая экономика связала всех со всеми и насколько сырьевая экономика России зависит именно от экономики европейской в первую очередь. И что всякий удар по экономике ЕС – а выход Британии, локомотива ЕС, это, безусловно, удар – означает автоматически и удар по экономике России. А это в свою очередь означает, что госрасходы придется сокращать, а следовательно, и соцвыплаты, соцпакеты, пособия. В конечном счете выход Британии из ЕС ударит не столько даже по ЕС, сколько по несовершенной, инертной и зависимой экономике России. Это все прекрасно известно российским элитам, но в пылу антизападной риторики они не думают об экономических последствиях”

    [/bilingbox]

    Izvestia: Anfang vom Ende

    Die kremlnahe Izvestia lässt den serbischen Politiker Nenad Popovic, Vorsitzender der national-konservativen Srpska Narodna Partija, zu Wort kommen. Der sieht die EU generell auf dem absteigenden Ast:

    [bilingbox]

    Man hätte den Brexit womöglich vermeiden können, wenn Brüssel bei wichtigen Entscheidungen nach pragmatischen Interessen und nicht nach politisch vordiktierten Motiven gehandelt hätte. So etwa bei der Einführung der Russland-Sanktionen oder bei der Ausarbeitung gesamteuropäischer Gesetzgebungen im Bereich der Migrations- und Sozialpolitik, wo man die Besonderheiten der einzelnen Länder nicht berücksichtigt hat.

    In der letzten Zeit nahm die Zustimmung zur EU unter den Bürgern kontinuierlich ab, sowohl bei den gegenwärtigen als auch bei den potentiellen Unionsmitgliedern. Die Flüchtlingskrise, die Unfähigkeit, den Terroristen zu trotzen, sowie die Lage in den jungen Mitgliedsländern haben das völlige Unvermögen Brüssels demonstriert.
    Das Referendum in Großbritannien ist der Anfang des formellen Zerfalls der Union. Die Idee der EU und der NATO ist ein Mythos, geschaffen von Lobbyisten eben jener Blöcke.

    ~~~Возможно, если бы Брюссель при принятии важных решений, таких как введение санкций против Российской Федерации, разработка общеевропейских законодательных актов в области миграционной и социальной политики, не учитывающих специфику отдельных стран, руководствовался бы прагматичными интересами, а не политически продиктованными мотивами, то Brexit […] получилось бы избежать. В последнее время рейтинг ЕС в глазах жителей стран — нынешних и потенциальных членов объединения — постепенно падал. Миграционный кризис, неспособность противостоять террористам и положение дел в молодых странах-членах демонстрировали полную несостоятельность Брюсселя. Референдум в Великобритании положил начало формальному распаду объединения. Идея ЕС и НАТО — это миф, созданный лоббистами этих блоков. [/bilingbox]

    EJ: Europa wird nicht einstürzen

    Die renommierte Politologin Lilija Schewzowa dagegen glaubt nicht an das Ende Europas, wie sie im unabhängigen EJ schreibt:

    [bilingbox]

    Wird Europa einstürzen wie ein Kartenhaus? Ach wo! Nichts da. Europa wird sich neue Bindegewebe suchen – langsam, methodisch und beharrlich. Wenngleich die Europäer eine Menge Rost abkratzen müssen. Und nicht nur ihr politisches Regelwerk ändern, sondern jedes Äderchen ihrer Konstruktion säubern müssen.

    Und was bedeutet diese Erschütterung für Russland? Hier von der Peripherie aus sehen wir, wie sich die weltstärkste Zivilisation auf die Suche nach neuen Existenzformen macht. Bei allen Turbulenzen – aber es ist diese Zivilisation, die weiterhin die Spielregeln und die Regeln des Fortschritts bestimmen wird. Deshalb ist es für Russland so wichtig, in welche Richtung sich der Westen bewegt.~~~

    Европа станет карточным домиком? Бросьте! Не станет. Европа будет искать новые соединительные ткани — медленно, методично и упорно. Хотя европейцам придется соскрести много ржавчины. И сменить не только своих политических регуляторов, но и прочистить сосуды своей конструкции.

