дekoder | DEKODER

Journalismus aus Russland und Belarus in deutscher Übersetzung

  • Juni: Grooven auf den Leeren Hügeln

    Juni: Grooven auf den Leeren Hügeln

    60.000 Besucher, Musik von Blues über Reggae bis zur Elektronik, freier Eintritt, viel Natur und eine gewaltige Portion Idealismus: Beim Festival Pustye Kholmy, die „Leeren Hügel“, kommt einem unweigerlich Woodstock in den Sinn oder der Burning Man in Nevada. 

    Fast zehn Jahre lang trafen sich jedes Jahr im Juni musik- und sonnenhungrige Städter zum gemeinsamen Feiern und Chillen – immer in der Provinz, nicht zu weit von Moskau, in der Oblast Kaluga oder Smolensk, und immer an den Ufern von Flüssen oder Seen.

    Im Jahr 2011, bei einem der letzten grossen Leeren Hügel (die während des Festivals alles andere als leer sind), war der Fotograf Nikita Shokhov mit dabei. Shokhov, Jahrgang 1988, geboren in Ekaterinburg und zur Zeit dieser Aufnahmen noch Student an der Rodchenko School of Multimedia in Moskau, hatte sich zuvor schon als Fotograf des Moskauer Nachtlebens einen Namen gemacht. Auf dem Festival wechselte er nun vom Schummerlicht der Klubs in die pralle Sonne – ließ den Blitz aber auf dem Fotoapparat. „Der Blitz“, sagt Shokhov „bringt eine Übertreibung in die Körperoberflächen“ – und lässt sie mal besonders natürlich, mal fast künstlich-plastisch erscheinen. Nikita Shokhov hat 2014 einen dritten Platz im World Press Photo Award errungen und hat sich seit Neuestem einer sehr technischen Fotografie zugewandt: Er fängt das Fließen der Zeit in Aufnahmen mit einer Scanner-Kamera ein.

    Auch das „Festival der freien Schöpfungen“, wie sich die Leeren Hügel selber nannten, gibt es in dieser Form nicht mehr – Einzelprojekte aus dem Programm werden nun gesondert an anderen Orten fortgeführt. Es bleiben legendäre Erinnerungen und die nie versiegende Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, Sommer, Freiheit und Musik.

     

    Fotos: Nikita Shokhov
    Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, Text: Martin Krohs
    Veröffentlicht am 01.06.2016

    Weitere Themen

    Januar: Backstage im Bolschoi

    Februar: Gruppe TRIVA

    März: Alexander Gronsky

    April: Liebe in Zeiten des Konflikts

    Mai: Beim Volk der Mari

    November: Arnold Veber

    Oktober: Denis Sinjakow

    Dezember: Norilsk

  • Editorial: Gnose und Gnu

    Editorial: Gnose und Gnu
    Foto © R4vi/flickr.com
    Foto © R4vi/flickr.com

    Wieso eigentlich Gnose? Was soll das heißen? Wieso benutzt ihr so ein seltsames Wort?

    Zugegeben, „Gnose“ war zu Anfang einfach interner dekoder-Slang. Bei uns gibt es ja zwei Typen von Inhalten: übersetzte russische Medienartikel (die wir sinnvollerweise einfach „Artikel“ nennen) und wissenschaftliche Erklärungstexte von Forschern aus Universitätsinstituten. Wie soll man die nennen, im alltäglichen Redaktionsbetrieb, um nicht durcheinanderzukommen? „Wissenschaftliche Hintergrundtexte“? „Erklärstücke“? „Kontextinformationen“? Alles sperrig und nicht wirklich gut, vor allem, wenn das journalistische Pendant einen so griffigen und kurzen Namen hat.

    Also musste etwas anderes her, und das ist eben das Wort Gnose. Wie Dia-gnose, wie Pro-gnose, nur ohne Vorsilbe. Das Wort passt perfekt, es kommt von griechisch gnosis, Erkenntnis, und das ist ja, was diese Texte liefern sollen: Einsicht in ein spezifisches Thema, wissenschaftlich fundiert, knapp und gut lesbar.

    Der Ausdruck hat sich bei uns in kürzester Zeit eingebürgert. Wir haben eine Gnosenredaktion (Jan Matti und Leonid), wir reden von „Gnosisten“ (die Autoren der Gnosen – Standardfrage: „Haben wir einen Gnosisten für Thema XY?”), Artikel gehen erst online, wenn sie vollständig vergnost sind, und demnächst werden wir die Gnosennavigation auf dem Site verbessern (ja, hier ist ein update geplant, um die Gnosen besser zugänglich zu machen!).

    Uns selbst fällt schon überhaupt nicht mehr auf, dass das Wort irgendwie ungewöhnlich sein könnte. Also benutzen wir es auch nach außen hin. Es existiert ja sonst auch tatsächlich kein besonders passender Name für diese Textform (an der wir gemeinsam mit den Gnosisten immer weiter arbeiten, damit sie noch gnosiger wird: inhaltlich vielfältiger, anschaulicher, „aromatischer“ …).

