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Journalismus aus Russland und Belarus in deutscher Übersetzung

  • Shortparis – die Band, die immer dagegen sein wird

    Shortparis – die Band, die immer dagegen sein wird

    Musikvideos aus Russland entwickeln sich derzeit zu Exportschlagern. So haben etwa bei den Berlin Music Video Awards 2018 gleich drei Clips aus Russland abgeräumt: Leningrad (Best Music Video & Best Narrative), Aigel (Best Editor) und Little Big (Most Trashy).
    2019 stehen Shortparis auf der Nominierungsliste für Best Director – eine 2012 in Sankt Petersburg gegründete Band. Ihr Clip Straschno (Angst) vom letzten Dezember sammelte auf YouTube bislang zwar nur zweieinhalb Millionen Aufrufe, vor allem in sozialen Netzwerken sorgte er aber für großes Aufsehen.

    Straschno kam am 12. Dezember 2018 heraus – am Tag der Verfassung der Russischen Föderation. Kurze Zeit später veröffentlichte die Band das Video dazu, wohl zufällig parallel zu einer Reihe von Konzertverboten in Russland. Erst danach gingen Shortparis auf Tournee. 

    Derzeit spielen sie in Westeuropa, ihr Berliner Konzert am 26. April ist schon seit einigen Wochen ausverkauft. Am 16. September geben Shortparis dort aber ein Zusatzkonzert. dekoder nimmt die Tournee zum Anlass für eine Einordnung ihres viel diskutierten Videos und bringt Zitate aus Meduza sowie dem Musikmagazin Muzstorona.

    Kulturen prallen bunt aufeinander, dass es nur so kracht. Die ästhetisierte Performance der Jungs von Shortparis zeigt Wege und Lösungen des Politischen – jenseits von Worten. Shortparis selbst erklären ihr Video auf Meduza so:

    [bilingbox]Der Clip will den Zustand eines Teils der heutigen Generation festhalten. Er ist natürlich provokativ und spielt auf einige soziale Tragödien an, die aus irgendeinem Grund bis heute nicht in unserer visuellen Kultur reflektiert worden sind.
    Im Verlauf werden Trigger aufgezeigt, schmerzliche Assoziationen, gesellschaftliche Tabus, Ängste: Arabische Schriftzüge, auch wenn damit Wörter wie „Freundschaft” oder „Liebe” geschrieben sind, verbinden sich unweigerlich mit Terrorismus, rasierte Köpfe mit Neonazismus und so weiter.
    Aber erhalten bleibt nach diesem Gedankenspiel in der Trockenmasse eines: Der Zustand einer nicht artikulierten, aber wachsenden Alarmiertheit, die allen gemein ist.~~~Клип, безусловно, пытается манифестировать состояние части нынешнего поколения. Он, конечно, провокационен и намекает на ряд социальных трагедий, почему-то не отрефлексированных до сих пор в нашей визуальной культуре. По ходу вскрываются триггеры, болезненные ассоциации, общественные табу, страхи: арабская вязь, пусть ею написано слово «Дружба» или «Любовь» неминуемо связывается с терроризмом, бритые головы — с неонацизмом, и так далее. Но после этой игры смыслов в сухом остатке остается одно — состояние не артикулированной, но нарастающей тревоги, общей для всех.[/bilingbox]


    Original, 19.12.2018

    Mit ihren Clips entlarven Shortparis eine Leerstelle, meint zumindest der Musikkritiker Pjotr Poleschtschuk auf Muzstorona:

    [bilingbox]Von Shortparis stammt folgende Äußerung: „Das Politische sitzt heutzutage tief in uns, es ist nicht mehr nur etwas Soziales, sondern auch etwas tief Psychologisches.”
    Die Gesellschaft, vielmehr das, was sie ausmacht, ist einer irrationalen Angst gleichzusetzen. Die Reaktionen auf die Umwelt sind mittlerweile Gefühlsausbrüche von Zeichen, die Reflektionen und Analysen irgendwo tief unter dem Eis eingemauert haben. Ironischerweise haben Shortparis als eine Art visueller Transformation das Fehlen positiver Transformationen demonstriert.~~~Высказывание Shortparis – о том, что сегодня политическое сидит глубоко в нас, это уже не только социальное явление, но и глубоко психологическое. Содержимое социума приравнивается к иррациональному страху. А реакции на окружающий мир стали сводится к всплескам эмоций от знаков, замуровав рефлексию и аналитику где-то глубоко подо льдом. Иронично, как путем визуальных трансформаций Shortparis продемонстрировали отсутствие каких-либо позитивных трансформаций вокруг.[/bilingbox]


    Original, 27.12.2018

    Die Band aus Sankt Petersburg sei „full of revolutionary potential“, befand die britische Musikzeitschrift The Quietus, noch bevor die Fünf Straschno herausbrachten. 
    Gerade über das revolutionäre Potential von Shortparis sprach man nach der Veröffentlichung des Clips. Genauer gesagt – man rätselte, denn Shortparis arbeiten mit vielschichtigen Symbolen, mit Andeutungen und Anklängen. Was dabei herauskommt, ist mehr Konzeptkunst als Musikvideo: 
     

    [bilingbox]Die Bacchanalien von Symbolen gipfeln in der arabischen Zierschrift vor dem Hintergrund der russischen Nationalflagge. Wie stur auch immer der Major marschiert – hinter seiner gekünstelten Ernsthaftigkeit entblößt Shortparis, wie relativ und schmerzhaft anekdotisch soziale und kulturelle Vorurteile sind. 

    Bislang spiegeln Post-Punk-Gruppen die Welt als Chaos, das zu nichts Konkretem führt. Shortparis gehen weiter, zeichnen und geben dem Chaos Konturen.~~~Вакханалия символов завершается надписью арабской вязью на фоне флага России (что в итоге придало смысл выпуску сингла именно 12 числа, если вы понимаете). Как бы упрямо ни шагал майор, но за его напускной серьезностью Shortparis обнажают условность и болезненную анекдотичность социальных и культурных предрассудков. Пока большинство пост-панк групп отражает мир, как несводящийся ни к чему конкретному хаос, Shortparis идут дальше и вырисовывают хаосу контур.[/bilingbox]


    Pjotr Poleschtschuk, Original, 27.12.2018

    Eine klare politische Botschaft fehlt in Straschno, dafür ist das Video gespickt mit offensichtlich unvereinbaren Symbolen: Wenn die Protagonisten eine terroristische Gruppierung mimen, die in eine Schule eindringt, kann das als Anspielung auf die Geiselnahme von Beslan verstanden werden, oder auf den Amoklauf von Kertsch im Oktober 2018, bei dem ein College-Student 20 Menschen und schließlich sich selbst erschoss. 

    Auch die massiven Jugendproteste werden damit assoziiert sowie Pogrome gegen Gastarbajtery. Sehen die Terroristen für viele etwa deshalb wie Neonazis aus? Doch warum ist das Video dann auf Arabisch untertitelt? Und dann auch als Karaoke? Warum diese abrupten Szenenwechsel und die Anklänge an eine brausende Gay-Party?

    Solche Widersprüche scheinen Shortparis auch zu leben: Mit dem russischen Jugendschutzgesetz hätten ihre Konzerte im Dezember leichterdings verboten werden können, wie die zahlreicher anderer Musiker auch. Im Februar traten die fünf Männer aus Sankt Petersburg mit Straschno aber in der Late-Night-Show Wetscherni Urgant auf, im Staatssender Erster Kanal. Irgendwie sind sie Underground, gleichzeitig zieren sie aber die Cover von populären Magazinen. 

    [bilingbox]Gibt es Grund für die Annahme, dass die Botschaft von Shortparis etwas grundlegend Neues ist? Kaum. Jedoch ist es in dem stickigen Raum schwierig – sogar der Hip-Hop kommt nicht mit deutlich politischer Kritik klar (und das als zweitbeliebtestes Genre beim Publikum) – , etwas stilistisch Besseres zu entdecken als Straschno. Möglicherweise ist in der Welt politischer und kultureller Analphabeten ein solcher Ästhetizismus im Verbund mit Dreistigkeit gar nicht die schwächste Reaktion. Und das ist keineswegs ein Zugeständnis.

    Im Endeffekt liegt bei Shortparis das interessante Paradox nicht im Aufeinanderprallen gegensätzlicher Ästhetik und nicht in der merkwürdigen Verbindung von Avantgarde und Pop. Das Paradox besteht darin, dass Shortparis es schafft, gleichzeitig allem und nichts Konkretem ähnlich zu sein. Denn es ist bekannt, „dass am Genie wundervoll ist, dass es allen ähnelt, ihm aber niemand.” Inwiefern das auf Shortparis zutrifft, wird die Zeit zeigen.~~~Есть ли основания считать, что высказывание Shortparis — это нечто беспрецедентно новое? Едва ли. Аналогии с небезызвестной «This is America» напрашиваются неспроста (но надо отметить, что цели у работ абсолютно разные). Однако в душном пространстве, где даже хип-хоп не справляется с внятной политической критикой (будучи вторым по популярности национальным жанром), трудно вспомнить более стильную работу, чем «Страшно». Возможно, в мире политической и культурной безграмотности эстетизм вкупе с дерзостью оказывается не самым слабым контрударом. И это ни в коем случае не скидка.
    В итоге самый главный парадокс Shortparis открывается не в столкновении противоположной эстетики и не в странном сочетании авангардной и поп музыки. Парадокс в том, что Shortparis умудряются напоминать одновременно всех и никого конкретного. И акцент здесь стоит делать все-таки на второй части предложения. Ведь, как известно, «в гении то прекрасно, что он похож на всех, а на него — никто». Насколько справедливо это в отношении Shortparis – время покажет.[/bilingbox]


    Pjotr Poleschtschuk, Original, 27.12.2018


     

    Shortparis covern David Bowie – aus dem Film Leto von Kirill Serebrennikow

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  • Debattenschau № 75: Was bedeutet Selenskys Sieg für Russland?

    Debattenschau № 75: Was bedeutet Selenskys Sieg für Russland?

    Der Schauspieler und Comedian Wolodymyr Selensky hat die Präsidentschaftswahl in der Ukraine gewonnen. Über 61 Prozent der Wahlberechtigten nahmen an der Wahl teil, Hochrechungen am Montag zufolge bekam Selensky rund 73 Prozent der Stimmen, Petro Poroschenko etwa 25 Prozent. Damit hat der Polit-Neuling den bisherigen Amtsinhaber haushoch besiegt. 

    Was bedeutet der Sieg von Selensky für Russland? Was könnte sich in den ukrainisch-russischen Beziehungen ändern? dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte in russischen Medien.
     

    Wie die Ukraine gewählt hat – unsere interaktive Ukraine-Wahlkarte.

    Zargard.tv: Der Präsidenten-Stuhl

    Wladimir Solowjow, polarisierender Moderator im Staatsfernsehen, ruft dazu auf, die ukrainische Wahl nicht anzuerkennen. In einem Gespräch mit dem Fernsehsender Zargrad sagt er, dass er vom neuen Präsidenten nichts erwarte:  

    [bilingbox]Wie irgendein ausländischer Diplomat ganz richtig sagte: Statt Selensky hätte auch ein Stuhl antreten können. Selbst der hätte gegen Poroschenko gewonnen.~~~как правильно говорил кто-то из иностранных дипломатов, вместо Зеленского мог быть стул. И то он победил бы Порошенко[/bilingbox]

    erschienen am 22.04.2019, Original


    Facebook/Lilija Schewzowa: Wenden wir uns wieder uns selbst zu!