    И что вся эта встряска означает для Россия? Мы со своей периферии видим, как самая мощная в мире цивилизация начала поиск новых форм жизнеспособности. Именно эта цивилизация, несмотря на свою лихорадку, продолжает устанавливать правила игры и прогресса. Поэтому для России так важно, в каком направлении двинет Запад. [/bilingbox]

    Vedomosti: Die gelenkten Bürger

    Maxim Trudoljubow sieht in der unabhängigen Tageszeitung Vedomosti den Brexit ebenfalls als Folge dessen, dass sich der „kleine Mann“ von den großen Entwicklungen nicht mitgenommen fühle. Dass dies in Russland womöglich anders sei, gereiche der Politik allerdings nicht unbedingt zur Ehre:

    [bilingbox]

    Die Eliten von China und Russland […] wollen sich keineswegs demokratischen Risiken aussetzen und sind davon überzeugt, dass sie gut gelernt haben, die Stimmungen der Bürger so zu lenken, dass sie vor gesetzmäßigen, legitimen Aufständen vollständig geschützt sind.

    Die autoritären Führer sind überzeugt, dass ihnen die Zukunft gehört, weil sie innenpolitisch Regeln geschaffen haben, nach denen sie auf dem heimatlichen Spielfeld nicht zu schlagen sind. ~~~

    „Элиты Китая и России […] не согласны подвергать себя демократическим рискам и уверены, что хорошо научились управлять настроениями граждан, настолько хорошо, что полностью застраховали себя от законных и легитимных восстаний.

    Авторитарные лидеры уверены, что за ними будущее, потому что они создали такие правила игры во внутренней политике, по которым выиграть у них на домашнем поле невозможно.[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

     

    Weitere Themen

    Presseschau № 25

    Presseschau № 26

    Presseschau № 27

    Presseschau № 28: Tschernobyl

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

  • Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Presseschau № 33: Doping-Sperre

    Das Olympia-Aus für russische Leichtathleten ist fix – mit Ausnahmen: Am Dienstag hat sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) zwar hinter die Entscheidung des Weltverbandes IAAF gestellt, die derzeitige Doping-Sperre für russische Leichtathleten auf die Olympischen Spiele im August auszuweiten. Allerdings dürfen nachweislich saubere Athleten bei Olympia unter ihrer russischen Landesflagge starten. Dies gab IOC-Präsident Thomas Bach in Lausanne bekannt. Alle russischen Sportler müssen für ihre Teilnahme demnach eine Freigabe durch internationale Fachverbände ihrer Sportarten vorweisen.

    Der russische Sportminister Witali Mutko reagierte laut Nachrichtenagentur TASS erleichtert auf die Entscheidung: „Wir werden alles machen, was sie uns sagen.“

    Russlands Leichtathleten wollen dennoch juristisch gegen die Sperre vorgehen und beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) Einspruch einlegen.

    Schon die auf Olympia ausgeweitete Doping-Sperre für Leichtathleten hatte heftige Diskussionen in russischen Medien ausgelöst. Vor allem ging es um die Frage, inwiefern der Sport dabei als politische Waffe instrumentalisiert würde – und man Sportler anstelle des Staates bestrafe.

    Ja, laufen sie denn? Aufregung um Olympia-Teilnahme russischer Athleten. Foto © Tab59 unter CC BY-SA 2.0
    Ja, laufen sie denn? Aufregung um Olympia-Teilnahme russischer Athleten. Foto © Tab59 unter CC BY-SA 2.0

    Echo Moskvy Blog: Kollektivstrafe nur für Behörden

    Der bekannte Journalist Anton Nossik begrüßt auf seinem Blog die Entscheidung des IOC, durch die er eine Bestrafung unschuldiger Sportler abgewendet sieht – und fordert eine Kollektivstrafe an anderer Stelle:

    [bilingbox]Die Entscheidung des IOC  […] verstehe ich sehr gut und unterstütze sie. Die Praxis von Kollektivstrafen ist widerlich. […] Es ist aber was anderes, wenn es um nationale Verbände und staatliche Behörden geht, die den Einsatz verbotener Präparate und darauf folgende Probenfälschungen zur Staatspolitik gemacht haben. Die gehören auf jeden Fall bestraft – auch gerne kollektiv, damit all diejenigen, die ein solches Vorgehen ihrer Kollegen im tiefsten Innern nicht gutgeheißen haben, stärker motiviert werden, solche Praktiken öffentlich zu machen.~~~Решение МОК […] я очень хорошо понимаю и поддерживаю. Практика коллективных наказаний — омерзительна […] Другое дело — всевозможные национальные федерации и государственные ведомства, которые употребление запрещённых препаратов и последующую фальсификацию проб возвели в ранг госполитики. Этих, конечно же, нужно наказывать — и можно коллективно. Чтобы у тех, кто в душе не одобрял подобной практики сослуживцев, появилась сильная мотивация рассказать о таких практиках вслух.[/bilingbox]

    Novaya Gazeta: Prinzip der Kollektivschuld

    Nach dem IAAF-Urteil kritisierte unter anderem die unabhängige Novaya Gazeta das Prinzip der „Kollektivschuld“ für alle Leichtathleten:

    [bilingbox]Mit dieser überaus harten, in ihrem Ausmaß beispiellosen und nicht unumstrittenen Strafe soll kein bestimmter Verstoß geahndet werden, auch nicht eine Reihe von Verstößen gegen Antidoping-Gesetze. Geahndet wird die Summe aller Sünden, die das sportliche Russland angehäuft hat.

    Wenn man diese Summe zu Grunde legt, ist das alles wahrscheinlich nur gerecht. Verständlich ist dann auch, dass konsequent das Prinzip der Kollektivschuld angewendet wird: In Russland trägt auf höchster Ebene der Staat die Verantwortung für den Sport  – und nun wurde er bestraft […].

    Es ist viel zu ernst, um es leichtfertig als die Vollendung einer vor anderthalb Jahren begonnenen „antirussischen“ Kampagne zu begrüßen. Es ist viel zu schmerzhaft, um einfach nur abzuwinken und vor sich hinzumurmeln: „Der Zaun ist abgebrannt, soll doch ruhig die ganze Hütte niederbrennen.“~~~Жесточайшее, беспрецедентное по масштабам и небесспорное наказание применено не за какое-то определенное нарушение, или даже за цепочку нарушений  антидопингового законодательства, а по совокупности накопившихся у спортивной России грехов.

    Если брать за основу именно совокупность — наверное, все справедливо. Понятно и жесткое применение принципа коллективной ответственности — у нас за спорт высших достижений де-факто отвечает государство, вот его-то и наказали. […]

    Это слишком серьезно, чтобы с легкостью приветствовать  завершение  начатой еще полтора года назад «антироссийской» кампании. Это слишком больно, чтобы махнуть на все рукой, приговаривая: „Сгорел забор — гори и хата“.[/bilingbox]

    Vedomosti: Nicht einfach den Spieß umdrehen

    Die regierungsunabhängige Tageszeitung Vedomosti dagegen meint, die Empörung über eine vermeintliche Kollektivstrafe lenke von den eigentlichen Herausforderungen ab, die nun anstünden:

    [bilingbox]Offiziell wird die Disqualifikation als Bemühen angesehen, da eine kollektive Verantwortung aufzudrücken, wo eigentlich Institutionen bestraft werden müssten. Dadurch kann man Diskussionen über eine Reform der Institutionen aus dem Weg gehen – die Lösung des Problems wird damit aufgeschoben und erschwert. […] Um eine Disqualifikation zu vermeiden, sollte Russland nicht den Spieß umdrehen, sondern überzeugend demonstrieren, dass man ernsthaft gewillt ist, das Dopingproblem auszumerzen, indem man effiziente Strukturen schafft, um Missbrauch vorzubeugen.~~~Официальная позиция, видящая в дисквалификации стремление навязать коллективную ответственность, а не наказать институт, позволяет избегать разговоров о реформе институтов, тем самым откладывая и усложняя решение проблемы. […] Чтобы избежать дисквалификации, России нужно не переводить стрелки, а убедительно демонстрировать серьезность намерения искоренить допинг и создать качественные структуры по предотвращению злоупотреблений.[/bilingbox]