    Nun gibt es Leute, die nicht gern gn sprechen am Wortbeginn. Man kann das auch verstehen, die Anlautung erfordert Gaumendruck. Außerdem ist gn in unserem phonologischen Ökosystem recht selten. Doch gerade deshalb möchten wir euch bitten, wohlwollend mit ihm umzugehen. Wie mit einem bedrängten Tier der Savanne – sagen wir: einer südafrikanischen Kuhantilope. Der knappe Bestand an gn ist unbedingt schützenswert. Also: Gnade dem Gnu! (und dem gnatzigen Gnom aus dem Gneis, denn auch der hats nicht leicht). (Und den Gnosen natürlich auch.)

    Damit auch für heute gnug …

    Ihr Martin Krohs
    Herausgeber

    Weitere Themen

    Editorial: Es geht los

    Editorial: Unser Geist …

    Editorial: dekoder-Gnosmos

    Editorial: Übers Übersetzen

    Editorial: Wenn es kompliziert wird

    Editorial: Lesen, Wischen, Recherchieren

    Editorial: Popcorn!

  • Mai: Beim Volk der Mari

    Mai: Beim Volk der Mari

    In unserer Zeit, heißt es, sei die Natur (wenn nicht die ganze Welt) entzaubert. Für diese Menschen gilt das sicher nicht: Die Mari aus der russischen Teilrepublik Mari El.

    Die Mari leben seit mindestens zweitausend Jahren am Flusssystem der mittleren Wolga und am Ural. Sie gehören zur Volksgruppe der Wolga-Finnen: Möglicherweise teilen sie ihre Ursprünge mit denen der baltischen Finnen, ihre Sprache, die zur finno-ugrischen Familie gehört, weist jedenfalls darauf hin. 

    Das Leben der Mari ist noch heute durchdrungen von einer altertümlichen Volksreligion, die das Leben in Einklang mit der Natur lehrt. Die Mari bezeichnen sich selbst oft als die letzten Heiden Russlands oder gar die letzten Heiden Europas. Wobei das nur mit Einschränkungen zutrifft, denn die meisten der ungefähr 650.000 Mari, die heute in Russland leben, sind getauft und Mitglieder der russisch-orthodoxen Kirche. Ihre Traditionen haben sie sich aber in der Tat bewahrt und sie sowohl gegen die Einflüsse des Christentums wie auch des sowjetischen Atheismus aufrecht erhalten.

    Die Mari nennen sich selbst die „kleinen Leute“, sie gelten als scheu, bescheiden und außerordentlich höflich. In ihrer Religion wird die Natur als belebt verstanden und niemals ausgebeutet, erst ihre Gaben machen das Dasein der Menschen möglich. Vielleicht war es die marische Strategie der Nicht-Konfrontation, des Ausweichens, die dem Volk das Überleben bis in die heutige Zeit ermöglicht hat: Der marische Begriff Ju kommt nach Ansicht einiger Forscher der Idee des chinesischen Dao oder dem Brahma der Hindu nahe.

    In heiligen Hainen werden die Götter verehrt, deren höchster der Große Weiße Gott ist: Osh Kugu Yumo. Unter den geringeren Göttern finden sich solche des Feuers und des Windes und zahlreiche Mischwesen aus Gott und Mensch. Die marischen Kultstätten sind meist in Waldgebieten und an Flussufern gelegen. In der Sowjetzeit wurden sie vernachlässigt oder gar zerstört. Seit der Perestroika hat die Kultur der Mari jedoch einen Aufschwung erlebt, heute werden an die 400 heilige Haine von den Mari wieder für ihre Zeremonien genutzt.

    Unsere Fotostrecke, aufgenommen von Oleg Ponomarev während mehrerer Reisen in ein marisches Dorf in den Jahren 2014–2015, zeigt zunächst Szenen aus dem alltäglichen Leben, dann Bilder von der großen alljährlichen Gebetszeremonie. Im Unterschied zur christlichen Religionen werden bei den Mari den Göttern auch Opfergaben dargebracht. Es folgen Aufnahmen vom Fest des Sommerbeginns – in der marischen Kultur ein Anlass, um der Toten zu gedenken. Den Abschluss bildet die Feier der Wintersonnenwende, Shory Kyol. Die Bewohner der Dörfer ziehen in Tiermasken durch die Häuser und bitten um Verköstigung: Nur wenn die Bedürfnisse der Tiere gestillt sind, kann auch der Mensch seiner natürlichen Bestimmung gemäß leben.

    Oleg Ponomarev ist 1988 in St. Petersburg (zu dieser Zeit noch Leningrad) geboren. Er hat an der Abteilung für Fotojournalismus der St. Petersburger Journalistenvereinigung studiert, außerdem an der Fotoschule Zekh von Sergey Maksimishin. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen russischen Städten gezeigt, demnächst erscheint in National Geographic eine Fotoserie, in der Ponomarev durchleuchtete Gepäckstücke aus St. Petersburger Metrostationen präsentiert – mitsamt der in ihnen gefundenen, nicht immer für Metrofahrten prädestinierten Gegenstände.