    Die Ukraine beherrschte die russischen Schlagzeilen – gerade in kremlnahen Sendern wurde sehr kritisch über die Entwicklungen berichtet. Auf Facebook beurteilt Politologin Lilija Schewzowa die Folgen des ukrainischen Wahlausgangs für Russland auch vor diesem Hintergrund:

    [bilingbox]Die russische Fraktion rätselt, was für ein Präsident Wolodymyr Selensky wohl werden wird. Was für einer auch immer er wird, er wird die nationalen Interessen der Ukraine verteidigen. Andernfalls wird ein neuer Maidan über sein Schicksal entscheiden. Außerdem wird Selensky nicht das einzige Zentrum der Macht sein in der Ukraine, die es vermochte, ein System der checks and balances aufzubauen. Möglicherweise ist entscheidender, wie die Machtverhältnisse in der Rada sind und wer der neue Premier wird. Das ist eine uns völlig unverständliche Realität. Wir, die wir an Alleinherrschaft gewöhnt sind, fühlen uns verloren, wenn wir viele widerstreitende Kräfte sehen, und empfinden sie als Chaos. […]
    Klar, es ist peinlich, ein ausgestoßener Staat zu sein. Noch peinlicher ist es, auf Gleichgültigkeit zu stoßen. Aber wenn Russland seine Würde und Zukunftsperspektive zurückerlangen will, müssen wir das Leiden an der Ukraine überwinden und uns endlich mit unseren Angelegenheiten beschäftigen.~~~

    Российская тусовка гадает, каким президентом станет Владимир Зеленский. Каким бы он ни стал, он будет защищать украинские национальные интересы. Иначе новый Майдан решит его участь. Причем, Зеленский не будет единственным центром власти в Украине, которая сумела создать систему противовесов. Возможно, важнее будет новое соотношение сил в Раде и кто станет новым премьером. Это непонятная для нас реальность. Мы, привыкшие к единовластию, теряемся, когда видим множество противоборствующих сил, считая это хаосом. 

    […]

    Конечно, быть отвергнутой державой обидно. Встречать равнодушие еще обиднее. Но если Россия хочет вернуть себе достоинство и видение будущего, придется переболеть Украиной и заняться своими делами.[/bilingbox]

    erschienen am 22.04.2019, Original

    Kommersant: Neue Rhetorik?

    Die unabhängige Zeitung Kommersant zitiert den berühmten Staatsjournalisten Dimitri Kisseljow: Dieser bemerkte, dass Selensky die Separatisten aus dem Donbass „Aufständische“ nenne:

    [bilingbox]Für sich genommen, bedeutet das Wort „Aufständische“, dass es ein innerukrainischer Konflikt ist, dass es ein innerukrainischer Krieg ist. Moskau ist kein Teil dieses Konflikts. Poroschenko fürchtete das Wort „Aufständische“ wie der Teufel das Weihwasser. Selensky hat keine Angst davor. […] Selensky verspricht, im Normandie-Format zu handeln und den Minsker Prozess fortzusetzen. Für seine erstrangige Aufgabe hält er, so wie er sagt, die Rückkehr aller Verhafteten in die Ukraine. Auch ein Waffenstillstand gehört zu den prioritären Aufgaben des neuen Leaders der Ukraine.
    ~~~Само по себе слово „повстанцы“ обозначает, что конфликт внутриукраинский, а война внутригражданская. Москва стороной конфликта не является.[…] Порошенко боялся „повстанцев“ как черт ладана. Зеленский этого слова не боится. […] Зеленский обещает действовать в нормандском формате и продолжить минский процесс. Своей первостепенной задачей считает возвращение на Украину, как он выразился, всех заключенных и пленных. Прекращение огня в Донбассе также остается приоритетной задачей для нового лидера Украины.[/bilingbox]

    erschienen am 22.04.2019, Original

    Republic: Begrenzt positive Agenda

    Politologe Wladimir Frolow überlegt auf Republic noch vor der Stichwahl am Sonntag, wie sich die ukrainisch-russischen Beziehungen unter einem Präsidenten Selensky wohl gestalten würden. Sein positives Szenario fällt nur kurz aus:

    [bilingbox]Bislang kann man aus dem, was Selensky im Wahlkampf öffentlich sagte, den Schluss ziehen, dass er womöglich von aggressiver Rhetorik absehen und eine ruhigere Diskussionsatmosphäre aufbauen wird, etwa, was Fragen nach Verkehrsverbindungen angeht (Wiedererrichtungen direkter Flugverbindungen, des Güterverkehrs), das Aufheben einzelner Sanktionen, den Zugang zu Märkten bestimmter Güter. […]
    Klar, die Rede ist keinesfalls von der Rückkehr in die Zeiten vor 2014 und von Beziehungen „brüderlicher Länder”. Selensky kann die russische Hoheit über die Krim nicht anerkennen. […]. 
    Selensky fordert [aber] auch, die künstlichen Beschränkungen für den Gebrauch des Russischen in der Ukraine zu beseitigen. […] Solche Schritte, wenn sie denn gemacht werden, bringen das Eis zum Schmelzen und sie werden vom Kreml angemessen bewertet werden. […]
    Doch das ist eine begrenzte positive Agenda. Sie basiert unweigerlich darauf, dass Fortschritte im Donbass erzielt werden oder bricht wieder in sich zusammen, sobald unüberwindliche Differenzen bei der Umsetzung des Minsker Abkommens auftreten.~~~Пока из того, что публично наговорил Зеленский в ходе кампании, можно сделать вывод о возможном отказе от агрессивной риторики и создании более спокойной атмосферы для обсуждения, например, нормализации транспортного сообщения (восстановление прямых авиарейсов, транзита грузов), снятия отдельных санкционных ограничений, доступа на рынки по отдельным товарным позициям. […]
    Разумеется, ни о каком возвращении к временам до 2014 года и отношениям «братских стран» речь не идет. Зеленский не сможет признать российский суверенитет над Крымом […]. Зеленский призывает также к снятию искусственных ограничений на использование русского языка на Украине […]. Такие шаги, если они будут сделаны, растопят лед и будут правильно оценены Кремлем. […]
    Но это ограниченная позитивная повестка. Она неизбежно упирается в достижение прогресса по Донбассу или же вновь рушится при возникновении непримиримых разногласий вокруг реализации Минских соглашений.[/bilingbox]

    erschienen am 19.04.2019, Original

    Facebook/Konstantin von Eggert: Leb wohl, Ukraine!

    Der unabhängige Journalist Konstantin von Eggert resümiert über die Wahl in der Ukraine auf Facebook:

    [bilingbox]Die Ukraine hat sich als Demokratie vollständig etabliert. Einen Moskau-nahen Präsidenten wird es dort nicht geben, denn das wird die Gesellschaft nicht zulassen. Wenn Selensky nicht gefällt, werfen sie ihn raus und wählen den nächsten, sei es ein Karpaten-Ungar, eine Frau, ein Zahnarzt, der ehemalige Botschafter in Kairo oder ein Schwuler. Und uns mit unserem ewigen Putin werden sie nicht fragen. Wie Sergej Medwedew sagt, „die Nation ändert die Realität”. Leb wohl, Ukraine! Danke dir. Wir werden uns auch bemühen.~~~Украина полностью состоялась как демократия. Никакого промосковского президента там не будет, потому что не позволит общество. Если Зеленский не понравится, выгонят и изберут себе карпатского венгра. Женщину. Дантиста. Бывшего посла в Каире. Гея. И нас с нашим вечным Путиным не спросят. Как говорит Сергей Медведев, “нация меняет реальность». Прощай, Украина! Спасибо тебе. Мы тоже будем стараться.[/bilingbox]

    erschienen am 21.04.2019, Original

    Facebook/Sacharowa: Die Möglichkeit eines Resets

    Auf Facebook zeigt sich die Außenamtssprecherin nach wochenlanger Kritik an dem Wahlkampf zwar versöhnlicher, dennoch spart Maria Sacharowa nicht an Spitzen:

    [bilingbox]Auch wenn ich das Backstage der Weltpolitik verstehe, sage ich dennoch: Die Ukraine kann einen Reset vollziehen. Nicht im Sinne der Umverteilung von Geldflüssen aus der einen in die andere Tasche. Sondern einen richtigen Reset, der dem Bewusstsein geschuldet ist, dass eine Konsolidierung des Volkes nicht mit Gewalt, sondern durch das Herausarbeiten einer Agenda für die ganze Nation zustande kommt. Damit es nächstes Mal nicht nötig sein wird, so wie jetzt Millionen eigener Bürger von den Wahlen auszuschließen.~~~При понимании всего мирового закулисья, всё равно скажу: Украина может осуществить перезагрузку. Не в смысле перераспределения денежных потоков из одних карманов в другие. А настоящую, основанную на осознании необходимости консолидации народа не на основе силы, а на основе выработки общенациональной повестки. Чтобы в следующий раз не пришлось как сейчас отключать от голосования миллионы собственных граждан.[/bilingbox]

    erschienen am 21.04.2019, Original

    Facebook/Ossetinskaja: Heikle Frage

    Auf Facebook stellt die renommierte Investigativ-Journalistin Jelisaweta Ossetinskaja eine delikate rhetorische Frage: 

    [bilingbox]Verzeihen Sie bitte – etwas Heikles: Wie können die Propagandisten die Ukraine jetzt noch als faschistischen Staat bezeichnen, wenn der Präsident nun ein Jude ist?~~~Извините, я о деликатном. А как пропагандисты теперь будут называть Украину фашистским государством, если там президент – еврей?[/bilingbox]

    erschienen am 22.04.2019, Original

     

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    Krym-Annexion

    Debattenschau № 74: Präsidentschaftswahl in der Ukraine

    Wir wollen es so wie in der Ukraine!

    „Der Kreml wird auf Chaotisierung abzielen“

  • Debattenschau № 74: Präsidentschaftswahl in der Ukraine

    Debattenschau № 74: Präsidentschaftswahl in der Ukraine

    Der Schauspieler und Comedian Wolodymyr Selensky hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in der Ukraine gewonnen. Über 63 Prozent der Wahlberechtigten nahmen an der Wahl teil, Selensky bekam rund 30 Prozent der Stimmen, Petro Poroschenko etwa 16 Prozent. Damit wird sich der Polit-Neuling dem Amtsinhaber in der Stichwahl stellen. Diese soll voraussichtlich am 21. April stattfinden.

    Die Ergebnisse der Präsidentschaftwahlen in unserer interaktiven Infografik
    Die Ergebnisse der Präsidentschaftwahlen in unserer interaktiven Infografik

    Schon im Vorfeld der Wahl schaute man in Russland gebannt auf den ukrainischen Wahlkampf: Die kremlnahen Medien prangerten unter anderem die angebliche Einmischung des US-Außenministeriums an, viele unabhängige Stimmen betonten demgegenüber, dass insgesamt 39 Kandidaten zur Wahl standen. Die Ukraine hatte also, so der Tenor, eine richtige Wahl – anders als Russland.

    Auch nach der Veröffentlichung der Wahlergebnisse ebbt die Diskussion nicht ab. Wer hat für wen gestimmt? Worin unterscheiden sich die Ukraine und Russland? Und was bedeutet die Wahl für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern? dekoder bringt Ausschnitte aus russischen und ukrainischen Medien. 

    Ukrajinska Prawda: Ukraine ist nicht Russland

    Waleri Pekar, ukrainischer Unternehmer und Mitbegründer der Bürgerplattform Neues Land, kommentiert auf der Online-Plattform Ukrajinska Prawda den Wahlausgang und fragt nach den Hintergründen: 

    [bilingbox]Also, was haben wir?

    Echte Demokratie ist, wenn die Wahlergebnisse überraschend sind. Wir können uns gratulieren: Die Ukraine ist nicht Russland, die Ukraine ist Europa. 

    In den reifen Demokratien gibt es normalerweise einen dominierenden Diskurs, zum Beispiel Migration, oder Wirtschaft, oder Umweltschutz. Bei uns sind drei Diskurse zusammengekommen. 
    Diejenigen, für die das wichtigste Phänomen im Leben des Landes der Krieg ist, haben den Oberbefehlshaber gewählt, obwohl sie sich seiner Defizite in anderen Bereichen bewusst sind. Diejenigen, die den Wechsel der politischen Elite für das zentrale Erfordernis halten, haben ein neues Gesicht gewählt, obwohl sie sich seiner Defizite bewusst sind oder auch nicht. Und diejenigen, für die das wichtigste Problem Armut ist, haben die wichtigste Kämpferin gegen die Armut gewählt. 
    Die Ergebnisse der Wahl stehen noch nicht fest. Bis jetzt kann man nur eins sagen: Timoschenko hat verloren.~~~Отже, що ми маємо?

    Реальна демократія – це коли підсумки голосування є сюрпризом. Привітаймо себе: Україна таки не Росія, Україна – це Європа.
    У зрілих демократіях зазвичай на виборах є панівний дискурс: наприклад, міграція, або економіка, або екологія. У нас зіткнулися три різні дискурси. Ті, для кого головним явищем у житті країни є війна, обирали верховного головнокомандувача, усвідомлюючи його недоліки в інших сферах.