    TASS: Duma sieht Sperre als politische Waffe

    Die russische staatliche Nachrichtenagentur TASS gibt eine Erklärung der Staatsduma zum IAAF-Urteil wieder, die in der Sperre der russischen Leichtathleten einen Angriff des Westens sieht:

    [bilingbox]„Irgendjemand versucht da, eine heftig nach Mottenkugeln riechende politische Waffe aus der Müllhalde der Geschichte hervorzuzerren. […] Anders lässt sich das Teilnahmeverbot an den Olympischen Spielen […] von Sportlern, die sich nicht einmal mit dem Verdacht des Einsatzes von Dopingmitteln besudelt haben, nicht erklären. Im Grunde genommen wird hier von einigen wenigen Sportbürokraten im Alleingang das Prinzip‚ im Zweifel gegen den Angeklagten‘ gegenüber Sportlern aus einem konkreten Land  eingeführt“, heißt es in der Erklärung.

    Die Abgeordneten ließen verlauten, dass dieses Prinzip – das „so in etwa zu Zeiten der Inquisition und totalitärer Regime“ Anwendung fand – in unserer Zeit kaum als angemessen gelten kann.~~~„[…] сегодня кое-кто пытается вытащить это пропахшее нафталином политическое оружие со свалки истории“.[…] „Запрет на участие в Олимпийских играх […] спортсменам, не запятнавшим себя даже подозрением в употреблении допинга, иными мотивами объяснить нельзя. По сути дела, некоторыми спортивными бюрократами явочным порядком вводится принцип презумпции виновности по отношению к спортсменам конкретной страны“, – подчеркивается в заявлении.

    Депутаты предупредили, что этот принцип, „использовавшийся разве что во времена инквизиции и тоталитарных режимов“, вряд ли можно считать применимым в наше время.[/bilingbox]

    Blog: Ungerechtes Kontrollsystem

    Blogger Pawel Shipilin vergleicht auf seinem Livejournal-Blog verschiedene Statistiken und findet russische Doping-Sünder im Vergleich zu anderen zu hart bestraft:

    [bilingbox]Es ist auffällig, dass die WADA [Welt-Anti-Doping-Agentur] von unseren und den chinesischen Athleten praktisch ununterbrochen Proben nimmt. Vielleicht gibt es dafür eine Erklärung, doch auch hier fehlt eine rechtliche Regulierung. Warum nimmt man nicht von allen gleich viele Proben – unabhängig davon, welchen Platz ein Athlet belegt hat? Nach jedem Lauf, nach jedem Sprung, nach jedem Spiel stellen sich alle bei den Inspekteuren an und geben ihre Proben ab mit allem, was dazu gehört.

    Und wenn das zu umständlich ist, dann lasst uns eine Rangliste erstellen, aber nicht nach der absoluten Anzahl der entlarvten Verstöße, wie das heute passiert, sondern gemäß dem prozentuellen Anteil in Bezug auf die Gesamtzahl der Tests. Das wäre gerechter, oder nicht?~~~Заметно, что у наших и китайских спортсменов WADA берет пробы практически непрерывно. Возможно, этому есть какое-то объяснение, но, опять же, отсутствует правовое регулирование. Почему бы не брать у всех на равных — вне зависимости от того, какое место занял спортсмен? После каждого забега-запрыга, после каждой игры все выстраиваются в очередь к инспекторам и сдают все, что положено.