    Fotos: Oleg Ponomarev
    Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, Text: Martin Krohs

    Weitere Themen

    Januar: Backstage im Bolschoi

    Februar: Gruppe TRIVA

    März: Alexander Gronsky

    April: Liebe in Zeiten des Konflikts

    November: Arnold Veber

    Oktober: Denis Sinjakow

    September: Olga Ludvig

    Dezember: Norilsk

  • April: Liebe in Zeiten des Konflikts

    April: Liebe in Zeiten des Konflikts

    Wo Ukrainer und Russen aufeinandertreffen, gibt es heute meist böses Blut. Der Konflikt zwischen den Staaten hat zahllose Freundschaften zerstört und ganze Familien auseinandergerissen. Doch nicht jeder lässt sich anstecken vom Geist der Feindschaft, wie die Fotografin Oksana Yushko zeigt: Sie hat Paare besucht, bei denen der eine Partner aus der Ukraine stammt, der andere aus Russland. Bis vor kurzem lag in solchen Liebesbeziehungen nichts Besonderes, plötzlich aber werden sie zu Laboratorien der Verständigung: In ihrem täglichen Leben schaffen diese Paare sich Welten, in denen das Menschliche zählt, nicht die Politik.

    Oksana Yushko kommt aus der Pressefotografie. Sie hat die Journalismusschule der Zeitung Iswestija besucht, für russische und internationale Medien wie Stern, Mare, Financial Times und Russki Reporter gearbeitet und zuletzt den Prix Bayeux Calvados 2014 gewonnen. Sie selbst ist Russin, stammt aus einer russisch-ukrainischen Familie und lebt mit ihrem ukrainischen Partner Artur Bondar, ebenfalls einem Fotografen, in Moskau (die beiden sind auf dem letzten Bild unserer Serie zu sehen). Über ihr Projekt schreibt sie: „Ich selbst habe es nie so empfunden, dass Russen und Ukrainer etwas trennt. Ich sehe überhaupt keinen Unterschied. Seit meiner Schulzeit weiß ich, dass wir alle zusammengehören – nicht nur Russen und Ukrainer. Beim Reisen, wenn ich Freunde in allen möglichen Ländern besuche, empfinde ich das gleiche. Ich wollte von Liebe und Freundschaft berichten und nicht über Krieg und Aggression.“

    Engelina Georgijewna und Viktor Kusmitsch leben in der Ukraine, in Charkiw. Hier habe ich mit dem Fotoprojekt begonnen: mit meiner russischen Mutter und meinem ukrainischen Vater. Sie haben sich im Studium kennengelernt an der Staatlichen Universität Charkiw und leben seit mehr als 50 Jahren zusammen.

    Dima ist in Moskau geboren, Wlada kommt aus Kiew. Kennengelernt haben sie sich in Georgien und ihre Beziehung lange Zeit über große Entfernung aufrechterhalten. Jetzt leben sie mit ihrem einjährigen Sohn Lew in New York.

    Alexej ist Ukrainer, geboren in Odessa. Olga ist Russin. Ihre Liebesgeschichte begann drei Jahre bevor dieses Foto entstand. Olga machte damals Urlaub in Odessa und suchte einen Fotografen, der Bewerbungsfotos von ihr machen könnte. Alexej war der passende Mann. Mittlerweile lebt das Paar zusammen mit Töchterchen Lisa in der Nähe von Moskau.

    Bogdan ist Ukrainer, geboren und aufgewachsen in Rawa-Ruska in der West-Ukraine. Irina ist Russin und hat, bis sie 17 war, in Norilsk gelebt. Sie haben sich an einer Straßenkreuzung kennengelernt. Bogdan hatte dort mit seinem Motorrad angehalten und Irina gesagt, sie würde eine bezaubernde Schwiegertochter für seinen Vater abgeben. Sie leben seit über 25 Jahren zusammen.

    Tatjana ist Ukrainerin, geboren in Tschernihiw. Sergej ist Russe aus dem Gebiet Amur. Sie haben sich während ihres Studiums in Kiew kennengelernt. Tatjana hatte seit ihrer Schulzeit vom Fernen Osten geträumt, und Sergej lud sie zu sich nach Hause ein. Ein Jahr später waren sie verheiratet und in die Stadt Seja im Gebiet Amur gezogen. Sie sind seit mehr als 30 Jahren zusammen.

    Alexander Fjodorowitsch ist Russe, geboren in Sibirien. Er kämpfte im Großen Vaterländischen Krieg als Kapitän auf der Krim-Partisan. Irina Grigorjewna ist Ukrainerin. Sie leben seit fast 30 Jahren zusammen. Vor drei Jahren wurde bei Alexander Fjodorowitsch Alzheimer diagnostiziert. Sie leben auf der Krim.

    Julia und Edik sind in Horliwka in der Ost-Ukraine geboren. Julias Familie kommt aus Orenburg in Russland und aus Tscherkassy in der Ukraine. Ediks Eltern kommen aus Lipezk in Russland und dem Gebiet Donezk in der Ost-Ukraine. Heute sind Julia und Edik Flüchtlinge aus der Ost-Ukraine und leben mit ihrem vierjährigen Sohn Dima in Moskau.

    Alexander ist Ukrainer. Irina ist Russin. Am 7. August 2015 feierten sie ihr 33-jähriges Zusammensein. Ihre Liebesgeschichte begann beim Tanzen. Damals besuchte Alexander die Militärschule und Irina arbeitete als Krankenschwester. Sie reisen um die Welt und sammeln dabei Frösche als Glücksbringer.