    Ті, для кого головною потребою є заміна політичних еліт, обирали нове обличчя, усвідомлюючи його недоліки чи не усвідомлюючи. Ті, для кого головне явище – зубожіння, обирали головного борця із зубожінням. Результати виборів ще не визначені. Поки що можна сказати лише одне – Тимошенко програла.[/bilingbox]

    erschienen am 31.03.2019, Original

    Rossijskaja Gazeta: „Fifty Shades of Grey“

    Konstantin Kossatschew, Vorsitzender des auswärtigen Ausschusses im Föderationsrat, kehrt in der Rossijskaja Gazeta gängige Vorwürfe gegen Russland um: 

    [bilingbox]Die Ergebnisse des ersten Wahlgangs waren durchaus naheliegend. Und das nicht, weil sie einem vorhersagbaren Schema folgen: Im Grunde genommen gibt es in der Ukraine keine politischen Kräfte mehr, der Raum ist von Alternativen gesäubert, die Bürger haben die Möglichkeit zwischen „Fifty Shades of Grey“ zu wählen.

    Der Weg in die EU und die NATO wird jetzt als nationaler Konsens ausgegeben. Tatsächlich aber ist die Situation künstlich geschaffen worden über die Staatspropaganda und als Abrechnung mit den Nichteinverstandenen.  
    Die Ukraine hat also nicht zwischen Russland und Europa gewählt. Denn ein Kandidat, der gewagt hätte, ein freundliches Wort über unser Land zu sagen, wäre nicht einfach nur einer Hetzjagd ausgesetzt gewesen, sondern hätte zumindest seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt.
    Die Ukraine hat nicht zwischen Korruption und dem Kampf gegen sie gewählt – es ist mittlerweile klar, dass es auch beim Maidan nicht darum ging. Und jetzt wird der gewählt, der die Korruption anführt mit einer Rhetorik ihrer Bekämpfung – für die Ohren westlicher Sponsoren.~~~Итоги первого тура были вполне очевидными. И дело не в какой-то предсказуемой схеме: по сути, на Украине не осталось никаких политических сил, пространство зачищено от альтернатив, гражданам предлагается выбирать из „пятидесяти оттенков серого“. Это выдается за общенациональный консенсус по поводу пути страны в ЕС и НАТО, но на деле ситуация создана искусственно усилиями госпропаганды и расправ над несогласными. Поэтому Украина не выбирала между Россией и Европой – ибо кандидат, рискнувший сказать доброе слово про нашу страну, был бы не просто затравлен, но рисковал бы как минимум здоровьем.

    Украина не выбирала и между коррупцией и борьбой с нею – уже ясно, что сам майдан был не про это. И сейчас выбирают, кто возглавит коррупцию под риторику о борьбе с нею для спонсорских западных ушей.[/bilingbox]

    erschienen am 01.04.2019, Original

    The New Times: Dann wählen wir eben nochmal neu

    Journalist Iwan Dawydow schreibt auf The New Times, dass die unabhängigen Stimmen in Russland deshalb so neidisch auf die Ukraine seien, weil der Wahlausgang dort – anders als in Russland – unberechenbar sei. Dies sei aber kein Wert an sich, meint Dawydow – es gebe wichtigere Sachen:

    [bilingbox]Da hier tatsächlich überall viel über die Ukraine gesprochen wird, erzähle ich jetzt von einem Gespräch, dessen Zeuge ich zufällig wurde. Russen, wie das bei Russen so üblich ist, wollten einen Ukrainer belehren und erklärten ihm, wer denn nun zu wählen sei. Der Ukrainer hatte vor, Selensky zu wählen. Umgehend wurden ihm die Augen geöffnet: „Selensky ist ein Clown“, „Selensky ist eine Marionette von Kolomojskyj“, „Selensky ist ein Agent des Kreml“, „Selensky hat weder politische noch Leitungserfahrung“. […]
    Wichtig ist nur die Antwort des Ukrainers: „Nun, wenn er uns nicht gefällt, wählen wir neu“, sagte er ganz ruhig.
    Und genau das war bitter. Bitter für Russland. Dieser banale Gedanke ist in unserem Land ganz unmöglich geworden. Die Staatsmacht ist kein Monument. Der Präsident ist ein angestellter Manager und kein ewiges Problem. Die Bürger können einfach loslegen und einen anderen wählen. Und all das ist kein spezielles Wunder. Sondern eine ganz normale, natürliche Sache.~~~Поскольку разговоров про Украину и правда много вокруг, я перескажу один, которому стал случайным свидетелем. Россияне, как это у россиян принято, учили украинца жизни и объясняли, за кого правильно голосовать. Украинец собирался голосовать за Зеленского… Ему тут же открыли глаза: «Зеленский — клоун», «Зеленский — ставленник Коломойского», «Зеленский — агент Кремля», «у Зеленского нет ни политического, ни управленческого опыта». <…>

    Важен только ответ украинца. «Ну, не понравится, — переизберем», — спокойно сказал он.

    И вот это было обидно. Для России обидно. Эта банальная мысль сделалась на родине какой-то совсем невозможной. Власть — не монумент. Президент — нанятый менеджер, а не вечная проблема. Граждане могут просто взять и выбрать другого. И в этом нет никакого особенного чуда. Обычное дело, естественная вещь.[/bilingbox]

    erschienen am 01.04.2019, Original

    Izvestia: Zweifel an Legitimität 

    Nach jeder Wahl, die in den letzten Jahren in Russland stattfand, wurde der Kreml wegen Wahlfälschungen kritisiert. Nun dreht der staatsnahe Politologe Denis Denissow in der Zeitung Izvestia den Spieß um:

    [bilingbox]Unterdessen bewahrheiten sich die negativsten Prognosen bezüglich Wahlfälschung und Verstößen, die diese Wahlen begleiten. Umso interessanter wird es sein, die Aufbereitung und Veröffentlichung des Wahlberichts seitens des wichtigsten Beobachters zu verfolgen: des Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE.

    Die Legitimität der Wahlergebnisse wird stark angezweifelt. Das heißt, wie beim Chagrinleder, schrumpft auch die Möglichkeit ihrer Anerkennung immer weiter.~~~Между тем оправдываются самые негативные прогнозы относительно фальсификаций и нарушений, которые сопутствуют этим выборам. Тем интереснее будет наблюдать за подготовкой и опубликованием отчета о выборах со стороны основного мониторщика избирательного процесса — БДИПЧ ОБСЕ.
    <…>
    Легитимность результатов голосования вызывает очень большие сомнения. А значит, как шагреневая кожа, сокращается и возможность их признания.[/bilingbox]

    erschienen am 01.04.2019, Original

    Echo Moskwy: Putin hat gewonnen

    Der Blogger Alexander Gorny argumentiert auf Echo Moskwy dialektisch und macht Putin zum einenden Feindbild:

    [bilingbox]Faktisch hat Wladimir Putin die ukrainischen Wahlen gewonnen, obwohl das vielen noch nicht bewusst ist. Putin war der, der all die Jahre die politische Agenda der Ukraine geformt und die Ukraine vor dem Auseinanderbrechen bewahrt hat.
    Die ukrainischen Wahlen haben viele aufgeweckt. Alle scharwenzeln um die drei Kiefern und fragen sich, welche die höchste und schönste ist. Kann uns doch völlig egal sein, oder? Wer auch immer gewinnt, die russisch-ukrainischen Beziehungen sind auf Jahrzehnte verdorben, die Krim kommt nicht zurück und der Donbass wird noch noch lange eine Zone der Instabilität bleiben. ~~~По факту на украинских выборах победил Владимир Путин, хотя многие этого еще не осознали. Именно Путин был тем, кто формировал украинскую повестку все эти годы и сшил разваливающуюся Украину.
    Украинские выборы возбудили многих. Все бродят вокруг трех сосен и пытаются понять, какая из них выше и краше. Да какая для нас разница? Кто бы не победил, российско-украинские отношения испорчены на десятилетия, Крым не вернется, а Донбасс еще долго будет зоной нестабильности.[/bilingbox]

    erschienen am 01.04.2019, Original

    Nowoje Wremja: 15 Jahre Diskussionskultur

    Witali Ssytsch, Chefredakteur des ukrainischen Mediums Nowoje Wremja, stellt Fortschritte in der Ukraine fest und schaut auf die ehemaligen Nachbarn im Ostblock:

    [bilingbox]Heute habe ich verstanden, was für einen langen und beschwerlichen Weg wir in den letzten 15 Jahren gegangen sind. […] Es sind eine Menge an institutionellen Mechanismen entstanden zum Mandatsentzug, zur Kontrolle über die Politiker und zum Machtwechsel. Und eine ganze Kultur der politischen Diskussion und Konkurrenz.
    In dieser Hinsicht sind wir in diesen 15 Jahren weit gekommen. Die ehemaligen Nachbarn im Ostblock – so wie Russland, Belarus und Kasachstan – müssen noch einen langen und nicht einfachen Weg gehen. Für den Anfang wäre es nicht schlecht, wenn Lukaschenko, Putin und Nasarbajew zu dritt wenigstens einen einzigen lebhaften und nennenswerten Konkurrenten bekämen.~~~Сегодня понял, какой большой и трудный путь мы прошли за последние 15 лет. <…> появилось множество институциональных механизмов по отзыву полномочий, контролю над политиками и переходу власти. Ну и целая культура политической дискуссии и конкуренции.
    В этом вопросе мы далеко зашли за 15 лет. Бывшим соседям по соцлагерю – вроде России, Беларуси и Казахстана – придется пройти очень длинный и непростой путь. Для начала было бы неплохо, чтобы у Лукашенко, Путина и Назарбаева на троих появился хотя бы один живой и значимый конкурент.[/bilingbox]

    erschienen am 01.04.2019, Original

    dekoder-Redaktion

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  • Debattenschau № 73: No Conspiracy – und jetzt?!

    Debattenschau № 73: No Conspiracy – und jetzt?!

    No Conspiracy zwischen Trump und Russland: Der Abschlussbericht des US-Sonderermittlers Robert Mueller sieht keine Beweise dafür, dass es eine strafbare Zusammenarbeit zwischen Trumps Wahlkampfteam und russischen Stellen gab. Obwohl Trump sich schon kurz nach der Verkündigung des Berichts in einem Tweet als entlastet sah („Total EXONERATION. KEEP AMERICA GREAT!“) – der Vorwurf, er habe die Justiz an den Ermittlungen behindert, ist nicht ausgeräumt. 
    Außerdem sieht der Bericht eine russische Einmischung in die US-amerikanischen Wahlen als erwiesen an – durch Troll-Kampagnen in Sozialen Medien und Hackerangriffe auf das Team um Trump-Rivalin Hillary Clinton. So wurden im Laufe der Ermittlungen auch 25 russische Staatsbürger angeklagt.

    Was bedeutet der Mueller-Bericht für die russisch-amerikanischen Beziehungen? Und wie politisch motiviert waren die Ermittlungen? dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte in russischen Medien.

