Robert Kindler ist Professor für Geschichte Ost- und Ostmitteleuropas am Osteuropa-Institut an der Freien Universität Berlin. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Geschichte des Stalinismus und die Geschichte des Russländischen Imperiums.
Im Juni 1953 kam es in mehreren Städten und Ortschaften der DDR zu massenhaften Protestaktionen, die ihren Höhepunkt am 17. Juni erreichten. Die kommunistische Partei verlor zunehmend die Kontrolle. Nachdem die Nachricht die Sowjetunion erreichte, ergriff Moskau die Initiative und der Aufstand wurde mit dem Einsatz von sowjetischen Panzern und Soldaten brutal niedergeschlagen. Als Reaktion auf den Aufstand wurde in der DDR der Überwachungs- und Repressionsapparat ausgebaut.
Der Vertrag von Rapallo ist ein 1922 zwischen Deutschland und Sowjetrussland geschlossenes Abkommen, mit dem die beiden Länder nach dem Ersten Weltkrieg diplomatische Beziehungen aufnahmen und eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbarten. Der Vertrag stellte die Basis für die geheime militärische Kooperation beider Staaten dar und gehört zur Vorgeschichte des Hitler-Stalin-Paktes von 1939. Bis heute wird er als Chiffre für eine Annäherung von Deutschland an Russland zu Lasten anderer europäischer Staaten verstanden.
Felix Dsershinski (1877–1926) war ein russischer Revolutionär und sowjetischer Politiker. 1917 gründete er die Tscheka – die Allrussische Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage. Bis zu seinem Tod leitete er die Staatssicherheit bzw. das Innenministerium. Wie kaum ein anderer steht der Name Dsershinski für das sowjetische Machtinstrument des Geheimdienstes, nicht umsonst nannte man ihn den „eisernen Felix“. Der Sturz seines Denkmals vor dem KGB-Gebäude an der Moskauer Lubjanka im Jahr 1991 gilt als eines der wichtigsten politischen Symbole der frühen 1990er Jahre.
Bei der Sowjetisierung kam es vor allem 1932–1933 zu einer verheerenden Hungersnot: Schätzungen zufolge starben dabei über sieben Millionen Menschen. Besonders betroffen waren die Ukraine, Kasachstan, das Wolgagebiet und der Nordkaukasus. Die Hungersnot war eine direkte Folge der stalinschen Kollektivierung der Landwirtschaft und des Drucks der sowjetischen Regierung auf die Landbevölkerung. In der Ukraine ist der Holodomor heute integraler Bestandteil der nationalen Erinnerungskultur ist und gilt als Genozid. Diese Klassifizierung ist jedoch umstritten.
Am 3. März 1918 schloss Sowjetrussland mit den Mittelmächten in Brest-Litowsk nach langwierigen Verhandlungen einen Friedensvertrag. Die sowjetische Seite schied damit aus dem Ersten Weltkrieg aus, musste aber erhebliche Verluste an Territorien, Bevölkerung, Anbauflächen und Industrieanlagen akzeptieren. Für die sowjetische Seite gab es angesichts der Bedrohung durch die deutschen Truppen keine Alternative zur Unterzeichnung des Abkommens. Die Mittelmächte hofften – letztlich vergeblich – mit den gewonnenen Ressourcen den Krieg im Westen fortsetzen und gewinnen zu können.
1917 war nicht nur das Jahr der Revolutionen in den Zentren des russischen Staates, sondern es war auch das Jahr, in dem etablierte Ordnungen an den Peripherien des Imperiums zerbrachen. Überall im multiethnischen russischen Imperium artikulierten nationale Unabhängigkeitsbewegungen ihre Forderungen, die nach der Oktoberrevolution in manchen Regionen für eine kurze Zeit auch erfüllt werden konnten. Die Ereignisse des Jahres 1917 schufen an der Peripherie die Voraussetzungen für die Gewalteskalationen des Bürgerkriegs, in dem die Bolschewiki sich behaupten konnten. Die oft nur einige Monate dauernde Phase staatlicher Eigenständigkeit nach 1917 gilt für viele ehemalige Sowjetrepubliken immer noch als wichtiger Bezugspunkt in der Nationalgeschichte.
Russland ist dem Ersten Weltkrieg an der Seite der Alliierten Anfang August 1914 beigetreten. Nach anfänglichen spektakulären Erfolgen kam es zu Rückschlägen. Die Transportprobleme und schlechte Versorgung der Städte führten Anfang 1917 zu großen Demonstrationen, die in die Februarrevolution mündeten. Die Frage von Frieden und Krieg war auch nach der Abdankung Nikolaus´ II. von entscheidender Bedeutung. Erst nach der Oktoberrevolution wurde am 3. März 1918 ein separater Friedensvertrag zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten geschlossen. Russland musste erhebliche Verluste an Territorium, Produktionskapazitäten und Bevölkerung hinnehmen.
Am 25. Oktober (7. November) 1917 stürzten die Bolschewiki die Provisorische Regierung, die nach der Februarrevolution eingesetzt wurde. Die Machtübernahme in Petrograd erfolgte ohne viel Blutvergießen, jedoch schloss sich ihr ein mehrjähriger Bürgerkrieg mit Millionen Todesopfern an. Zahlreiche westeuropäische Staaten unterstützten den Widerstand gegen die Bolschewiki auch militärisch. So nahm die Geschichte der UdSSR ihren Anfang.