    Dima kommt aus Russland, Sascha ist in der Ukraine geboren. Sascha ist Mitglied der internationalen Organisation FEMEN. Sie sind sich zum ersten Mal begegnet, als Dima als Fotograf eine Reportage über FEMEN in Kiew machen wollte. Damals begann ihre Beziehung. Jetzt leben Sascha und Dima in Paris.

    Irina ist Russin, Alexander ist aus der Ukraine. Seine Familie lebt in Tscherkassy in der Ukraine. Er hat Irina 2006 auf einer Geschäftsreise kennengelernt. Seither leben sie zusammen in Moskau. Im Jahr 2006 wurde ihr Sohn Nikita geboren.

    Waldis und Lejla haben letztes Jahr in Moskau geheiratet, aber die Hochzeitsnacht im Hotel Ukraina verbracht. Waldis ist aus Kiew, wo er gelebt hat, seit er zwei war, hierhergezogen, um mit Lejla zusammenzuleben. Sie sind sich am Ufer der Moskwa begegnet, es war Liebe auf den ersten Blick.

    Wladimir ist in Moskau geboren, Jewgenija ist aus Charkiw. Sie haben sich kennengelernt, als sie beide ihre Großmutter in einem Dorf im Gebiet Kursk besucht haben. Nach drei Jahren Fernbeziehung zog Jewgenija nach Moskau. Dort leben sie jetzt zusammen mit Töchterchen Arischa.

    Marina kommt aus Kiew, Jewgeni aus dem Gebiet Rostow in Russland. Sie leben mit ihren sechs Kindern in Moskau. Die Jüngste ist Xenija. Sie haben sich in einem Dorf in der Nähe von Moskau kennengelernt, in dem sie beide lebten. Jetzt wohnen sie in Pereslawl-Salesski, wo Jewgeni Priester ist.

    Waleri kommt aus der Ukraine, aus Odessa. Sweta lebt in Sankt-Petersburg, in Russland. Sie haben sich in Odessa kennengelernt, als Sweta dort zu Besuch war. Ein Jahr später haben Sweta und Waleri geheiratet. Sie mögen beide Yoga, andere Kulturen und exotische Dinge.

    Sergej kommt aus Donezk. Alla ist in Ufa, in Russland, geboren. Sie haben sich 2006 auf einem Forum der Orthodoxen Kirche in Kiew kennengelernt. Ein Jahr später zog Alla nach Kiew, wo das Paar seitdem lebt. Sie haben zwei Kinder, Dascha (7) und Ljoscha (3). Mindestens einmal im Jahr besuchen sie die Verwandten in Russland.

    Darija komm aus Sumi in der Ukraine, Maxim wurde in Karaganda geboren und zog später nach Woronesh in Russland. Seit einem halben Jahr leben sie in Moskau. Sie sind sich auf dem Weg von Kaluga nach Woronesh begegnet, wo sie durch eine Mitfahrgelegenheit zufällig im selben Auto saßen. Sie unterhielten sich die sechs Stunden auf dem Weg nach Woronesh ohne Pause, am nächsten Tag waren sie ein Paar.

    Igor ist im Gebiet Luhansk in der Ukraine geboren. Er ist Musiker. Olga ist aus Koroljow, aus dem Gebiet Moskau. Sie haben sich auf einem Konzert kennengelernt und sind seit mehr als 17 Jahren zusammen. Olga und Igor haben 2 Töchter, Jana und Veronika.

    Artur ist Ukrainer. Oksana ist Russin, aber sie ist in der Ukraine geboren. Ihre Mutter ist Russin, ihr Vater Ukrainer. Ihre Liebe begann vor drei Jahren. Mittlerweile arbeiten und reisen sie zusammen, besuchen Freunde und Familie in Russland, in der Ukraine und auf der ganzen Welt. Oksana ist die Fotografin dieser Serie.

    Fotos: Oksana Yushko
    Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, Einführungstext: Martin Krohs
    Veröffentlicht am 03.04.2016

    Weitere Themen

    Januar: Backstage im Bolschoi

    Februar: Gruppe TRIVA

    März: Alexander Gronsky

    November: Arnold Veber

    Oktober: Denis Sinjakow

    September: Olga Ludvig

    Dezember: Norilsk

  • Presseschau № 24

    Presseschau № 24

    Neue Vorsitzende der Zentralen Wahlkommission ist seit Anfang der Woche die Menschenrechtlerin Ella Pamfilowa – eine Besetzung, die mit Blick auf die Parlamentswahlen im September für Gesprächsstoff sorgte. Thematisiert wurde in den Medien außerdem die Rückeroberung der Stadt Palmyra sowie die westliche Berichterstattung über Russland und den russischen Präsidenten.