    А если это слишком хлопотно, то тогда давайте составлять рейтинг не по количеству выявленных нарушений, как это происходит сегодня, а по их доле в общем количестве тестов. Так будет честнее, разве нет?[/bilingbox]

    Echo Moskvy: Russland läuft hinterher

    Unmittelbar nach dem IOC-Urteil gibt Schod Muladshanow, Chefredakteur der Moskowskaja Prawda, ein Interview auf dem unabhängigen Radiosender Echo Moskvy. Er sieht die Probleme nicht in den Strukturen, sondern an ganz anderer Stelle:

    [bilingbox]Wir verwenden oft verbotene Präparate, deswegen kommt man nicht umhin, Schmiergelder zu zahlen und so weiter. Die Athleten vieler anderer Länder verwenden natürlich neuere Medikamente, die noch nicht auf die Verbotsliste gelangt sind. Die anderen laufen diesen Verboten quasi voraus, und wir hinterher. Und durch dieses Hinterhersein verliert Russland leider sehr viel. Es verliert natürlich auch an das System der Korruption, weil klar ist, dass man in vielen anderen Ländern die Rechtsschutzorgane und Beamten nicht so stark in das Dopingsystem einbinden würde wie bei uns.~~~Мы пользуемся препаратами, запрещенными часто, поэтому приходится давать взятки, чтобы это прикрыть, и так далее. А спортсмены из многих других стран, конечно же, пользуются медикаментами, более продвинутыми, которые еще не успели попасть в список запрещенных. Они идут впереди этих запретов, а мы идем позади этих запретов. И вот на этом опоздании Россия, к сожалению, очень много теряет. Теряет, конечно, на системе коррупции, потому что понятно, что во многих странах не решились бы так втягивать правоохранительные органы и чиновников в эту систему допинговую, как у нас это происходит.[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

     

    Weitere Themen

    Presseschau № 25

    Presseschau № 26

    Presseschau № 27

    Presseschau № 28: Tschernobyl

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 30: RBC – Medium unter Druck

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

  • Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Presseschau № 32: Fußball-Hooligans

    Die UEFA hat durchgegriffen: Nachdem russische Fans am Samstag beim EM-Fußballspiel Russland gegen England randaliert und englische Fans heftig attackiert hatten, verhängte die UEFA nun eine Geldstrafe von 150.000 Euro. Kommt es erneut zu Zwischenfällen, wird die russische Mannschaft disqualifiziert.

    Etwa 150 russische Hooligans hatten nach dem EM-Spiel englische Fans im Stadion von Marseille attackiert, schon vor dem Spiel kam es zu Ausschreitungen. Ein Engländer schwebte danach in Lebensgefahr.

    In russischen Medien war nach den Hooligan-Attacken vor allem über die Äußerungen des stellvertretenden Duma-Vorsitzenden und Vorstandsmitglieds des Allrussischen Fußballverbands RFS Igor Lebedew diskutiert worden. Еr hatte die Hooligans auf Twitter in Schutz genommen: „Ich kann nichts Schlimmes an kämpfenden Fans finden. Im Gegenteil, gut gemacht, Jungs. Weiter so!“

    So gab es auch Stimmen, die die Schuld nicht bei den gewalttätigen Hooligans, sondern bei westlichen Provokateuren sahen. Debattiert wurde auch, ob die Randalierer vom russischen Staat gesteuert seien – oder eben einfach Hooligans wie deutsche, britische oder polnische auch.

    Echo Moskvy: Immer gegen Russland!

