Auf die Spuren der einstigen Monumente der großen Führer und kleinen Helden hat sich Igor Mukhin in einer Langzeitfotostudie begeben. Seine Spaziergänge durch Hinterhöfe und Gestrüpp führen in die Geschichte der Monumentalen Plastik.
Die Zahl der Russen, die den Verlust der Sowjetunion bedauern, liegt derzeit bei 66 Prozent. Das zeigen aktuelle Umfragen des Lewada-Zentrums. Offensichtlich birgt die Sowjetära mit ihren utopischen Zielsetzungen angesichts des seit Jahren stagnierenden russischen Alltags Sehnsuchtspotenzial. Spätestens seit Mitte der 2000er Jahre ist die Sowjetnostalgie außerdem Teil des patriotischen Projekts Russlands, den verlorenen imperialen Status wiederzugewinnen.
„Überall auf der Welt legt man Teppiche auf den Boden. Warum hängen wir sie an die Wand?“ Monica Rüthers über ein ebenso erklärungsbedürftiges wie identitätsstiftendes Phänomen.
Die rund 24 Meter hohe Statue Arbeiter und Kolchosbäuerin von Vera Muchina und Boris Iofan entstand 1937 für den Sowjetischen Pavillon auf der Weltausstellung in Paris. Und gewann den Grand Prix. Die Figuren verkörpern die jugendlichen Gestalten der idealtypischen „Kinder des Oktobers“, Angehörige der ersehnten „ersten sowjetischen Generation“. Die Statue, die ab 1939 in Moskau stand, gilt als Schlüsselwerk des Sozialistischen Realismus und wurde als visuelles Klischee Vorlage für Parodien und die Werbung.
Banale Reiseandenken oder ein wichtiges Nachrichtenmedium? Monica Rüthers über die Postkarten, die die revolutionären Ereignisse um 1917 begleiteten und den Kampf um die Deutungshoheit eröffneten.
Sowjetisches Speiseeis wurde ab 1938 in Massenproduktion hergestellt und als eine Speise ganz ohne Konservierungsmittel, aus reiner Milch propagiert. Derzeit hat jeder größere Eiscremehersteller in Russland mindestens eine Retro-Linie im Programm, deren Verpackungen an Stil und Motive aus der Sowjetzeit angelehnt sind.
Auf dem Kongress der Baufachleute 1954 verordnete Chruschtschow eine radikale Umkehr, weg von neoklassizistischen Prachtbauten hin zu sparsamen Dimensionen, neuen Materialien und Großtafeln, die auf der Baustelle nur noch montiert werden mussten. Das war die Geburtsstunde der Platte. Mit seiner Wohnungsbaukampagne wollte Chruschtschow die Bevölkerung für die „Erneuerung des Sozialismus nach Stalin“ mobilisieren – und setzte eine Massenbewegung in Gang: Zwischen 1955 und 1970 zogen 132 Millionen Sowjetbürger in eine neue Wohnung.
Nach Lenins Tod im Januar 1924 entschied das Politbüro der Kommunistischen Partei, den Körper langfristig zu konservieren und in einem Mausoleum auszustellen. Lenins gegenwärtige Ruhestätte wurde sechs Jahre nach seinem Tod im Jahr 1930 fertiggestellt. Sie befindet sich an der Kreml-Mauer am Roten Platz in Moskau. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde das Mausoleum zu einem der zentralen architektonischen Symbole des Landes und zum Mittelpunkt des Lenin-Kultes.
In den 1930er Jahren als Landwirtschaftsausstellung in Moskau angelegt, wurde die Schau 1959 zur dauerhaften Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft der UdSSR. Auf dem weitläufigen Gelände der WDNCh stellten sich die Teilrepubliken in Pavillons vor – es entstand ein idealtypisches Abbild des Staates im Kleinen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde das Areal zunächst als Vergnügungspark und für den Verkauf von Konsumgütern genutzt, bis es 2014 unter Denkmalschutz gestellt wurde.