    Transparentere Wahlen. Ein halbes Jahr ist es noch bis zu den nächsten Dumawahlen im September und die Politiker beginnen, sich dafür in Stellung zu bringen. Parteien werden gegründet, parteiinterne Listen vorbereitet, Kandidaten präsentiert. Anfang der Woche wurde nun der Vorsitz der Zentralen Wahlkommission (ZIK) neu gewählt. Das Gremium, das Referenden, Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vorbereitet und durchführt, wird neu von Ella Pamfilowa präsidiert. Die Menschen müssten Vertrauen in die Wahlen zurückgewinnen und glauben, mit ihrer Stimme einen Unterschied bewirken zu können; an der Arbeit der Komission müsste Grundlegendes geändert werden, sagte die ehemalige Menschenrechtsbeauftragte des russischen Präsidenten nach ihrer ersten Sitzung als Kommissionsvorsitzende. Die 62-Jährige ist eine der bekanntesten Frauen in der russischen Politik, die auch in Oppositionskreisen Respekt genießt. In den 90er Jahren war sie kurzzeitig Sozialministerin und kandidierte 2000 als erste Frau für das Präsidentenamt.  

    Wladimir Tschurow, der Vorgänger von Pamfilowa an der Spitze der ZIK, war eine äußerst kontroverse Figur. Die Entlassung des „Zauberers“ gehörte zu den wichtigsten Forderungen der Protestbewegung nach den letzten Parlamentswahlen 2011, die von massiven Fälschungsvorwürfen begleitet wurden. Immer wieder war Тschurows Gesicht auf Plakaten der Demonstranten zu sehen.

    Trotzdem wird Pamfilowas Wahl nicht als Zugeständnis an die Opposition interpretiert. Globale Veränderungen bei der Führung der ZIK seien unter ihr nicht zu erwarten, schreibt die kremlkritische Novaya Gazeta. Zwar organisiere das Gremium die Wahlen, doch durchgeführt würden sie eigentlich vor Ort in den Regionen und hier würden die lokalen Machthaber alles daran setzen, dass die Kandidaten der Regierungspartei Einiges Russland gewinnen würden. Fair oder nicht – das sei egal, einzig das Resultat zählt, heißt es in der Zeitung weiter.

    Der Kreml habe es gar nicht mehr nötig, Wahlresultate an der Urne zu frisieren, schreibt Andrej Pertsew, Journalist beim Kommersant in einem Kommentar für Carnegie. Einschüchterungstaktiken und strenge Registrierungsregeln für Kandidaten würden dazu führen, dass das „passende“ Resultat bereits lange vor dem tatsächlichen Urnengang feststeht. Einen möglichen Vorgeschmack lieferten bereits die Regionalwahlen vom vergangenen Herbst. Einzig in Kostroma wurde der Opposition die Registrierung gestattet, trotzdem sahen sich die Kandidaten dort einer heftigen Diffamierungskampagne ausgesetzt.

    Rettung von Kulturgütern. Begleitet von Peinigem Pomp hat Moskau vor zwei Wochen den Teilabzug seiner Streitkräfte aus Syrien verkündet. Russische Kampfjets fliegen allerdings nach wie vor Einsätze im Kriegsgebiet und unterstützten die Truppen von Präsident Bashar al-Assad bei der Rückeroberung der Stadt Palmyra. Kriegsberichterstatter des Staatsfernsehens versicherten, der militärische Erfolg des syrischen Regimes wäre ohne die russische Luftwaffe nicht möglich gewesen. Terroristen des Islamischen Staates hätten sich in den antiken Theatern und Tempeln verschanzt, da sie genau gewusst hätten, dass weder die russische noch die syrische Armee die wertvollen Kulturgüter zerstören würden, berichtete der Reporter weiter.

    Nur wenige Stunden nach der „strategisch wichtigen Befreiung Palmyras“ zeigten die Medien Bilder der antiken Denkmäler, welche auch auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO stehen, und versuchten den Grad der Zerstörung durch den IS abzuschätzen. Russische Experten beeilten sich, Hilfe beim Wiederaufbau und der Entminierung der Stadt zuzusichern. Für den Westen dagegen sei Palmyra uninteressant, so Maria Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums. Ein entsprechender russischer Vorstoß im UNO-Sicherheitsrat sei blockiert worden. Ausschließlich geopolitische Interessen stünden hinter dem Handeln westlicher Länder. Weder an der Befreiung Syriens von Terroristen noch an einer Zusammenarbeit beim Friedensprozess und dem Schutz kultureller Werte seien diese interessiert, sagte Sacharowa weiter.

    Vom Militäreinsatz in Syrien profitiert jedoch nicht zuletzt auch die russische Waffenindustrie. Vor allem die Nachfrage nach dem Boden-Luft-Raketen-System S-400 sei stark gestiegen. Wie die Internetzeitung gazeta.ru berichtet, seien deswegen beim Hersteller Almaz-Antey die freien Tage gestrichen worden. Aufträge im Wert von 56 Milliarden Dollar stehen in den Büchern der russischen Waffenschmieden, das ist Rekord seit 1992, sagte Präsident Wladimir Putin unlängst. Laut Kommersant war Indien 2015 der größte Kunde und gilt neben China als größter Zukunftsmarkt für Rüstungsexporte aus Russland.