    Fontanka: Lächerlich

    Die Petersburger Online-Zeitung Fontanka zitiert die offizielle Stellungnahme des russischen Außenministeriums. Dieses kehrt die gängigen Vorwürfe gegen Russland um: 

    [bilingbox]Um die überflüssige Tätigkeit der riesigen Ermittlungs-Brigade zu rechtfertigen, muss man, was die im letzten Jahr vorbereiteten Anklagen von 25 russischen Bürgern angeht, festhalten, dass sie einfach lächerlich wirken.
    Die politische Motivation des Ganzen ist derart offensichtlich, dass man sie nicht anders bezeichnen kann denn als Schande der US-amerikanischen Justiz.~~~Что касается подготовленных в прошлом году, чтобы хоть как-то оправдать бесполезную деятельность огромной следственной бригады, обвинительных заключений в отношении 25 российских граждан, то они выглядят просто смехотворно. Политическая мотивированность этих дел настолько очевидна, что их невозможно охарактеризовать иначе, как позор американской юстиции.[/bilingbox]

    erschienen am 25.03.2019, Original

    Snob: Weiße Weste

    Der Journalist Konstantin Eggert fragt auf Snob nach den möglichen Folgen des Berichts für die Staatspropaganda:

    [bilingbox]Der Kreml wird nicht viel zu diesem Thema sagen, weil es in Muellers Ermittlungen um die Verbindungen von Trumps Wahlkampagne mit Moskau ging. Man muss festhalten, dass es höchstwahrscheinlich keine Zusammenarbeit von Trump mit dem Kreml gab. Wenngleich man Russlands Einmischung in die US-Wahlen als bewiesen ansehen kann. Ich glaube, dass die Geschichte mit der Einmischung und möglicherweise auch mit den Sanktionen noch nicht zu Ende ist. Womöglich werden die russischen staatsnahen Medien die Nachricht über Trumps Unschuld durch die Nachricht ersetzen, dass Russland überhaupt nichts damit zu tun habe. Die offizielle Propaganda wird diesen Gedanken pushen.~~~Кремль […]не будет много говорить на эту тему, потому что расследование Мюллера касалось именно связи предвыборной кампании Трампа с Москвой. Нужно понимать, что сотрудничества Трампа с Кремлем, скорее всего, не было. Однако факт вмешательства России в американские выборы можно считать доказанным. Думаю, история со вмешательством и, возможно, также и с санкциями не закончена.
    Вполне возможно, что российские прогосударственные СМИ будут пытаться заменить новость о том, что Трамп ни в чем не виноват, словами о том, что Россия вообще ни при чем. Официальная пропаганда будет проталкивать эту мысль.[/bilingbox]

    erschienen am 26.03.2019, Original

    RIA Nowosti: Absurde Geschichte

    Die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert die Außenamt-Sprecherin Maria Sacharowa. Dass der Sonderermittler Robert Mueller in seinem Bericht russische Hacker erwähne, das sei eine „absurde Geschichte“, meint sie und fragt rhetorisch:

    [bilingbox]Können Sie sich vorstellen, dass die USA mit ihrem mächtigen milliardenschweren Militärbudget, mit ihrer fortschrittlichen Informationssicherheit – dass diese USA von 25 Hackern angegriffen wurden, die versucht haben, die US-Wahlen zu beeinflussen?~~~Можете себе представить, что США с самым мощным миллиардным военным бюджетом, с самой передовой информационной защитой подверглись нападению 25 хакеров, которые совершили попытку повлиять на американские выборы?[/bilingbox]

    erschienen am 25.03.2019, Original

    Facebook/Karina Orlova: Viele kleine Putins

    Echo Moskwy-Journalistin Karina Orlova versteht auf Facebook die Häme russischer Kollegen nicht:

    [bilingbox]Dass die Ermittlungen von Mueller weder mit Beschuldigungen gegen den Hauptverdächtigen begannen noch damit schlossen, zeugt nur davon, dass die USA nicht Russland sind, wo die Gerichte 0,3 Prozent Freisprüche fällen und das Ermittlungskomitee denkt, dass das sehr viel ist. Das gibt es nur in Russland: Wenn eine strafrechtliche Verfolgung begonnen hat, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Freispruchs bei 0,3 Prozent.

    Und den russischen Kommentatoren und Journalisten, die Muellers Ermittlungen hämisch als „heiße Luft“ abtun, sollten lieber mal darüber nachdenken, warum die Gesellschaft in Russland, wohin sie sich auch dreht und wendet, immer bei einer Freispruchquote von 0,3 Prozent landet. Vielleicht ist ja das Problem gar nicht so sehr Putin als vielmehr, dass ein kleiner Putin mit verdrehten und totalitären Gedanken in fast jedem von uns lebt.~~~А то, что расследование Мюллера было начато и не закончилось обвинениями против подозреваемого по главному пункту, говорит только о том, что США не Россия, где суды выносят 0.3% оправдательных приговоров, а Следственный Комитет считает, что это очень много. Это только в России, если уголовное расследование начато, то на оправдание можно рассчитывать с вероятностью в 0.3%. 

    А тем из российских комментаторов и журналистов, кто со злорадством объявляет расследование Мюллера «пшиком» или «горой, родившей мышь», лучше бы задуматься, почему в России общество, куда бы оно не шло, всегда приходит к состоянию в 0.3% оправдательных приговоров. Может быть, проблема не столько в Путине, но в том, что свой маленький путин, с его искривленным и тоталитарным мышлением, живет почти в каждом из них.[/bilingbox]

    erschienen am 25.03.2019, Original

    Facebook/Wolkow: Der gesunde Menschenverstand hat gewonnen

    Oppositionspolitiker Leonid Wolkow teilt auf Facebook sowohl gegen Putin als auch gegen Trump aus: 

    [bilingbox]Ich mag Putin nicht.
    Ich mag Trump nicht.
    Ich verehre, achte, vergöttere den gesunden Menschenverstand und freue mich jedes Mal, wenn er gewinnt. 
    Ockhams Rasiermesser genügt, um sich darüber klar zu werden, dass es keiner Verschwörung zwischen Trump und Putin bedarf, um alle zu beobachtenden Fakten zu erklären. Also gab es auch keine Verschwörung. Bei schlechten Menschen treffen sich die Gedanken und Ziele auch ohne eine solche, auf ganz natürliche Art und Weise.
    Sonderermittler Mueller brauchte knapp zwei Jahre, um sich ebenfalls genau darüber klar zu werden. Gut, dass es nicht noch mehr, schade, dass es nicht weniger waren. 
    Aber insgesamt freue ich mich geradezu.~~~Не люблю Путина. 
    Не люблю Трампа.
    Обожаю, уважаю, боготворю здравый смысл, и каждый раз радуюсь его победе.
    Принцип бритвы Оккама абсолютно достаточен для того, чтобы понять, что никакой conspiracy между Трампом и Путиным не требуется для того, чтобы объяснить все наблюдаемые факты. А значит ее и не было. Просто у плохих людей мысли и цели сходятся и без того, совершенно естественным образом.
    Спецпрокурору Мюллеру понадобилось два с лишним года для того же самого. Хорошо, что не больше; жаль, что не меньше.
    Но в целом вот прямо радуюсь.[/bilingbox]

    erschienen am 24.03.2019, Original

    Republic: Trumps Wahlversprechen

    Eine Konspiration des Wahlkampfstabs von Trump mit russischen Behörden wurde nicht nachgewiesen. Wird Trump nun die Beziehungen zum Kreml verbessern? Auf diese Frage geht der Außenpolitik-Experte Wladimir Frolow auf Republic ein: 

    [bilingbox]Hat sich der Einsatz bei diesem Spiel überhaupt gelohnt? Kurzfristig nicht – den russisch-amerikanischen Beziehungen hat er geschadet: Trump waren die Hände gebunden, der Sanktionsdruck auf Russland hat sich erhöht und wird vorerst nicht nachlassen. Die Sanktionen stehen in Verbindung zu der unterdessen nachgewiesenen Einmischung in die Wahlen, und nicht zur Existenz oder Nichtexistenz eines Deals mit Trump.
      
    Doch langfristig haut alles hin: Trump wurde – nicht ohne unsere Hilfe – Präsident, und Clinton nicht. Und heute, nach dem entlastenden Untersuchungsergebnis, kann Trump – woran Putin ihn unermüdlich erinnert – endlich sein äußerst wichtiges Wahlversprechen einlösen und die Beziehungen zu Russland verbessern. Doch warum schickt Russland ausgerechnet jetzt Flugzeuge mit Militärs nach Venezuela?~~~Стоила ли вообще эта игра свеч? В краткосрочном плане нет – российско-американские отношения это только ухудшило, Трамп был скован по рукам и ногам, санкционный прессинг на Россию усилился и пока не ослабнет. К санкциям имеет отношение именно вмешательство в выборы, ныне доказанное, а не наличие или отсутствие сговора с Трампом.

    Но в долгосрочном плане все получилось: Трамп, не без нашей помощи, стал президентом, а Клинтон – нет. И сегодня, после оправдательного результата расследования, Дональд Трамп, как не устает ему напоминать Владимир Путин, может, наконец, выполнить свое важнейшее предвыборное обещание – улучшить отношения с Россией. Только зачем России посылать прямо сейчас самолеты с военными в Венесуэлу?[/bilingbox]

    erschienen am 26.03.2019, Original

    Facebook/Alexander Etkind: Trumps Mauer gegenüber Russland

    Auch Historiker Alexander Etkind fragt auf Facebook nach den russisch-amerikanischen Beziehungen. Er meint, Trump werde sich nun gegenüber Russland stark abgrenzen:

    [bilingbox]Merkwürdig ist schon, wie sich die russischsprachigen Freunde über das Ergebnis der Ermittlungen freuen. Mueller hat das Vorhandensein, die Größenordnung und Intention der russischen Einmischung nachgewiesen. Einen Komplott jedoch nicht: Es hatten sich keine Beweise finden lassen, dass Trump persönlich um Einmischung gebeten hat oder dass er deswegen gewonnen hat. Natürlich erinnern wir uns alle, wie er sich gefreut und um Zugabe gebeten hat; aber das war so etwas wie Sarkasmus. 
    Nun wird der frohe Trump beweisen, dass er über jeden Verdacht erhaben ist: Seine Mauer beginnt er nicht dahin bauen, wo es nötig wäre, sondern dahin, von wo in letzter Zeit die größte Gefahr in seinem Leben ausging. Und er wird sie mit der ihm eigenen Intelligenz und Konsequenz bauen. Aber das ist so etwas wie Sarkasmus.
    ~~~Странно как радуются русскоязычные друзья итогам расследования. Мюллер доказал наличие, масштаб и замысел российского вмешательства. Он не доказал наличие сговора: не нашлось доказательств того что о вмешательстве просил лично Трамп или что он от него выиграл. Правда мы все помним как он радовался и просил еще; но то был типа сарказм. Теперь радостный Трамп будет сам доказывать, что он вне подозрений. Свою стену он начнет строить не где придется, а там, откуда исходила самая большая в его жизни опасность. И будет ее строить со свойственными ему интеллектом и последовательностью. Но это типа сарказм[/bilingbox]

    erschienen am 25.03.2019, Original

    dekoder-Redaktion

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  • Debattenschau № 72: Rücktritt Nasarbajews – Blaupause für Putin?

    Debattenschau № 72: Rücktritt Nasarbajews – Blaupause für Putin?

    Am Mittwoch hat der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew seinen Rücktritt angekündigt. Er war schon 1989 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik, 1990 übernahm er nahtlos die Präsidentschaft des flächengrößten Landes Zentralasiens. 

    Mit Kasachstan verbindet Russland nicht nur die längste Landgrenze (rund 7600 Kilometer), sondern auch eine Nachbarschaft in den Ranglisten der Pressefreiheit oder Bürger- und Freiheitsrechte. Beide Länder gelten in der Politikwissenschaft als autoritäre, personalisierte Regime.

    Doch der Präsident Kasachstans tritt nur der Form halber ab, sind Beobachter sicher: als sogenannter Nationaler Leader (kas. Elbassy), Chef des Sicherheitsrats und Vorsitzender der Regierungspartei bleibe er tatsächlich an der Macht. Sein Interimsnachfolger Kassym-Jomart Tokajew soll ihm treu ergeben sein, in einer seiner ersten Amtshandlungen hat er vorgeschlagen, die Hauptstadt Kasachstans Astana in Nursultan umzubenennen. Beide Parlamentskammern votierten einen Tag später einstimmig für den Vorschlag. 

    In russischen Medien wird vor allem eine Frage debattiert: Kann das kasachische Modell des Machttransfers Blaupause für Russland sein? dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte.

    Facebook/Maxim Trudoljubow: Das schwere Los eines Diktators

    Der Wissenschaftler und Journalist Maxim Trudoljubow zieht auf Facebook eine Parallele zwischen dem kasachischen und dem russischen Herrschaftssystem:

    [bilingbox]Lebendig, aus eigenen Stücken und mit Würde abzutreten, wenn auch nicht allzu weit weg – ist wahrscheinlich die größte Kunst des Leaders eines Landes wie Kasachstan. Und eines Landes wie Russland. Richtig umfassend abzutreten ist wahrscheinlich gar nicht möglich. Es ist schwierig, ein Diktator zu sein – entweder kehrst du siegreich oder tot zurück: Zwei Drittel der Leader personalisierter Regime sind Opfer von Umstürzen.~~~Уйти живым, самостоятельно и с достоинством, пусть и недалеко – наверное самое большое искусство лидера страны похожей на Казахстан. И на Россию. Уйди далеко вообще наверное нельзя. Трудно быть диктатором – ты или со щитом или на щите: две третьих лидеров персоналистских режимов жертвы переворотов.[/bilingbox]

    erschienen am 19.03.2019, Original

    Facebook/Konstantin Sonin: Als Sieger gegangen

    Auch Konstantin Sonin, Wirtschaftsprofessor an der Moskauer HSE und an der University of Chicago, sieht Parallelen. Auf Facebook macht er aber auch auf wesentliche Unterschiede aufmerksam.

