Was hat dekoder mit einem Labor zu tun?
Das fragen wir uns auch! Je weiter wir dekoder entwickeln, desto mehr erinnert uns unser Alltag an die Arbeit eines Labors, das Stichproben macht, Experimente durchführt und neuartige Produkte entwirft. Nicht an einen Konzern, der am Fließband Waren in Tausender-Auflagen produziert, sondern doch eben an ein kleines Labor, dessen Mitarbeiter mit Neugierde die Wissenschaft aus dem Reagenzglas über die Destillierbrücke auf die glühende Platte des Journalismus tropfen lassen.
Vor einiger Zeit schon haben wir bemerkt, dass das alte kleine Gnosen-Labor (WTF sind Gnosen?) allein uns etwas eng geworden ist. Nun haben wir es erweitert und neu ausgerüstet, um innovative Verbindungen auszuprobieren und vor allem, um zu prüfen, ob die Chemie stimmt. Die Chemie zwischen Wissenschaft und Journalismus, die sich zu einem medialen Reinstoff verbinden sollen.
In diesem Jahr sind wir eine Kooperation mit der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen (FSO) eingegangen: Wissenstransfer hoch zwei – Russlandstudien heißt das Projekt, das erstmal mit Unterstützung der VolkswagenStiftung auf eineinhalb Jahre angelegt ist.
Die Entscheidung für die Kooperation mit der FSO lag quasi auf der Hand: Wenn man durch den Flur der Forschungsstelle Osteuropa geht, kann man praktisch an jeder Tür die Namen unserer Gnosenautoren lesen: Susanne Schattenberg, Heiko Pleines, Jan Matti Dollbaum, Eduard Klein, Manfred Zeller, Manuela Putz … zahlreiche aktive, ehemalige und assoziierte Wissenschaftler der FSO haben bereits für uns geschrieben. Und seit diesem Jahr ist die renommierte Forschungsstelle nicht mehr einfach nur Lieferant der Reagenzien und Freund, sondern ein dekoder-Kollege, mit dem wir die medialen Experimente gemeinsam durchführen.
Das erste Experiment war das Multimedia-Dossier Archipel Krim, das nun in allen vier (!) Sprachversionen komplett ist.
Das Experimentelle daran war, dass 30 Wissenschaftler, 13 Redakteure, zwei Programmierer, ein Dutzend Übersetzer, Fotografen, Grafiker und Designer zusammen an einem Medienprodukt gearbeitet haben und dabei richtig Spaß hatten. Nicht nur die FSO, sondern auch das Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), das maßgeblich zu Konzeption, Umsetzung und auch Finanzierung des Dossiers beigetragen hat, sowie fünf weitere Medien waren daran beteiligt. Aber das alles ist nur der Anfang eines langen Weges. Eines Weges zu einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Journalismus und zum „Content neuen Typs“, der uns vorschwebt.
Aus dem Krim-Projekt haben wir viel gelernt und gehen nun weiter. Das nächste Stück kommt schon nach dem Sommer. Versucht mal anhand des Bildes herauszufinden, worum es da gehen soll (nein, nicht um Erdbeeren):
Wie und warum wir das alles machen? Wie es Leonid in einem Gastbeitrag für das Fachmagazin Wissenschaftskommunikation.de skizziert hat, entwickeln sich die wissenschaftlichen und medialen Diskurse derzeit noch weitgehend in parallelen Welten. Die enorme Expertise, die von Forschungsinstituten kontinuierlich generiert wird, ist nicht ohne Weiteres zugänglich: Es fehlen Räume, in denen sich Wissenschaftler explizit an eine breitere Öffentlichkeit und nicht an die eigene Scientific Community wenden können. Es fehlt an Infrastruktur, die dem mediengerechten Wissenstransfer dient und es mangelt an medialen Formaten, die wissenschaftsbasierten Content rezipierbar machen. Und hier setzt dekoder an.
Wie Ihr seht, wir haben viel vor. Alles hoch zwei.
Eure dekoderschtschiki2
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