Manuela Putz ist promovierte Historikerin und Wissenschaftsmanagerin an der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte von Lagerhaft und Dissens, alternativer Literatur und inoffizieller Kunst in der Sowjetunion nach Stalin.
Memorial ist eine unabhängige, international aktive russische Menschenrechtsorganisation mit zahlreichen, teils eigenständigen Zweigstellen und Organisationen. Ihre Ziele sind die historische Aufarbeitung politischer Repressionen und soziale Fürsorge für Überlebende sowjetischer Zwangsarbeitslager (Gulag) sowie die Wahrung und Durchsetzung von Menschenrechten in Russland. Seit Beginn ihrer Tätigkeit während der Perestroika ist sie von Einschüchterungs- und Behinderungsversuchen seitens der sowjetischen und russischen Behörden beeinträchtigt worden. 2016 als „ausländischer Agent“ gebrandmarkt, hat am 28. Dezember 2021 das Oberste Gericht die Auflösung des Dachverbandes „Memorial International“ angeordnet – und die Berufung zwei Monate später abgelehnt. Der Dachverband ist damit aufgelöst; die Unterorganisationen bleiben davon zunächst weitgehend unberührt. Der Friedensnobelpreis 2022 geht an Memorial, den Menschenrechtler Ales Bjaljazki aus Belarus und die ukrainische Menschenrechtsorganisation Center for Civil Liberties.
Der Begriff Samisdat kommt aus dem Russischen und bedeutet Selbstverlag. Er beschreibt die Herstellung und Verbreitung von Texten in den sozialistischen Staaten Ost(mittel)europas ohne offizielle Druckgenehmigung an den staatlichen Zensurbehörden vorbei. Seit Anfang der 1960er Jahre wurde die Herstellung und Verbreitung von illegaler Literatur in der Sowjetunion als „antisowjetische Agitation und Propaganda“ verfolgt. Auch in Polen, der Tschechoslowakei oder Ungarn blieben derartige Aktivitäten nicht ungeahndet.