Als Philosophenschiff wird eine Aktion der bolschewistischen Führung Sowjetrusslands im Jahr 1922 bezeichnet, bei der mehr als 160 russische Intellektuelle auf zwei Schiffen zwangsabgeschoben wurden. Die Aktion war Teil des von Lenin ausgerufenen Kampfes gegen sogenannte Andersdenkende.
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Lyssenkowschtschina
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Gemeint ist Lyssenkowschtschina (dt. „Lyssenkoismus“) – eine politische Kampagne zur Diffamierung sowjetischer Genetiker und zur Behinderung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Makromolekülen und Genetik. Benannt nach dem Biologen und Protagonisten der Kampagne Trofim Lyssenko (1898–1976), wurde der Feldzug vor allem zwischen den 1930er und 1960er Jahren geführt. Die betroffenen Wissenschaften galten als Irrlehren, Genetik-Forschung wurde zeitweise verboten und Wissenschaftler politisch verfolgt. Als Alternative setzte man auf Lyssenkos pseudowissenschaftliche Doktrinen, was in der Praxis unter anderem zu massiven Ernteausfällen führte. So bezeichnet man heute mit dem Begriff Lyssenkoismus irrationale politische Förderung von Pseudowissenschaften.
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Schaninka
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Die Moskowskaja wysschaja Schkola sozialnych i ekonomitscheskich Nauk (kurz MWSchSEN, Spitzname Schaninka, engl. „The Moscow School of Social and Economic Sciences“) ist eine russisch-britische Hochschule mit Sitz in Moskau. 1995 gegründet, hat die Hochschule fünf Fakultäten, an denen rund 300 Studenten eingeschrieben sind. Der Spitzname Schaninka bezieht sich auf den ersten Rektor und derzeitigen Präsidenten Teodor Shanin (geb. 1930) – britischer Soziologe und Mitbegründer der Hochschule. Im Juni 2018 entzog die russische Behörde Rosobrnadsor der MWSchSEN die Akkreditierung. Damit ist die Hochschule nicht mehr berechtigt, staatlich-anerkannte Diplome auszustellen. Parallelabschlüsse, die Schaninka-Studenten an der University of Manchester erwerben, bleiben davon unberührt.
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Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität
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Die Rossiski gossudarstwenny gumanitarny Uniwersitet (kurz RGGU, dt. Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität) ist eine 1991 gegründete Universität in Moskau. Sie hat mehrere Zweigstellen, insgesamt sind rund 30.000 Studenten an der RGGU eingeschrieben. 2014 deckte die Online-Community Dissernet systematische Plagiatsfälle an der Uni auf. Laut Kritikern verlief die Uni-interne Aufklärung der Fälle inkonsequent. 2016 kam es an der RGGU zu einem erneuten Skandal, als mehreren Professoren gekündigt wurde. Die Hintergründe dieser Entlassungswelle blieben unklar.
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Rosobrnadsor
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Die Federalnaja Slushba po Nadsoru w Sfere Obrasowanija i Nauki (kurz Rosobrnadsor, dt. „Föderale Aufsichtsstelle im Bereich Bildung und Wissenschaft“) ist die zentrale Behörde Russlands für Aufsicht und Kontrolle in den Bereichen Wissenschaft und Bildung. 2004 gegründet, stand das Aufsichtsorgan zunächst unter der Leitung des Bildungsministeriums. Nach einer Reform wurde es im Mai 2018 direkt der Regierung Russlands untergeordnet.
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staatlich vorgefertigte Diplome
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Im Original Korotschki Diplomow (dt. „Diplom-Hüllen“) – einerseits eine sarkastische Anspielung auf Wertlosigkeit, im Sinne von „das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist“. Andererseits vermutlich eine ebenso sarkastische Anspielung auf eine bis heute erhaltene Tradition aus Zeiten der Sowjetunion, bei der Uni-Diplome in blauen beziehungsweise roten Hüllen vergeben werden: Blau steht für ein Standard-Diplom mit durchschnittlichen Leistungen, rote Diplome gelten als Auszeichnungen.
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Jüdisches Antifaschistisches Komitee
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Das Jüdische Antifaschistische Komitee (kurz JAK) war ein sowjetisches Gremium jüdischer Intellektueller, die während des Zweiten Weltkriegs weltweite Unterstützung jüdischer Diaspora suchten, um sie für den Kampf gegen Hitlerdeutschland zu gewinnen. Die Organisation wurde 1942 vom Innenministerium der UdSSR gegründet und gesteuert. Vor dem Hintergrund der Staatsgründung Israels wurde das JAK 1948 aufgelöst, viele Mitglieder wurden Opfer massiver politischer Verfolgungen. Im Jahr 1952 kam es zu einem Schauprozess, 13 von 15 Angeklagten wurden zum Tode verurteilt, eine Angeklagte in die Verbannung geschickt, einer verstarb im Gefängnis. Manche Historiker betrachten den Prozess als den Beginn des staatlichen Antisemitismus in der Sowjetunion.
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Yves Rocher
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Der französische Kosmetikkonzern Yves Rocher betreibt über seine Tochterfirma Yves Rocher Vostok in Russland eine Filialkette mit rund 370 Geschäften. Die umsatzmäßigen Marktanteile sind nicht ermittelbar, bei der Anzahl der Verkaufsorte ist Yves Rocher die Nummer drei im russischen Parfümerie- und Kosmetik-Markt.
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Irina Prochorowa
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Irina Prochorowa (geb. 1956) ist eine russische Literaturwissenschaftlerin, Gründerin und Chefredakteurin von Nowoje literaturnoje Obosrenije (dt. „Neue Literaturrundschau“) – ein Verlag und eine unabhängige philologische Zeitschrift. Prochorowa gilt als eine der bedeutendsten Intellektuellen des Landes. Stärkeren politischen Einfluss gewann sie, als sie 2014 kurzzeitig die Leitung der Partei ihres Bruders übernahm – der Milliardär Michail Prochorow hatte mit der liberalen Bürgerplattform eine Zeit lang politische Ambitionen signalisiert. Nachdem ein großer Teil der Bürgerplattform im Zuge der Angliederung der Krim auf den außenpolitischen Kurs des Kreml umschwenkte, verließ Prochorowa die Partei.