60.000 Besucher, Musik von Blues über Reggae bis zur Elektronik, freier Eintritt, viel Natur und eine gewaltige Portion Idealismus: Beim Festival Pustye Kholmy, die „Leeren Hügel“, kommt einem unweigerlich Woodstock in den Sinn oder der Burning Man in Nevada.
Fast zehn Jahre lang trafen sich jedes Jahr im Juni musik- und sonnenhungrige Städter zum gemeinsamen Feiern und Chillen – immer in der Provinz, nicht zu weit von Moskau, in der Oblast Kaluga oder Smolensk, und immer an den Ufern von Flüssen oder Seen.
Im Jahr 2011, bei einem der letzten grossen Leeren Hügel (die während des Festivals alles andere als leer sind), war der Fotograf Nikita Shokhov mit dabei. Shokhov, Jahrgang 1988, geboren in Ekaterinburg und zur Zeit dieser Aufnahmen noch Student an der Rodchenko School of Multimedia in Moskau, hatte sich zuvor schon als Fotograf des Moskauer Nachtlebens einen Namen gemacht. Auf dem Festival wechselte er nun vom Schummerlicht der Klubs in die pralle Sonne – ließ den Blitz aber auf dem Fotoapparat. „Der Blitz“, sagt Shokhov „bringt eine Übertreibung in die Körperoberflächen“ – und lässt sie mal besonders natürlich, mal fast künstlich-plastisch erscheinen. Nikita Shokhov hat 2014 einen dritten Platz im World Press Photo Award errungen und hat sich seit Neuestem einer sehr technischen Fotografie zugewandt: Er fängt das Fließen der Zeit in Aufnahmen mit einer Scanner-Kamera ein.
Auch das „Festival der freien Schöpfungen“, wie sich die Leeren Hügel selber nannten, gibt es in dieser Form nicht mehr – Einzelprojekte aus dem Programm werden nun gesondert an anderen Orten fortgeführt. Es bleiben legendäre Erinnerungen und die nie versiegende Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Sommer, Freiheit und Musik.
Fotos: Nikita Shokhov
Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, Text: Martin Krohs
Veröffentlicht am 01.06.2016