    Freund und Feind. Immer wieder kursierten in den letzten Tagen Gerüchte, westliche Medien planten ein Kompromat, eine Kampagne gegen Präsident Putin, um ihm zu schaden. Allzu unverblümt hätten ausländische Journalisten bei Pressekonferenzen nach der Familie des Präsidenten und Freunden aus Putins Jugend gefragt, was Putins Sprecher Dmitri Peskow als Indiz hierfür wertete. Wer allerdings intime Details erwartet hat, wurde bis jetzt enttäuscht. Für russische Experten hat dies jedoch System. Mehrere anti-russischen Kampagnen seien in den vergangenen Monaten in ausländischen Medien lanciert worden, heisst es im Vorwort zum „Antirussischen-Vektor“ des Instituts für Strategische Forschung (RISS) in Moskau. Mit persönlichen Attacken werde beispielloser Druck auf den russischen Präsidenten ausgeübt. All dies deute darauf hin, dass der Informationskrieg gegen Russland eine neue Qualität erreicht habe, heißt es in dem Text weiter.

    Die Studie des Thinktanks, welcher unter anderem für die Präsidialabteilung arbeitet, reiht Länder, Publikationen und Journalisten nach der Intensität ihrer negativen Berichterstattung über Russland. Auffallend: In den deutschen Medien wurde 2015 die Berichterstattung milder. Im Jahr zuvor belegte Deutschland noch den ersten Platz, 2015 hinter Tschechien und Polen den dritten. Positive Tendenzen dominieren dagegen in Syrien und Kuba. Nach welchen Kriterien der „Agressivitätsindex“ erstellt wurde, bleibt allerdings unklar.

    Beatrice Bösiger aus Moskau für dekoder.org

    Weitere Themen

    Presseschau № 18

    Presseschau № 19

    Presseschau № 20

    Presseschau № 21

    Presseschau № 22

    Presseschau № 23

  • März: Alexander Gronsky

    März: Alexander Gronsky

    Wenige haben die aktuelle russische Fotografie der letzten Jahre so sehr geprägt wie Alexander Gronsky. Seine ruhigen, oft malerisch wirkenden Bilder, die seiltänzerisch an mehreren Grenzen zugleich entlangwandeln – der Grenze zwischen Stadt und Land, Romantik und Trostlosigkeit, Ernst und Ironie – sind längst zu einer Inspiration für die noch jüngere Generation geworden, die sich aus der visuellen Kultur Russlands nicht mehr wegdenken lässt.

    Gronsky ist 1980 im estnischen Tallinn geboren, begann als Autodidakt, wurde Reportagefotograf und siedelte nach Moskau um, an dessen ausgefransten Rändern die hier gezeigte Serie von 2008 bis 2012 auch entstand. Ihr Titel lautet Pastoral, doch anstatt von idealisierten Schäferszenen in bukolischer Idylle zeigt Gronsky Menschen im wüsten Raum des Phasenübergangs von Beton zu Grün: bald Inseln der heimatlichen Selbstverständlichkeit erschaffend, bald verloren wie Wanderer auf einem fernen, fremden Planeten.​

    Die Personen auf seinen Bildern wirken oft wie Modellfiguren, die von unsichtbarer Hand in die Szenerie hineinarrangiert sind, als Spielende, Speisende, Badende, Betende … Manche der Bilder könnte man geradezu für Collagen halten. Es ist hier aber alles echt: Gronsky ist auf endlosen Streifzügen mit einer analogen Mittelformatkamera unterwegs, seine Aufnahmen überarbeitet er nur minimal in technischen Parametern.

    Ein Fotograf der Grenzen: auch jener zwischen Ost und West. Im Baltikum aufgewachsen, war Gronsky die Geschichte der westlichen Fotografie präsenter als die der russischen, wie er selbst im Interview berichtet. Und sicherlich werden seine Bilder im Osten und im Westen auch ganz unterschiedlich gesehen. Für den Bewohner einer russischen Großstadt sind Gronskys Sujets der Alltag – „Der Blick aus meinem Fenster“, wie er im gleichen Interview sagt – ein Anblick, der so vertraut ist, dass es erst einen Fotografen braucht, um sich seiner bewusst zu werden.

    Wir westlichen Betrachter hingegen sind vielleicht erst einmal frappiert vom Unerwarteten, können kaum glauben, dass sich all dies wirklich an ein und demselben Ort befindet: Wie kommt der Strand zwischen die Plattenbauten? Stehen die Kühltürme tatsächlich auf der Streuobstwiese? Wieso ragt hinter der Urwald-Tarzanschaukel der Siebzehnstöcker vor? All das lässt den Betrachter in einer gewissen Ratlosigkeit zurück, stachelt aber auch die visuelle Neugier an in einer Weise, wie es keine wirklich exotische Landschaft zu tun vermöchte.

    Alexander Gronsky gewann 2010 den Paul Huf Award des Amsterdamer Fotomagazins Foam. Er ist Träger des Aperture Portfolio Prize 2009 und wurde beim World Press Photo Award 2012 mit einem 3. Platz der Kategorie daily life stories ausgezeichnet. Seine Werke wurden in Einzelausstellungen in Paris, Amsterdam, New York und natürlich in Moskau gezeigt.