    [bilingbox]Klar, die „Erfolgsgeschichte“ Kasachstans ist die Geschichte eines Landes mit kleiner Bevölkerung und großen Ölvorkommen. Doch das Bruttoinlandsprodukt Kasachstans pro Kopf zeigt eine weit geringere Abhängigkeit von Weltmarktpreisen als das der diversifizierteren russischen Wirtschaft. Also wurden in Kasachstan bessere politische Entscheidungen getroffen.
    Ungeachtet wirtschaftlicher Erfolge, treten autoritäre Leader – und Nasarbajew war ein typischer autoritärer Leader – fast nie freiwillig zurück. Sie lassen ihr Volk hungern, nur um sich an der Macht zu halten (wie Ceaușescu und Maduro), sie zetteln Bürgerkriege an (wie Pol Pot oder Milošević) oder warten zumindest, bis die Massen zum Palast kommen und in ihrem Arbeitszimmer das Licht ausschalten. Im besten Fall sterben sie im Amt nach einigen Jahren der Stagnation. Nasarbajew ist erstaunlicherweise als Sieger gegangen. Und zwar, weil er aus freien Stücken gegangen ist.~~~Конечно, „история успеха“ Казахстана – это история страны с маленьким населением и большими запасами нефти. Но ВВП Казахстана на душу населения показывает куда меньшую зависимость от мировых цен, чем у более, казалось бы, диверсифицированной российской экономики. Значит, решения принимались более качественно.

    Независимо от экономических успехов, авторитарные лидеры – а Назарбаев был типичным авторитарным лидером – практически никогда не уходят с поста добровольно. Они морят население голодом, лишь бы удержаться у власти (как Чаушеску или Мадуро), они устраивают гражданские войны (как Пол Пот или Милошевич) или, как минимум, ждут пока толпа не подойдёт к дворцу и у них в кабинете не отключат свет. В лучшем случае умирают на посту после нескольких лет стагнации. Назарбаев, удивительно, ушёл победителем. Как раз потому что ушёл сам.[/bilingbox]

    erschienen am 19.03.2019, Original

    Facebook/Arkadi Babtschenko: Reinster Kindergarten

    Auf Facebook nimmt der Journalist Arkadi Babtschenko der aufkeimenden Hoffnung auf demokratische Veränderungen in Kasachstan den Wind aus den Segeln.

    [bilingbox]Bitte schreiben Sie bloß nicht vom „demokratischen Kasachstan“. Das überfordert mein hochkochendes Herzblut. Nasarbajew ist nirgendwohin abgetreten. Und wird nicht abtreten. Kann nicht abtreten. Dass er seinen Teddybär auf seinen Posten setzt und selber zum Vorsitzenden des Sicherheitsrates wird oder zum Chef des Kurultai oder zu was auch immer – bedeutet nur das, was es bedeutet: Dass Nasarbajew genauso wie er das Land regiert hat, auch weiter regieren wird. Auf Lebenszeit. Bis zum Tod. Und seine Amtsbezeichnung wird keine Rolle spielen. Und auf dem Thron wird Dimon um Dimon sitzen. Um all diesen Jubel über den „freiwilligen Rücktritt“ zu lesen, fehlt mir einfach die Kraft. Der reinste Kindergarten, bei Gott!~~~Вот только про „демократический Казахстан“ не пишите, пожалуйста. Этого моя кровь из глаз уже не выдержит. Никуда Назарбаев не ушел. И не уйдет. И не может уйти. То, что он вместо себя посадит на трон своего Медвежонка, а сам будет главой Совбеза, или начальником Курултая, или чем угодно еще – означает только то, что означает. Что Назарбаев как правил страной, так и будет. Пожизненно. До смерти. И никакого значения название его должности иметь не будет. А на троне будет очередной айфончик. А то все эти восторги про „добровольную отставку“ читать совершенно нет сил. Детский сад, ей богу.[/bilingbox]

    erschienen am 19.03.2019, Original

    Kommersant: Machterhalt in Machtvertikalen

    Kommersant zitiert eine regierungsnahe Quelle, die behauptet, dass der Kreml den kasachischen Machttransfer genau im Auge habe.

    [bilingbox]Ein der russischen Führung nahestehender Gesprächspartner von Kommersant sagte, dass Moskau die Errichtung der kasachischen Machtvertikale unter Nursultan Nasarbajew immer mit Interesse verfolgt habe, denn „es ist wichtig zu sehen, wie dort der Machttransfer vonstatten geht“. Nun kann der Kreml den Testlauf des kasachischen Modells beobachten, deren Wesenskern darin besteht, nicht das Amt, sondern die Macht zu erhalten. Um so mehr, als dass in der russischen Verfassung der Posten des Vorsitzenden des Sicherheitsrats festgeschrieben ist (der traditionell vom Präsidenten ausgefüllt wird).~~~Собеседник “Ъ”, близкий к российскому руководству, отметил, что Москва всегда с интересом следила за выстраиванием властной вертикали в Казахстане под Нурсултана Назарбаева, поскольку «важно увидеть, как там произойдет транзит власти». Теперь Кремль сможет наблюдать за тестированием казахской модели, суть которой состоит в сохранении не должности, а власти. Тем более что в российской Конституции прописан пост председателя Совета безопасности (его по традиции замещает президент).
    [/bilingbox]

    erschienen am 20.03.2019, Original

    Meduza: Kasachstan ahmt Russland nach, nicht umgekehrt

    Wladimir Sharichin, stellvertretender Leiter des Instituts der GUS-Staaten, dagegen dreht im Exilmedium Meduza den Spieß um:

    [bilingbox]Eine derartige Machtübergabe ist kein Beispiel für Russland. Russland war für Kasachstan ein Beispiel. Haben sie den 31. Dezember 1999 [Machttransfer von Jelzin auf Putin – dek] vergessen? Noch ähneln die Geschehnisse dem Jelzinschen Szenario, abgesehen von der Verfassungsänderung. […] Ein Spurwechsel ist dennoch möglich: Der Interimspräsident Kassym-Jomart Tokajew ist zwar ein herausragender, aber nur ein Diplomat, obgleich er rund drei Jahre auch Regierungschef war. Und ich schließe nicht aus, dass Nasarbajew für den Präsidentenposten einen Wirtschaftsfunktionär auswählen wird.~~~Такая передача власти — не пример для России, это для Казахстана Россия была примером. Вы забыли 31 декабря 1999 года? Пока происходящее похоже на ельцинский сценарий с поправкой на Конституцию. […]  хотя и возможна развилка: все-таки их исполняющий обязанности [Касым-Жомарт Токаев] — пусть и выдающийся, но дипломат, хотя он и был около трех лет председателем правительства. И я не исключаю, что он [Назарбаев] подберет на пост президента хозяйственника.[/bilingbox]

    erschienen am 19.03.2019, Original

    Vedomosti: Allrussischer Ältester

    Das Wirtschaftsblatt Vedomosti entwirft sogleich ein Zukunftsszenario für Putin: 

    [bilingbox]Präsident Putin kann durchaus sowohl die Leitung des Sicherheitsrats als auch einer wie auch immer gearteten Allrussischen Volksfront übernehmen. Er könnte den Staatsrat unter sich behalten; er könnte ein weiteres Amt gesetzlich verankern und besetzen – womöglich mit der Bezeichnung des Allrussischen Ältesten, mit umfassenden Kompetenzen und ohne ernste Pflichten.
    Das heißt einfach symbolisch die Zügel aus der Hand geben und damit das Ende der putinschen Macht andeuten, eigentlich aber der einflussreichste Mensch im Land bleiben […] 
    Und dann amüsiert beobachten, wie sich einerseits die Weggefährten – gleich Spinnen im Glas – um die nicht-existierenden Kompetenzen zanken, andererseits zusehen, wie sich das Volk in letzter Hoffnung auf Gerechtigkeit nach ihm sehnt. Und diese Gerechtigkeit zu verteilen, über dem Gezänk stehend und die gegenseitigen Bestrafungen der Weggefährten forcierend.~~~Президент Путин вполне может возглавить и Совет безопасности, и какой-нибудь Общероссийский народный фронт, оставить себе Госсовет; а еще ввести в законный оборот непоколебимую должность под названием, допустим, всероссийский староста с обширными возможностями и без серьезных обязанностей – и занять ее.

    То есть символически передать бразды правления, обозначить будто бы конец путинского режима – а на самом деле остаться самым влиятельным человеком в стране, 

    […]
    И потом с удовольствием наблюдать, как, с одной стороны, будто пауки в банке, соратники схватятся за несуществующие полномочия, которые, как им покажется, дают высокие должности, а с другой – как народ тянется к нему в последней надежде на справедливость. И раздавать эту справедливость, находясь над схваткой и заставляя соратников карать друг друга.[/bilingbox]

    erschienen am 19.03.2019, Original

    Facebook/Sergej Medwedew: Geiseln ihrer Systeme

    Sergej Medwedew, Politikwissenschaftler und Professor an der Moskauer Higher School of Economics, dagegen glaubt nicht, dass das kasachische Modell als Blaupause für anderen Staaten taugt:

    Ich gebe diesen Challenge weiter an meine Freunde / W. W. Putin und A. G. Lukaschenko
    Ich gebe diesen Challenge weiter an meine Freunde / W. W. Putin und A. G. Lukaschenko

    [bilingbox]Elbassy geht wie Deng Xiaoping oder eher noch wie Lee Kuan Yew – als Vater der Nation und Garant der Verfassung – und behält dabei gleichzeitig die Hebel in der Hand. Dieser traumhafte Rücktritt wird bei den jüngeren Kollegen Neid hervorrufen. Die können sich so etwas nicht leisten und bleiben Geiseln der von ihnen geschaffenen Systeme.~~~Елбасы уходит, как Дэн Сяопин или еще скорее как Ли Куан Ю — как отец нации и гарант конституции, оставив у себя при этом рычаги управления. Отставка мечты — на зависть младшим коллегам. Они себе такого позволить не могут, оставаясь заложниками созданных ими систем[/bilingbox]

    erschienen am 19.03.2019, Original

    dekoder-Redaktion

     

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  • Surkow: „Der langwährende Staat Putins“

    Surkow: „Der langwährende Staat Putins“

    „Es scheint nur so, als hätten wir eine Wahl“, zitiert Wladislaw Surkow, ja, wen eigentlich? Rund ein Jahr nach seinem kontroversen Artikel 100 Jahre geopolitische Einsamkeit hat der angebliche „Chefideologe“ des Kreml, einen neuen verfasst. Am Montag erschien sein Text Dolgoe gosurdastwo Putina (Der langwährende Staat Putins) in der Nesawissimaja Gaseta sowie in anderen russischen Medien. Kaum eine der unabhängigen Stimmen Russlands hat es seitdem versäumt, den Artikel zu kommentieren.

    Ist es ein Manifest, das ein i-Tüpfelchen auf das angeblich von ihm erdachte Programm zur Sakralisierung Putins setzt? Oder eine Antwort auf die zunehmenden Abgesänge auf das Regime? Ist es ein Sinnangebot? Oder hat er den Text nur für Putin geschrieben?

    Diese und andere Fragen beschäftigen gerade vor allem die unabhängigen Medien. In den staatsnahen kann man dagegen kaum etwas zu Surkows Artikel finden. Kremlsprecher Dimitri Peskow sagte jedenfalls, dass Putin über den Text informiert worden sei. Dass der Staatschef aber darauf reagiert, das bezweifelt Peskow – der Präsident arbeite gerade nämlich an seiner alljährlichen Botschaft an die Föderationsversammlung am 20. Februar.

    dekoder hat bislang leider keine Abdruckerlaubnis für den Gesamttext bekommen. So bringen wir kontextualisierte Ausschnitte aus dem Text (Übersetzung: Anselm Bühling) und aus der Debatte russischer Liberaler.

    [bilingbox]„Es scheint nur so, als hätten wir eine Wahl.“ Diese Worte frappieren durch ihre Tiefe und Verwegenheit. Sie wurden vor anderthalb Jahrzehnten ausgesprochen. Heute sind sie vergessen und werden nicht mehr zitiert. Doch nach den Gesetzen der Psychologie beeinflusst uns das, was wir vergessen haben, viel stärker als das, woran wir uns erinnern. Diese Worte haben den Kontext, in dem sie ursprünglich erklangen, längst verlassen und wurden schließlich zum ersten Axiom der neuen russischen Staatlichkeit, auf dem alle Theorien und Praktiken der aktuellen Politik aufbauen.