    Der einstige Fußballprofi und Trainer Alexander Tschugunow empfindet die Strafe der UEFA als ungerecht, wie er auf Echo Moskvy schreibt:

    [bilingbox]Eine Frage bleibt offen: Warum wurden keine Sanktionen gegen das Gastgeberland verhängt? Warum blieb Frankreich außen vor, während  Mütterchen Russland wie immer die ganze Suppe auslöffeln muss? Ich bin fest davon überzeugt: Hätten sich englische und walisische Fans geprügelt oder deutsche und ukrainische oder wer auch immer – Frankreich hätte auf jeden Fall schuldig dagestanden. Aber hat man einmal russische Fans in der Schlägerei gesichtet, dann heißt es gleich: Also sorry, Russland gehört bestraft und disqualifiziert.~~~Остаётся один вопрос. Почему не наложили санкции на принимающую сторону? Почему Франция осталась за бортом, а расхлёбывать всё пришлось как всегда матушке-России? Я уверен, произошла бы стычка между болельщиками Англии и Уэльса, Германии и Украины, да кого угодно — Франция осталась бы виновата! Но раз в драке увидели русских, то, уж извините — России штраф и дисквалификация.[/bilingbox]

    Komsomolskaja Prawda: Feinde des Vaterlands

    Die Boulevard-Zeitung Komsomolskaja Prawda dagegen lässt nach dem Urteil weniger Milde mit den gewalttätigen Fans und ihren Unterstützern walten:

    [bilingbox]Zu gewinnen reicht Sluzkis Team nicht mehr. Die Fußballer müssen hoffen, dass jetzt kein Dummkopf vor der ganzen Welt seinen Schlagradius demonstrieren will  oder dunkelhäutigen Spielern etwas zuruft.

    Natürlich wissen wir, wer Schuld hat. Wussten es schon vorher: Die Feinde des Vaterlands, die englischen Provokateure, die Polizisten von Marseille … In Wirklichkeit (können wir uns das eingestehen?) wird bei uns gegen die Hooligans nichts unternommen. Im Gegenteil, man unterstützt sie in jeder Weise, streichelt ihnen über die Köpfe, bespaßt sie.~~~Теперь команде Слуцкого мало выиграть. Футболисты должны надеяться, что ни один придурок не захочет показать миру размах своего удара и не крикнет что-нибудь в адрес темнокожих игроков.

    Конечно, мы уже знаем кто виноват. Заранее. Враги Отечества, английские провокаторы, марсельские полицейские… На самом деле (сами себе-то мы можем признаться?) с футбольными хулиганами у нас не борются. Наоборот, всячески поддерживают, гладят по голове, организуют досуг.[/bilingbox]

    Grani.ru: Kreml managt die Ultras

    Unmittelbar vor der UEFA-Strafe reagiert Journalist Ilja Milstein auf dem oppositionellen Portal grani.ru auf die Worte von Igor Lebedew, der der Sohn des rechtspopulistischen LDPR-Chefs Wladimir Shirinowski ist. Dabei bringt Milstein organisierte Hooligans in direkte Verbindung zum Kreml:

    [bilingbox]Igor Lebedew plaudert Geheimnisse aus, aber man muss es ihm nachsehen. Immerhin ist er Shirinowskis Sohn […] Ja und auch das Geheimnis selbst gehört nicht zu den streng gehüteten. Im Gegenteil. Dass die russische Führung die Ultras managt und sie zur Lösung unterschiedlichster staatlicher Aufgaben heranzieht, das ist schon lange bekannt. […]

    Ähnlich wie die Traktoristen und Bergarbeiter im Donbass, sind die russischen Fußballfans seit einiger Zeit Figuren im großen politischen Spiel. Zunächst im innenpolitischen, und jetzt, bittesehr, auch in der internationalen Arena. Deswegen haben sie, umhegt von staatlicher Fürsorge, kurz vor der Europameisterschaft in Frankreich vermutlich auch trainiert – wie die Fußballer. Nur eben auf ihrem Gebiet.~~~Игорь Лебедев выбалтывает сокровенное, но ему простительно. Все-таки он сын Жириновского […]. Да и сама тайна не принадлежит к разряду тщательно охраняемых. Напротив. О том, что российское начальство руководит ультрас и обращается к ним для решения разнообразных государственных задач, известно уже давно. […]

    Подобно трактористам и шахтерам в Донбассе, российские футбольные фанаты с некоторых пор стали фигурами в большой политической игре. Сперва в игре внутриполитической, а теперь вот и на международной арене. Поэтому они, окруженные государственной заботой, незадолго до чемпионата Европы во Франции тоже наверняка тренировались, подобно футболистам. Только на свой лад.[/bilingbox]