    Fotos: Alexander Gronsky
    Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, Text: Martin Krohs
    Veröffentlicht am 01.03.2016

    Weitere Themen

    Januar: Backstage im Bolschoi

    Februar: Gruppe TRIVA

    November: Arnold Veber

    Oktober: Denis Sinjakow

    September: Olga Ludvig

    Dezember: Norilsk

  • Februar: Gruppe TRIVA

    Februar: Gruppe TRIVA
    A. Trofimow, W. Worobjow, W. Sokolajew
    A. Trofimow, W. Worobjow, W. Sokolajew

    War jemand in der UdSSR von Beruf Fotograf, so arbeitete er für eine Zeitung, einen Betrieb oder eine staatliche Stelle wie das Standesamt. Für den Beruf des „freien Fotografen“, sei es als Künstler oder als Journalist, gab es im sowjetischen Staat keinen Raum. Umso interessanter sind daher Initiativen wie die Gruppe TRIVA, ein Zusammenschluss dreier Betriebsfotografen beim Metallurgischen Kombinat im sibirischen Nowokusnezk, die es sich 1978 zur Aufgabe machten, „die derzeitige Epoche aus der Position des Humanismus fotografisch zu dokumentieren”.

    Die Mitglieder von TRIVA – Wladimir Sokolajew, Wladimir Worobjow und Alexander Trofimow – arbeiteten nicht fürs private Archiv. Sie waren als „künstlerisches Kollektiv“ offiziell registriert und organisierten Ausstellungen ihrer Werke, teils in den Räumen ihres eigenen Kombinats, teils in anderen Städten und sogar im Ausland (mehr Details hier auf Russisch). Dabei mussten sie die Besonderheiten ihres sowjetischen Umfelds in Betracht ziehen: „Natürlich gab es diesen Parteisekretär für Ideologie“, erinnert sich Sokolajew, „das war ein Typ mit Einfluss, und wenn wir eine Ausstellung machten, dann mussten wir das berücksichtigen. Aber was du nicht ausstellst, dafür gibt es auch keinen Parteisekretär für Ideologie. Er läuft dir ja nicht hinterher, wenn du fotografierst, und schaut dir über die Schulter. Er weiß nicht, welche Bilder ich im Apparat habe, welche Abzüge ich mache, was ich Freunden zeige.“

    Vier Jahre lang ging die Arbeit gut. 1982 gelang es TRIVA sogar, ihre Fotografien beim World Press Photo Award einzureichen. Der erste Schritt zur Internationalisierung bedeutete jedoch auch das Ende von TRIVA: Auf „Empfehlung des Bezirkskomitees der KPdSU“ wurde die Gruppe aufgelöst, da sie „ideologisch schädliche Fotografien“ hervorbringe.

    Die Arbeiten der Gruppe sind heute wenig bekannt, selbst in Russland. Dabei steht ihre außergewöhnliche Qualität völlig außer Frage: Die Herangehensweise von TRIVA läßt sich – mit ihrem Augenmerk auf den entscheidenden Augenblick im Strom des Alltäglichen – durchaus mit der von Cartier-Bresson vergleichen. In ihrer fotografischen Unmittelbarkeit bieten diese Bilder einen Einblick ins Alltagsleben der UdSSR unter Breshnew, während der Zeit der Stagnation, wie er in anderen Zeitzeugnissen – dem Kino oder der Literatur – kaum je zu finden ist. 

    Alexander Trofimow. Regenschauer in Sotschi. 1978
    Wladimir Sokolajew. Feierliche Registrierung eines Neugeborenen. Standesamt des Zentralen Bezirks. Nowokusnezk. 1.10.1983
    Wladimir Sokolajew. Behandlung mit UV-Licht im Kinderheim Nr. 4. Suworow-Straße. Nowokusnezk. 22.01.1981
    Wladimir Sokolajew. Gymnastikwettkampf der Betriebssportgruppe im Gorpromtorg (dt. „Städtische Abteilung für Handel mit gewerblichen Waren“).  Nowokusnezk. 10.04.1983
    Wladimir Worobjow. Frau bietet Suppenfleisch zum Kauf an. Nowokusnezk. 1984
    Wladimir Sokolajew. Abendliche Schlange vor den Sandunowski-Bädern. Moskau. 30.04.1984
    Wladimir Sokolajew. Wind in der Stadt. Bahnhofsvorplatz. Nowokusnezk. 11.05.1981
    Wladimir Worobjow: Entlassung aus dem Wehrdienst. Prospekt der Metallurgen, Nowokusnezk, 1982
    Wladimir Sokolajew. Gesang vom Frauenchor auf einem Stadtfest. Nowokusnezk. 7.06.1979
    Wladimir Sokolajew. Eingang zur Ballettschule. Teatralnaja-Straße in Leningrad. 24.06.1982
    Wladimir Sokolajew. Fitnessgruppe im Schwimmbad RODNIK (dt. „Quelle“). Nowokusnezk. 5.04.1983
    Wladimir Worobjow. Mona Lisa auf einem beruflichen Wettbewerb der Ölbohrarbeiter. Niederlassung Elan. Nowokusnezker Bezirk. 26.05.1983
    Wladimir Sokolajew. Schafe hütende Zigeunerin. Gebiet Ongudai. Altai Gebirge. 30.07.1980
    Wladimir Sokolajew. Portrait eines Zechenarbeiters mit Hut. Kusnezker metallurgisches Kombinat. Nowokusnetsk. Juni 1977
    Wladimir Sokolajew. Pause bei den Bäckern. Bäckerei in der Gemeinde Ongudai. Altai Gebirge. 28.07.1980
    Wladimir Sokolajew. Masleniza-Fest im Bezirk Ordshonikishew. Nowokusnezk. 24.03.1985
    Wladimir Sokolajew. Erste Hilfe. Versuch der Rettung einer Selbstmörderin auf der Pokryschkin-Straße. Nowokusnezk. Mai 1978
    Wladimir Sokolajew. Hammelbrust-Hälften auf der Vera-Solomna-Straße. Nowokusnezk. 8.09.1988
    Wladimir Sokolajew. Neujahrsrodelbahn an der Kirow-Straße. Nowokusnezk. 1.01.1983
    Wladimir Sokolajew. Mauer, an der man sich zum Sonnenbaden trifft – auch im Winter. Peter-und-Paul-Festung. Leningrad. 28.02.1982
    Alexander Trofimow. Fahrradfahrer in der Gemeinde Maly Antibes. Bezirk Mariinski. 1983
    Wladimir Sokolajew. Gummitwist im Hof an der Toljatti-Straße. Nowokusnezk. 9.05.1985
    Wladimir Sokolajew. Autoreparatur auf dem Seitenstreifen des Prospekts Kurako. Nowokusnezk. 13.10.1981
    Wladimir Sokolajew. Zuschauer an der Ehrentafel. Masleniza-Fest. Nowokusnezk. 24.03.1985
    Wladimir Sokolajew. Vor den Feierlichkeiten zum Jahrestag der Oktoberrevolution wird das Lenin-Mausoleum einer Reinigung unterzogen. Moskau, 5.11.1988