    Die Illusion der Wahl ist die wichtigste aller Illusionen. Sie ist der Paradetrick der westlichen Lebensart im Allgemeinen und der westlichen Demokratie im Besonderen […].~~~

    «Это только кажется, что выбор у нас есть». Поразительные по глубине и дерзости слова. Сказанные полтора десятилетия назад, сегодня они забыты и не цитируются. Но по законам психологии то, что нами забыто, влияет на нас гораздо сильнее того, что мы помним. И слова эти, выйдя далеко за пределы контекста, в котором прозвучали, стали в итоге первой аксиомой новой российской государственности, на которой выстроены все теории и практики актуальной политики.  

    Иллюзия выбора является важнейшей из иллюзий, коронным трюком западного образа жизни вообще и западной демократии в частности, […].[/bilingbox]

    So beginnt Surkows Text Der langwährende Staat Putins, der am 11. Februar in der Nesawissimaja Gaseta erschienen ist. Die Frage, woher der Ausspruch „Es scheint nur so als hätten wir eine Wahl” stammt, wurde anschließend vielfach diskutiert. Es sei ein Zitat aus dem Buch Schwarze Stadt des russischen Schriftstellers Boris Akunin, sagt eine Theorie, eine andere wiederum ist, dass Surkow es einfach erfunden habe. Doshd-Journalist Michael Fischman bringt es in Verbindung mit der Rede Putins nach dem Terroranschlag von Beslan 2004. Wladislaw Surkow soll sie geschrieben haben, vielerorts gilt sie als ein Startschuss der autoritären Konsolidierung Russlands. 
    Darin sagt Putin: „Es scheint so, als hätten wir eine Wahl: entweder wir stellen uns [den Terroristen – dek] entgegen oder wir erfüllen ihre Ansprüche. Wir ergeben uns und lassen es zu, Russland zu zerstören und zu ,zerfleddern', in der Hoffnung, dass sie uns letztendlich in Ruhe lassen.“

    Nach dieser Rede, so Fishman, habe Putin die Gouverneurswahlen ad acta gelegt und angefangen, ein personalisiertes Regime aufzubauen.

    Auf sie könnte Surkow also zu Beginn seines Textes Bezug genommen haben. Die „Illusion der Wahl”, so führt er in der Nesawissimaja weiter aus, habe Russland abgelegt:

    [bilingbox]Es taten sich Wege zu einer freien Staatsbildung auf, die nicht von importierten Hirngespinsten geleitet waren, sondern von der Logik historischer Prozesse und damit der „Kunst des Möglichen“.~~~Открылись пути свободного государственного строительства, направляемого не импортированными химерами, а логикой исторических процессов, тем самым «искусством возможного».[/bilingbox]

    Den Umstand, dass westliche Demokratien die Vorbestimmung ablehnen, versteht Surkow als eine Art Verstoß gegen die Logiken und Gesetzmäßigkeiten der Geschichte. Der russische Staat unter Putin habe demgegenüber den „anti-historischen Zerfall Russlands“ gestoppt und den einzig wahren historischen Weg erwählt – den vorbestimmten. 

    Solche teleologischen Vorstellungen entnimmt der Autor der Historiosophie. Diese Geschichtstheorie gehört für manche Historiker zu populärsten Formen der Geschichtsschreibung in Russland. Da die Historiosophie die Geschichte als ganzheitlich und unverbrüchlich versteht, werfen ihr Kritiker jedoch fehlende Wissenschaftlichkeit vor, sehen in ihr einen „Gegenstand des Glaubens“ und nicht der „kritischen Analyse“.

    Eben an dieser Stelle wurde Surkow auch in der Debatte unter russischen Liberalen mehrfach kritisiert:

    Novaya Gazeta: Mit dem Verstand nicht zu begreifen

    „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, so ungefähr kommentiert der Politikredakteur der unabhängigen Novaya Gazeta, Kirill Martynow, Surkows Traktat:

    [bilingbox]Erstens wird hier jegliches Wissen ignoriert, das die Menschheit bis ins 21. Jahrhundert angehäuft hat, von der Geschichtswissenschaft bis hin zur Verhaltenspsychologie. Und man ist auch noch stolz darauf: Wo Russland nun einen Sonderweg geht, haben westliche Schlauköpfe uns nichts zu sagen, westliche Theorien sind auf unseren Erfahrungsschatz nicht anwendbar. In der Wissenschaftssoziologie wird ein solcher Denkstil abwertend als „endemische Wissenschaft“ bezeichnet.
    Zweitens gibt es keine Methode, mit der eine derartige Historiosophie bestätigt oder entkräftet werden kann – man kann sie nur mit dem Herzen begreifen.~~~Во-первых, они игнорируют все социальное знание, накопленное человечеством к XXI веку, от истории экономики до поведенческой психологии. И даже гордятся этим: раз уж у России особенный путь, то и западные умники нам не указ, никакие западные теории к нашему опыту неприменимы. В социологии науки такой стиль мышления называется обидными словами «туземная наука». Во-вторых, не существует никакого способа подтвердить или опровергнуть подобную историософию, ее можно только «принять сердцем».[/bilingbox]

    erschienen am 12.2.2019, Original

     

    Für Surkow dagegen ist der russische Staat unter Putin ein „auf organische Weise entstandenes politisches Organisationsmodell, [das …]

    [bilingbox][…] ein effektives Mittel für das Überleben und Erheben der russischen Nation sein wird – und dies nicht nur auf Jahre, sondern auf Jahrzehnte hinaus, wahrscheinlich aber für das gesamte kommende Jahrhundert”.~~~[…] явится эффективным средством выживания и возвышения российской нации на ближайшие не только годы, но и десятилетия, а скорее всего и на весь предстоящий век.[/bilingbox]

    Während manche Kritiker spotteten, weshalb Surkow nicht gleich vom „Tausendjährigen Reich“ spreche, betrachtet Politikwissenschaftler Grigori Golossow die Ausführungen Surkows distanzierter. 

    Facebook/Grigori Golossow: Gefundenes Fressen

    Es sei irreführend, Surkows Thesen in die Nähe des Faschismus zu rücken, schreibt Golossow auf Facebook. Außerdem sei es zu viel der Ehre, wenn man seine Gedanken gar als „russische Ideologie” auffasse.

    [bilingbox][…] Es gibt die Kategorie „westliche Russlandexperten“ und denen hat Surkow wahrlich ein Geschenk gemacht. Dabei geht es nicht nur um die, die sich wissenschaftlich beschäftigen mit der „russischen Ideologie“ (die es gar nicht gibt, nach Meinung der Mehrheit von Wissenschaftlern mit gesundem Menschenverstand), sondern gerade um die, die den faschistischen Charakter dieser Ideologie nachweisen wollen. Für die ist das ein gefundenes Fressen.~~~[…] есть категория зарубежных специалистов по России, которым Сурков сделал настоящий подарок. Это – не просто те, кто занимается изучением "российской идеологии" (по мнению здравомыслящего большинства ученых, ее нет), но именно те их них, кто обосновывает фашистский характер этой идеологии. Для них там каждое лыко в строку.[/bilingbox]

    erschienen am 11.2.2019, Original


    Mit seiner Kritik an der wissenschaftlichen Belastbarkeit bezieht sich Golossow vermutlich auch auf Passagen wie folgende: In der russischen Geschichte, so Surkow, habe es insgesamt vier Grundmodelle des Staates gegeben […]

    [bilingbox][…] die durchaus nach ihren Schöpfern benannt werden können: Der Staat Iwans des Dritten; der Staat Peters des Großen, der Staat Lenins und der Staat Putins.

    Dies sind große politische Maschinen, die, um es mit Gumiljow zu sagen, von Menschen des langen Willens erschaffen wurden. Sie haben einander abgelöst, wurden dabei immer wieder repariert und adaptiert und haben die russische Welt über die Jahrhunderte auf einen Weg gebracht, der unbeirrbar aufwärts führt.~~~[…]которые условно могут быть названы именами их создателей: государство Ивана Третьего (Великое княжество/Царство Московское и всей Руси, XV–XVII века); государство Петра Великого (Российская империя, XVIII–XIX века); государство Ленина (Советский Союз, ХХ век); государство Путина (Российская Федерация, XXI век). Созданные людьми, выражаясь по-гумилевски, «длинной воли», эти большие политические машины, сменяя друг друга, ремонтируясь и адаптируясь на ходу, век за веком обеспечивали русскому миру упорное движение вверх.[/bilingbox]

    Neben heilsgeschichtlichen Versatzstücken bemüht der Autor hier das sogenannte Ethnogenese-Konzept des russischen Philosophen Lew Gumiljow (1912–1992). Es gilt als einer der Vorläufer des gegenwärtigen Neo-Eurasismus, dessen bekanntester Vertreter Alexander Dugin ist.
    Das „stereotype Verhalten“ einer Ethnie sieht Gumiljow als „empfindungs-abhängig“ von vorherrschenden klimatisch-geographischen Faktoren. Die daraus bezogene „biochemische Energie“  sei für die Integration einer Ethnie entscheidend und dieser Integrationsprozess durch eine „kosmische Strahlung“ beeinflusst. Wenn Menschen in der Lage sind, mehr von dieser Strahlung aufzunehmen als für sie nötig ist, dann könnten sie dieses Übermaß an ihre Umwelt weitergeben. Solche Menschen sind für Gumiljow Menschen langen Willens beziehungsweise Passionare

    Facebook/Grigori Judin: Immer aus der gleichen Mottenkiste

    An solchen Passagen entzündete sich die Kritik mehrfach. Soziologe Grigori Judin etwa konstatiert auf Facebook, dass die ideologischen Versatzstücke, derer sich Surkow bedient, immer derselben Mottenkiste entsprängen:

    [bilingbox]Nun, natürlich: Das existentielle Grauen vor jeglichen Veränderungen, aus dem heraus der Surkowsche Text geschrieben ist und mit dem die russische Elite das alles betrachtet, ist schon beeindruckend. Allein Putin ist ewig. Und wenn Putin das nicht versteht und dagegen ist – dann bringen wir ihn dazu, dass er es versteht.

    Alle offiziellen Ideologen sind mittlerweile vollkommen voraussag- und berechenbar. Alle Schritte sind im Voraus bekannt, sie sind durchschaubar, und es ist völlig klar, wie so eine Art von Ideologie funktioniert.~~~Ну и, конечно, экзистенциальный ужас перед любыми переменами, из которого написан сурковский текст и из которого смотрит российская элита – он впечатляет. Только Путин навсегда. А если Путин не понимает и будет против – мы его заставим.

    Вообще официальные идеологи стали полностью предсказуемы и легко просчитываемы – все шаги заранее известны, все швы видны, и хорошо понятно, как эта идеология работает.[/bilingbox]

    erschienen am 11.2.2019, Original

    Als würde Surkow einer solchen Kritik der Rückwärtsgewandtheit vorgreifen, erklärt er, dass Putinismus eine Ideologie der Zukunft sei:

    [bilingbox]Das Erkennen, das Durchdenken, das Beschreiben des Regierungssystems Putin sowie des gesamten Komplexes der Ideen und Dimensionen des Putinismus als Ideologie der Zukunft, ist notwendig. „Der Zukunft“, weil der gegenwärtige Putin wohl kaum Putinist ist – ebenso, wie etwa Marx kein Marxist war und nicht unbedingt einer hätte sein wollen, wenn er erfahren hätte, was das ist. Es ist für all jene notwendig, die nicht Putin sind, aber gerne wären wie er. Um seine Methoden und Ansätze auf künftige Zeiten übertragen zu können.~~~Необходимо осознание, осмысление и описание путинской системы властвования и вообще всего комплекса идей и измерений путинизма как идеологии будущего. Именно будущего, поскольку настоящий Путин едва ли является путинистом, так же, как, например, Маркс не марксист и не факт, что согласился бы им быть, если бы узнал, что это такое. Но это нужно сделать для всех, кто не Путин, а хотел бы быть, как он. Для возможности трансляции его методов и подходов в предстоящие времена.[/bilingbox]

    Snob: ***

    Viele Beobachter sehen in Surkows Text den Versuch eines Manifests, das nur dazu da sei, den wahren Messias zu preisen. Der Journalist Ilja Milstein fragt auf Snob, wie ein solch exaltiertes Loblied mit der Realität in Einklang gebracht werden kann:

    [bilingbox]Putin, der kein Marxist ist, genauer – kein Putinist. Putin, der Putin nicht das Wasser reichen kann. Ich preise den Putin, wie er ist, doch dreimal mehr preise ich den, der noch kommen wird. 
    Was kann man da sagen, wie kommentieren? Dazu kann man gar nichts sagen, außer die höchst leidenschaftlichen russischen Worte, die man nicht drucken darf.~~~Путин, который не марксист, вернее, не путинист. Путин, недотягивающий до Путина. Путина славлю, который есть, но трижды — который будет. Что тут скажешь, как прокомментируешь? Ничего тут не скажешь, кроме предельно восторженных русских слов, как назло непечатных.[/bilingbox]

    erschienen am 12.2.2019, Original

    Surkow sieht das politische System Russlands dabei auch als ein Modell für andere Staaten:

    [bilingbox][…] das in Russland erschaffene politische System taugt nicht nur für die Zukunft des eigenen Landes, sondern hat offenkundig ein erhebliches Exportpotenzial. Es gibt bereits Nachfrage danach oder nach einzelnen seiner Bestandteile. Seine Erfahrungswerte werden untersucht und seine Praxis wird teilweise übernommen; Regierungs- und Oppositionskreise in vielen Ländern ahmen es nach.~~~[…] сделанная в России политическая система пригодна не только для домашнего будущего, она явно имеет значительный экспортный потенциал, спрос на нее или на отдельные ее компоненты уже существует, ее опыт изучают и частично перенимают, ей подражают как правящие, так и оппозиционные группы во многих странах.[/bilingbox]

    Desweiteren geht er auch auf den Vorwurf ein, Russland habe sich in Wahlen eingemischt – und setzt diesem sogar noch eins drauf:

    [bilingbox]Tatsächlich ist es noch ernster als das: Russland mischt sich in ihre Gehirne ein, und sie wissen nicht, was sie mit ihrem veränderten Bewusstsein tun sollen. […] Aus Ratlosigkeit haben sie die Invasion des Populismus verkündet. So kann man es auch nennen, wenn einem die Worte fehlen.~~~Россия вмешивается в их мозг, и они не знают, что делать с собственным измененным сознанием. […] Растерявшись, они объявили о нашествии популизма. Можно сказать и так, если нет слов.[/bilingbox]

    Solche Kritik am Westen ist bei Surkow nicht neu. Bereits im November 2017 veröffentlichte er einen Artikel mit dem Titel Die Krise der Heuchelei – I hear America singing. Nach dem Zusammenbruch von Sinn-Konstruktionen im Westen, so hieß es darin, seien „soziale Energien“ freigeworden. Und es sei fraglich, ob es den westlichen Regierungen gelingen werde, diesen Werteverfall durch Sport-Shows, Konzerte oder andere Unterhaltungen zu kompensieren. Falls nicht, so prognostizierte Surkow 2017, münde das westliche System in Revolution und großen Krieg. 

    Auch in seinem neuen Text schreibt der Autor über „soziale Energien“ –  die Menschen im Westen dürsteten förmlich nach Propheten wie Putin, ihre Regierungen setzten ihnen stattdessen aber den „tiefen Staat“ vor – eine Art Staat im Staate, der wider seiner demokratischen Verfassung Machenschaften triebe und Trugbilder oktroyiere: 

    [bilingbox]Die Illusion der Wahl, das Gefühl der Freiheit, die Vorstellung von der eigenen Überlegenheit und so weiter.~~~[…] иллюзия выбора, ощущение свободы, чувство превосходства и пр.[/bilingbox]

    Russland sei demgegenüber „ehrlicher“, es gebe hier keinen „tiefen Staat“. Dagegen lebe in Russland ein „tiefes Volk“, und dieses sei aufs engste mit dem obersten Regenten verbunden. Die Beziehung zwischen beiden regeln demnach nicht demokratische Institutionen, die eher einem Ritual glichen und allein der Außenwirkung dienten, sondern sie basiert laut Surkow auf dem Vertrauen, das das Volk diesem Regenten entgegenbringt. Darin sei das russische Modell dem westlichen schließlich auch überlegen: 

    [bilingbox]Die Fähigkeit, das Volk zu hören und es zu verstehen, es in seiner ganzen Tiefe zu durchschauen und entsprechend zu handeln – das ist der einzigartige und wichtigste Verdienst des Putinschen Staates. Er entspricht dem Volk und geht mit ihm, deshalb ist er keiner destruktiven Überlastung durch Gegenströmungen der Geschichte ausgesetzt. Aus diesem Grund ist er effektiv und langlebig.~~~Умение слышать и понимать народ, видеть его насквозь, на всю глубину и действовать сообразно – уникальное и главное достоинство государства Путина. Оно адекватно народу, попутно ему, а значит, не подвержено разрушительным перегрузкам от встречных течений истории. Следовательно, оно эффективно и долговечно.[/bilingbox]

    Rosbalt: Nun sei bitteschön glücklich!

    Wirtschaftswissenschaftler Dimitri Trawin meint auf Rosbalt, das „tiefe Volk“, von dem Surkow philosophiert, sei ein Volk hinter Gittern:

    [bilingbox]Welch stille freudige Welt entsteht, wenn alle Ideologen im Fernsehen immer wieder behaupten, es gäbe keine Wahl, du seiest nun mal auf Gedeih und Verderb dazu verdammt, in einem Staat zu leben, der schon lange aufgehört hat sich weiterzuentwickeln, und sollst bitteschön glücklich sein, dass dein Leben unter der wohlmeinenden Führung des unabsetzbaren Herren nicht schlechter geworden ist?
    Genau diese Weltsicht vermittelt uns Surkows Philosophie. Eine Philosophie der Angst vor dem Leben. Eine Philosophie der absoluten Zerrüttung. Die Philosophie vom [Volk als einem – dek] Tier im Käfig, das schon dankbar ist, wenn man es wenigstens noch gelegentlich füttert.~~~Каково строить свой тихий радостный мир, когда всякие идеологи твердят тебе с телеэкрана, будто бы никакого выбора нет, будто ты обречен на убогость в государстве, давно уже переставшем развиваться, и должен радоваться тому, что при благословенном правлении бессменного государя тебе не стало хуже?

    Именно такое мировоззрение предлагает нам философия Суркова. Философия страха перед жизнью. Философия полной деградации. Философия зверя в клетке, благодарного уже за то, что его еще хотя бы изредка кормят.[/bilingbox]

    erschienen am 11.2.2019, Original

    Dabei hat Surkow dieses Programm schon in seinen früheren Schriften angerissen: In seinem Schlüsseltext Russische politische Kultur aus dem Jahr 2007 schlug er vor, den Holismus (Ganzheit) des russischen politischen Bewusstseins als ein Axiom zu betrachten. Daraus leitete er ab, dass die russische politische Kultur anhand dreier Kriterien zu definieren sei: „Streben zur politischen Ganzheit mittels Zentralisierung von Macht-Funktionen“, „Idealisierung der Ziele von politischen Kämpfen“ und „Personifizierung von politischen Institutionen“.

    So etwas wie der Kitt dieser Ganzheit, so führt er nun aus, sei das „Vertrauen“: 

    [bilingbox]Das moderne Modell des russischen Staates beginnt mit Vertrauen und gründet auf Vertrauen. Darin unterscheidet es sich grundlegend vom westlichen Modell, das Misstrauen und Kritik kultiviert. Und eben das ist die Stärke des russischen Modells.~~~Современная модель русского государства начинается с доверия и на доверии держится. В этом ее коренное отличие от модели западной, культивирующей недоверие и критику. И в этом ее сила.[/bilingbox]

    Facebook/Alexander Morosow: Gibts noch mehr Ideen?

    Ist Surkows Text tatsächlich ein Manifest? Steckt dahinter eine Ideologie des Systems Putin? Diese Frage sei noch nicht zu beantworten, meint Alexander Morosow auf Facebook:  

    [bilingbox]Wird es von den Putinisten ein weiteres Konzept geben, wie der Putinismus fortgesetzt werden kann? Irgendjemand von den Stakeholdern (oder den ihnen nahestehenden Publizisten) muss nach vorne treten und sagen: „Ja, Wladislaw Jurjewitsch, das sind interessante Ideen, das ist aber nicht die einzige Variante, wie es weitergehen kann. Hier, die zum Beispiel, die gefällt uns besser.“ Wenn so etwas aber nicht kommt, dann bleibt Surkows Text einfach nur ein Teil seiner unterhaltsamen Biografie. Und als einziges Ergebnis bleibt nur, dass dieser Text „von allen liberalen Hunden der ganzen Gegend angebellt“ wurde. Das aber ist ein uninteressantes Ergebnis.~~~будет ли альтернативная концепция "продолжения путинизма" со стороны самих путинистов. Кто-то из стейкхолдеров (или из близких им публицистов) должен выступить и сказать: "Да, Владислав Юрьевич, это интересные идеи, но это не единственный вариант продолжения. Вот нам, например, нравится – вот такой". А если этого не будет – то текст Суркова просто останется внутри его увлекательной биографии. И единственным результатом окажется только то, что его "облаяли либеральные собаки всей округи". Но – это неинтересный результат.[/bilingbox]

    erschienen am 12.2.2019, Original

    Vedomosti: Gibt es noch was Leckeres zu essen?

    Andrej Kolesnikow, politischer Analyst beim Carnegie-Zentrum Moskau, zeigt sich von Surkows Thesen gänzlich unbeeindruckt. Er witzelt auf Vedomosti, wie unbeholfen die Machthaber ständig nach neuen (Sinn-)Angeboten für das Volk suchten:

    [bilingbox]Die gleichgültige Mehrheit des „tiefen Volkes“ schaut sich aber auch diesen Werbespot wie in einem dunklen Kinosaal an, mit Bier und Popcorn: „Was zeigen sie uns denn noch so? Russland great again – wer will das bestreiten? Gibt es noch was Leckeres zu essen?“~~~Но и этот рекламный ролик равнодушное большинство «глубинного народа» смотрит как в темном зале кинотеатра – с пивом и попкорном: что там еще нам покажут. Россия great again, кто бы спорил, а что-нибудь еще вкусненькое есть?[/bilingbox]

    erschienen am 12.2.2019, Original

     

    Übersetzung Surkow: Anselm Bühling
    Kontextualisierung und Übersetzung der Debatten-Ausschnitte: dekoder-Redaktion

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  • Editorial: Was Ihr mögt an dekoder

    Editorial: Was Ihr mögt an dekoder

    Was Ihr mögt an dekoder, 

    liebe Leserinnen und Leser, und was Ihr weniger mögt – das wollen wir natürlich wissen. Und so haben wir im Januar eine Umfrage gestartet. Kein Zettelchen mit „Ja-nein-weiß nicht-bitte-ankreuzen“ wie aus Grundschultagen. Sondern einen für uns sehr aufschlussreichen Fragebogen, mit dem Ziel, von euch zu erfahren: Was können wir besser machen? 213 LeserInnen haben mitgemacht, dafür einen riesengroßen Dank!
     
    Und wir waren erstmal überwältigt von so vielen Ja-Kreuzchen, sprich Zuspruch. „Bleibt so wie Ihr seid!“, „Einfach großartig“, „Huhu, Ihr seid doch fehlerfrei“, „Was ich schätze? Einfach alles!“, „Behaltet einen langen Atem und einen kühlen Kopf in den hitzigen Debatten um Russland. Danke für Eure Arbeit und Euren Elan!“, „Großes Lob! Empfehle euch sehr oft weiter“, „Führen Sie die vorzügliche und wissenschaftlich basierte Arbeit weiter“ – regnete es auf uns wie tausend rote Rosen.

    Die kamen nicht nur von Russland-Checkern: Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, beruflich gar nichts mit Russland zu tun zu haben, knapp die Hälfte (43 Prozent) spricht auch kein Russisch. So legt die Umfrage nahe, dass dekoder russlandinteressierte Lesende ganz gut „abholt“, wie das im Medienjargon heißt, und zwar sowohl die Auskenner als auch die Noch-nicht-Auskenner, die sich erstmal einfach nur interessieren. 

    Das will auch so sein, schließlich ist dekoder für alle da. Und will raus aus den Kategorisierungen und polarisierten Debatten – und auch da gab’s Leserlob: Eine große Mehrheit (76 Prozent) schätzt, dass dekoder viel Kontext bietet. Im freien Bereich nannte einer „die Unaufgeregtheit“, andere lobten die „Neutralität“ der Redaktion als großes dekoder-Plus.
     