    Novaya Gazeta: Vollpfosten haben keine Nationalität

    Eine solche Verbindungslinie zum Kreml sieht Wladimir Rodionow in der unabhängigen Novaya Gazeta dagegen nicht und wundert sich, wer die Ausschreitungen gutheißt:

    [bilingbox]Die Zusammenstöße der russischen und britischen Fußballfans in Frankreich bestätigen meiner Meinung nach nur, dass Vollpfosten keine Nationalität haben. Zwei Gruppen aggressiver angetrunkener Männer haben sich einfach entschieden, auf alle Konventionen zu pfeifen und gedankenlos die Fäuste zu schwingen.

    […] Doch diese traurige, für einige auch tragische Geschichte wurde auf Facebook zum Anlass für Stolz. Den Stolz bekunden dabei nicht mal die Fußball-Hooligans, die aus irgendwelchen Gründen zuhause geblieben waren, sondern die denkbar intelligentesten Leute. Oder zumindest Leute, die sich als solche ausgeben.~~~Столкновения во Франции российских и британских футбольных фанатов только подтвердили, на мой взгляд, что у отморозков нет национальности. Просто две группы агрессивных подвыпивших мужчин решили отбросить все условности и бездумно помахать кулаками.

    […] Но эта грустная, а для кого-то и трагичная история стала поводом для гордости в Facebook. Причем эту гордость выражали не футбольные хулиганы, по каким-то причинам оставшиеся дома, а самые что ни на есть интеллигентные люди. Ну или, по крайней мере, позиционирующие себя таковыми.[/bilingbox]

    Rossijskaja Gaseta: Die brüllenden Engländer auseinander gejagt

    Die offizielle Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta nimmt die russischen Hooligans kurz nach dem Spiel in Schutz – und lobt ihre Taten:

    [bilingbox]Ehrlich gesagt, ist mir vollkommen unklar, wie man mehrere Tage am Stück hemmungslos saufen kann und sich rundherum für gar nichts interessiert. Aber für englische Fußballfans im Ausland ist das wohl das einzig denkbare Verhalten. Die russischen Fans, von denen viele mit ihren Frauen und Kindern zu den Spielen fahren, verbringen ihre Zeit völlig anders: Sie machen Exkursionen, kaufen Kleidung und schaffen es auch noch, Sehenswürdigkeiten zu bestaunen […]

    Prügeleien, an denen Engländer beteiligt waren, gab es schon drei Tage lang mehr als genug, die Russen traten erst unmittelbar vor dem Spiel auf den Plan. Und innerhalb von ein paar Minuten gelang ihnen, was weder Polizei noch einheimische Fans geschafft hatten: Sie jagten diese brüllende Menge hunderter Engländer einfach auseinander.~~~Честно говоря, с трудом понимаю, как можно беспробудно пить несколько дней подряд, не интересуясь вообще ничем вокруг, но для английских футбольных фанатов такое поведение на выезде является чуть ли не единственно приемлемым. Те же россияне, многие из которых приезжают на футбол с женами и семьями, проводят время совсем иначе – ходят на экскурсии, закупают одежду, успевая любоваться достопримечательностями. […]

    Драк с участием англичан за три дня происходило достаточно, а вот русские вышли на авансцену уже непосредственно перед игрой. И за несколько минут сделали то, чего не смогла ни полиция, ни местные ребята – попросту разогнали эту орущую английскую толпу из нескольких сотен человек.[/bilingbox]

    dekoder-Redaktion

    Weitere Themen

    Presseschau № 24

    Presseschau № 25

    Presseschau № 26

    Presseschau № 27

    Presseschau № 28: Tschernobyl

    Presseschau № 29: Tag des Sieges

    Presseschau № 30: RBC – Medium unter Druck

    Presseschau № 31: Freilassung Sawtschenkos