    Wladimir Sokolajew. Eine Frau eilt zur Demonstration am 1. Mai, in der Hand ein Schild mit der Aufschrift „Glück“. Obnorski-Straße. Nowokusnezk. 1.05.1983


    Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, einführender Text: Martin Krohs
    Veröffentlicht am 01.02.2016

    Weitere Themen

    Januar: Backstage im Bolschoi

    November: Arnold Veber

    Oktober: Denis Sinjakow

    September: Olga Ludvig

    Dezember: Norilsk

  • Danke!

    Danke!

    Herzlichen Dank! Du hilfst uns sehr, dekoder immer noch besser zu machen.
    Bei Fragen kontaktiere uns gerne unter mail [at] dekoder.org.

    Volkszählung in Russland 2002 / Foto © Dimitri Lebedew/Kommersant
    Volkszählung in Russland 2002 / Foto © Dimitri Lebedew/Kommersant

    Weitere Themen

    „Sie sind völlig frei“

    Juli: Gefundene Fotos

    Kommunalka

    Oktober: Restricted Areas

    Lewada-Zentrum

    Die Brüder Henkin

  • Januar: Backstage im Bolschoi

    Januar: Backstage im Bolschoi

    Kaum eine andere kulturelle Institution wird im Ausland so sehr als Symbol Russlands wahrgenommen wie das Bolschoi-Theater, wörtlich das „Große Theater“. Gegründet 1776 zur Zeit Katharinas der Großen, wird es vor allem mit klassischem Ballett verbunden, mit über 200 Tänzern beherbergt es die größte Ballett-Compagnie der Welt.

    Das Bolschoi-Theater ist aber nicht nur ein Ort der Kunst, sondern auch ein Ort der Skandale, Affären und Intrigen. Die Renovierung des Hauses von 2005 bis 2011 hat mehr als eine Milliarde Euro verschlungen, viel davon soll in privaten Taschen gelandet sein. Eintrittskarten werden von Spekulanten vor Beginn der Vorstellungen auf der Straße zu astronomischen Preisen weiterverkauft, Konkurrenz und Spannungen unter den Künstlern sind legendär. Im Januar 2013 wurde der damalige Intendant Sergej Filin Opfer eines Säureanschlags, bei dem er fast vollständig sein Augenlicht verlor, verantwortlich war vermutlich einer der Tänzer der Theaters.

    Der Fotograf Misha Friedman hat die Stimmung hinter den Kulissen des Bolschoi-Theaters eingefangen und zeigt das Menschliche ebenso wie das Professionelle, das Poetische wie das Kuriose. Seine Arbeit ist oft Themen gewidmet, die sich erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließen. Er hat die Petersburger LGBT-Community ebenso mit der Kamera begleitet wie die Polizeieinheiten in Kiew während ihrer Reform; in einem ästhetisch wie konzeptionell ungewöhnlichen Fotoessay beleuchtet er das Problem der Korruption in Russland. Seine Arbeiten erscheinen weltweit, so bei der New York Times, Politico oder Le Monde.

    Fotos: Misha Friedman / Salt Images
    Bildredaktion: Nastya Golovenchenko, Text: Martin Krohs
    Veröffentlicht am 04.01.2016

    Weitere Themen

    November: Arnold Veber

    Oktober: Denis Sinjakow

    September: Olga Ludvig

    Dezember: Norilsk

  • Gnosmos

    Gnosmos

    Der Gnosmos wird geladen …