Bei der Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 19. November 2017 sprach der russische Schüler Nikolaj Dessjatnitschenko vor dem deutschen Bundestag. Unter anderem sagte er, dass nicht alle deutschen Wehrmachtssoldaten im Krieg kämpfen wollten. Viele russische Politiker und staatsnahe Medien warfen dem Schüler daraufhin Rehabilitierung des Nazismus vor – ein Straftatbestand, der in Russland mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden kann. Dem Schuldirektor sowie zwei Lehrern aus Dessjatnitschenkos Schule wurden Abmahnungen ausgesprochen.
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einer, der wegen Spionage zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde (Prochorowa)
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Gemeint ist der ukrainische Journalist und Korrespondent der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform Roman Suschtschenko (geb. 1969). Er wurde im September 2016 in Moskau festgenommen und im Juni 2018 zu zwölf Jahren strenger Lagerhaft verurteilt. Suschtschenko wird vorgeworfen, Spionage für die Ukraine betrieben zu haben.
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Lewy Front
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Lewy Front (dt. „Linke Front“) ist eine linksradikale Organisation mit Hauptsitz in Moskau. Das Ziel der 2008 gegründeten NGO besteht im Aufbau des Sozialismus in Russland. Einige Vertreter der Front beteiligten sich aktiv an den Bolotnaja-Protesten gegen Wahlfälschungen in den Jahren 2011 bis 2013. Der Koordinator der NGO, Sergej Udalzow (geb. 1977), wurde 2013 wegen seiner Beteiligung und der Organisation von Massenunruhen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung im August 2017 schlug die Lewy Front einen großteils versöhnlichen Kurs gegenüber dem Kreml ein.
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durch Geldleistungen ersetzte Vergünstigungen (lgoty)
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2005 versuchte die russische Regierung, die zahlreichen Vergünstigungen für Kriegsveteranen, Menschen mit Behinderung und andere Personengruppen durch Geldleistungen zu ersetzen. Die Reform ist jedoch wegen starker landesweiter Proteste weitgehend gescheitert. Es war die erste größere Welle von Sozialprotesten unter Putin, seine Umfragewerte sackten erstmals seit seinem Amtsantritt deutlich ab.
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„sie sind da nicht“
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Trotz zahlreicher Indizien dafür, dass offizielle russische Einheiten 2014 die ukrainische Halbinsel Krim besetzten, stritt der Kreml zunächst jede Beteiligung ab und sprach davon, dass es sich um lokale Selbstverteidigungsmilizen handelte. Auch die Frage nach der Beteiligung russischer Streitkräfte am Krieg im Osten der Ukraine wird von offizieller russischer Seite oft mit „sie sind da nicht“ beantwortet. Eine ähnliche Antwort erfolgt oft standardmäßig auf die Frage, ob russische Söldnertruppen am Syrien-Krieg teilnehmen.
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betrogene Kapitalanleger
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Viele Neubauprojekte werden in Russland mittels privaten Beteiligungskapitals realisiert. Da solche Beteiligungen rechtlich weitgehend ungesichert sind, kommt es dabei oft zu Kapitalanlagebetrug. Laut offiziellen Zahlen gibt es in Russland derzeit rund 46.000 solcher Fälle. Die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Seit 2017 ist diese Praxis gesetzlich verboten. Da diese Regulierung allerdings Schlupflöcher offen lässt, kommt es immer noch zu vereinzelten Betrugsfällen.
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DOSAAF
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Die Abkürzung DOSAAF steht für Dobrowolnoje Obschtschestwo Sodeistwija Armii, Awiazii i Flotu (dt. „Freiwillige Gesellschaft zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Flotte“). Es ist eine gesellschaftlich-staatliche Vereinigung zur Förderung der Verteidigungsfähigkeit und der nationalen Sicherheit Russlands. Der Vorläufer von DOSAAF besteht seit 1927, nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Organisation neu begründet. Eines der Gründungsmitglieder ist die Kinder- und Jugend-Militär-Erziehungsorganisation Junarmija. Der Zweck von DOSAAF besteht vor allem in militärisch-patriotischer Erziehung russischer Bürger.
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Pskow als militärpatriotische Stadt
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Pskow ist eine von 45 russischen Städten des militärischen Ruhms. Dieser Ehrentitel wird für besonderen Mut und Massenheldentum im Kampf um die Freiheit des Vaterlandes verliehen. Pskow besteht offiziell seit dem Jahr 903; vor allem wegen der geografischen Lage an der Westgrenze Russlands war die Region mehrmals Schauplatz von Kriegshandlungen. Zahlreiche Kriegsdenkmäler erinnern noch heute an vergangene Schlachten.
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Lew Schlossberg
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Lew Schlossberg (geb. 1963) ist ein russischer Politiker, Bürgerrechtler und Journalist. Er ist Abgeordneter des Regionalparlaments Pskow und leitet dort die liberale Partei Jabloko. Von 2001 bis 2015 war er Herausgeber der unabhängigen russischen Wochenzeitung Pskowskaja Gubernija. Im August 2014 veröffentlichte diese einen Bericht über zwei Soldaten aus der Region Pskow, die mutmaßlich bei Kämpfen in der Ostukraine starben. Der Artikel erzeugte landesweite Aufmerksamkeit. Nach der Veröffentlichung wurde Schlossberg angegriffen und musste sich unter anderem wegen eines Schädel-Hirn-Traumas im Krankenhaus behandeln lassen.
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Pskowskaja Gubernija
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Pskowskaja Gubernija ist eine regionale russische Wochenzeitung aus der Stadt Pskow, rund 700 Kilometer nordöstlich von Moskau. Für ihre Berichte über Wahlmanipulation in der Oblast Pskow erhielt die Zeitung mit einer Auflage von rund 5000 Exemplaren 2015 den Gerd Bucerius-Förderpreis Freie Presse Osteuropas. Als erstes russisches Medium veröffentlichte Pskowskaja Gubernija im August 2014 einen Bericht über zwei Soldaten aus der Region Pskow, die mutmaßlich bei Kämpfen in der Ostukraine starben. Einige Redaktionsmitglieder berichteten nach der Erscheinung über Drohungen, der damalige Herausgeber Lew Schlossberg wurde angegriffen und musste sich unter anderem wegen eines Schädel-Hirn-Traumas im Krankenhaus behandeln lassen.