    Dass wir uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen sollten, legen andere Werte nahe: Wenn es auch tonnenweise Lob gab, von dem wir zehren, und wenn auch die Mehrheit der Befragten just keine Schwächen an dekoder nennen wollte, so merkten manche dennoch ein paar Punkte an, die weh tun. Weil sie stimmen. 
    Die öffentliche Wahrnehmung könnte größer sein, hieß es etwa. Das liegt natürlich nicht nur an uns: Kooperationen mit reichweitenstarken Medien sind für uns nicht so einfach, gerade weil wir uns eben nur auf Russland konzentrieren und das für die Auslandsseiten klassischer Medien mitunter zu wenig ist. So umgarnen wir den coolen BMX-Fahrer aus der 4b weiter und hoffen, dass er auf dem „Willst du mit mir gehen?“-Zettel bald sein Kreuzchen macht beim Ja.

    Die gute Nachricht ist, dass zum Beispiel die NZZ regelmäßig Beiträge von dekoder übernimmt. Und wir versuchen, noch weitere Medien für uns zu gewinnen. Außerdem geben wir fleißig Interviews, moderieren Fach-Panels, Workshops et cetera, um unsere Präsenz zu stärken. Jedenfalls: Wir sind bereit! 
    Gelobt wurde dekoder auch als „Themenfundus“: Liebe Journalisten, wenn Sie Themen bei uns finden, verlinken Sie uns gerne auch im Beitrag!
     
    Und schließlich: Es ist es keine On-Off-Beziehung, die die Befragten zu dekoder pflegen. Die meisten lesen dekoder sehr regelmäßig: insgesamt mehr als die Hälfte einmal (33 Prozent) oder mehrmals (29 Prozent) pro Woche. Allerdings würden uns viele gerne noch öfter, am liebsten täglich lesen. Der Wunsch nach mehr Veröffentlichungen und einer höheren Schlagzahl an Artikeln wurde mehrfach geäußert.
    Das ist mit unseren aufwändigen Redaktionsprozessen (wir checken jede Veröffentlichung in mehreren Redaktionsgängen gegen) und dem kleinen Team (sechs Redakteure, davon nur eine volle Stelle) nicht ganz ohne, wir bemühen uns aber verstärkt, täglich auf aktuelle Ereignisse zu reagieren.

    Angemerkt wurde auch eine gewisse Unübersichtlichkeit der Seite. Das Geniale an Site und Design sehen viele, aber Genie ist oft unpraktisch. Also arbeiten wir mit unseren Grafikern an ein paar Tools, die euch bald schick und schnell durch das virtuelle dekoder-Russland-Buch navigieren!
     
    Ein Thema, das wir gar nicht abgefragt hatten, das aber immer wieder zur Sprache kam: ob dekoder auch kremlfreundliche Stimmen abbilden soll – oder nicht. Unsere Leser brachten das von allein aufs Tapet, waren sich da aber nicht ganz einig.
     
    Derzeit bewegt sich dekoder sowieso erstmal in andere Richtungen weiter: Wir entwickeln gerade neue, multimediale Formate für den Wissenstransfer (unsere Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern), und der dekoder wird 2019 – zumindest teilweise – erstmals auch in die andere Richtung dekodieren: Artikel und Gnosen auf Russisch für russischsprachige Leser.

    Wir sind gespannt, wie euch das gefallen wird, sind jederzeit für euer konstruktives Feedback offen und dankbar!

    Wir schließen mit einem der vielen LeserInnen-Kommentare: 
     
    „dekoder – liebe ich!“
     
    Wir euch auch!
     
    Eure dekoderschtschiki
     
    PS: Du hast das gerade gelesen und dir fällt noch was Wichtiges ein? Schreib uns an umfrage@dekoder.org. Danke!

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  • Debattenschau № 71: Kampf um die Macht in Venezuela

    Debattenschau № 71: Kampf um die Macht in Venezuela

    Am gestrigen Mittwoch hat sich der venezolanische Parlamentspräsident Juan Guaidó zum Staatschef ernannt. Wenige Minuten später folgte die Anerkennung durch den US-Präsidenten Donald Trump. Kanada und andere Länder folgten, die EU hat dem von der Opposition geführten Parlament Unterstützung zugesagt. Damit kann Russland nun seinen treuen Partner verlieren, und die Geopolitik des Kremls bekommt einen Schlag verpasst.  
    In jüngster Zeit waren tausende Menschen mehrmals auf die Straße gegangen, um gegen den Präsidenten Nicolás Maduro zu protestieren. Über eine Million Prozent betrug zuletzt die Inflationsrate in Venezuela, viele Geschäfte stehen schon seit Monaten leer, im Land grassiert Massenarmut. 
    Russland tat bislang sein Möglichstes, um das Regime Maduro zu stabilisieren: Massive Investitionen in den Erdölsektor gehörten dazu, aber auch Kredite, Geldgeschenke und militärische Zusammenarbeit. Venezuela gilt als Russlands engster Verbündeter in Südamerika. 
    Wie reagiert nun der Kreml? Und was denken unabhängige Stimmen aus Russland? dekoder bringt Ausschnitte aus der Debatte, die sich derzeit noch vor allem in Sozialen Medien abspielt.

    Facebook/Waleri Solowei: Nachrichten-Vorhersage

    Nachrichten-Vorhersage auf Facebook von MGIMO-Professor Waleri Solowei:

    [bilingbox]Was ich glaube, morgen im russischen Fernsehen zu hören?
    Dass die progressive und legale Regierung von Maduro von der durch die USA finanzierte und gelenkte Junta gestürzt wurde. ~~~Что я рассчитываю услышать завтра по российскому ТВ?

    Что прогрессивное и законное правительство Мадуро свергнуто хунтой, финансируемой и направляемой США.[/bilingbox]

    erschienen am 23.01.2019

    Rossijskaja Gaseta: Schöpfung Washingtons

    Sergej Nowikow sieht in der Regierungszeitung Rossijskaja Gaseta die USA als Drahtzieher:

    [bilingbox]Die Unterstützung von Juan Guaidó durch die USA ist durchaus verständlich. Voluntad Popular (dt. „Volkswille“) ist den Amerikanern traditionell sehr nah. Über die Jahre gab es immer mal Informationen, dass die Partei sogar eine Schöpfung Washingtons sei, auch für die Finanzierung sorgt Washington. Bemerkenswert ist, dass es im „Volkswillen“ ein durchaus offizielles Amt gibt, das sich aus dem Spanischen als „Leader im Exil“ übersetzen lässt. Dieses Amt ist schon lange Zeit mit Carlos Vecchio besetzt, der seinen ständigen Wohnsitz in … Washington hat.
    ~~~Объяснима и поддержка Хуана Гуаидо со стороны США. „Народная воля“ традиционно является крайне близкой американцам. В разные годы появлялась информация о том, что партия даже является креатурой Вашингтона, который осуществляет ее финансирование. Примечательный факт – в „Народной воле“ существует вполне официальная должность, которая с испанского переводится как „лидер в изгнании“. Ее давно занимает Карлос Векио, который постоянно проживает в… Вашингтоне. Он-то и является связующим звеном и главным лоббистом венесуэльских интересов в США.[/bilingbox]

    erschienen am 24.01.2019

    Echo Moskwy: Russland setzt auf die Loser

    Im Blog auf Echo Moskwy wundert sich der ehemalige Duma-Oppositionelle Gennadi Gudkow vor allem über zwei Dinge:

    [bilingbox]Ehrlich gesagt, mich wundern in diesem Drama nur zwei Dinge:
    1) Wie konnten sich solch unbegabte Machthaber trotz Millionen von Protestkundgebungen und anderen Volksprotesten so lange halten? Ehrlich gesagt, ich ziehe meinen Hut vor dem friedliebenden und geduldigen Volk dieses Landes.
    2) Wie kurzsichtig ist unsere politische Führung, die erneut auf den x-ten politischen Loser setzt (bisher auf Saddam Hussein, Muammar Gaddafi, Viktor Janukowitsch, Mugabe, wen hab ich vergessen? Derzeit auf Baschar Assad) und dem Regime Maduro ohne Sinn und Verstand 17 MILLIARDEN DOLLAR schenkt. Die wirtschaftlichen Verluste Russlands durch die Zusammenarbeit mit solchen „Partnern“ sind einfach katastrophal: hunderte Milliarden Dollar. Für warme Schultoiletten, Renten, Straßen und Medikamente haben wir kein Geld, aber Dutzende Milliarden für geopolitischen KOKOLORES – bitteschön. Das ist nicht einfach ein Fehler – das ist ein Verbrechen!​~~~Честно говоря, меня в этой драме удивляют только две вещи: 
    1) как могла так долго держаться власть бездаря при миллионных протестных митингах и других выступлениях народа? Честно говоря, снимаю шляпу перед миролюбием и долготерпением народа этой страны. 
    2) насколько недальновидно наше политическое руководство, которое вновь поставило на очередного политического лузера (до этого были Саддам Хусейн, Муаммар Каддафи, Виктор Янукович, Мугабе, кого я забыл? Ныне — Башар Асад), бездарно «подарив» режиму Мадуро 17 МИЛЛИАРДОВ ДОЛЛАРОВ! Экономические потери России от сотрудничества с такими «партнерами» просто катастрофические: сотни миллиардов долларов. На теплые туалеты школьникам, пенсии, дороги и лекарства денег нет, а десятки миллиардов на геополитические ПОНТЫ — пожалуйста. Это не ошибки — это преступление![/bilingbox]

    erschienen am 24.01.2019

    Twitter/Alexej Puschkow: Neues Opfer der USA

    Der MGIMO-Professor Alexej Puschkow zieht auf seinem Twitter-Account Vergleiche zum Arabischen Frühling:

    [bilingbox]Die USA haben den Regimewechsel in Venezuela eingeleitet. Aber allein die Tatsache, dass Washington den alternativen Präsidenten anerkennt, bedeutet nicht, dass er vom Volk in Venezuela und überall auf der Welt anerkannt wird. Überall, wo die USA einen Regimewechsel einleiteten – von Irak bis Libyen – herrschte danach Zusammenbruch und Chaos. Venezuela ist das neue Opfer.~~~США затеяли «смену режима» в Венесуэле. Но сам факт признания Вашингтоном альтернативного президента ещё не означает, что он признан народом Внесуеэлы и повсюду в мире. Везде, где США устраивали смены режима – от Ирака до Ливии, воцарялись развал и хаос. Венесуэла – новая жертва.[/bilingbox]

    erschienen am 23.01.2019

    Facebook/Maxim Trudoljubow: Eher Shanghai als Rostow am Don

    Maxim Trudoljubow deutet auf Facebook an, dass Russland nicht unbedingt der engste Verbündete Maduros sein könnte:

    [bilingbox]Wo wird Maduro landen, sollte er doch ausgeflogen werden müssen? Wohl kaum in Rostow am Don. Wahrscheinlich eher irgendwo bei Shanghai.
    Die russische Regierung und Rosneft haben seit 2006 rund 17 Milliarden Dollar Kredite an Caracas gegeben (Reuters).
    China hingegen hat Venezuela seit 2008 Kredite über 70 Milliarden Dollar gewährt, mit Rückzahlungen in Form von Geld beziehungsweise Erdöl.~~~Где приземлится Мадуро, если придется ему все-таки вылететь? Кажется не в Ростове-на-Дону. Скорее где-то под Шанхаем.
    Правительство России и «Роснефть», начиная с 2006 года выдали Каракасу не менее $17 млрд кредитов (расчеты Reuters).
    Зато Китай с 2008 года предоставил кредитов Венесуэле на $70 млрд, с выплатами как деньгами, так и нефтью.[/bilingbox]

    erschienen am 23.01.2019

    Facebook/Maria Sacharowa: Doppelte Standards

    Außenamt-Sprecherin Maria Sacharowa kehrt auf Facebook gängige Vorwürfe gegen Russland um:

    [bilingbox]An den Ereignissen in Venezuela kann man gut sehen, wie die fortschrittlichen westlichen Gesellschaften tatsächlich zum Völkerrecht, zur Souveränität und Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten stehen, wenn sie dort […] die Machtverhältnisse ändern.~~~На примере событий в Венесуэле хорошо видно, как прогрессивное западное сообщество в реальности относится к международному праву, суверенитету и невмешательству во внутренние дела государств, […] меняя там власть.[/bilingbox]

    erschienen am 23.01.2019

    Facebook/Anton Barbashin: Öl-Milliarden

    Anton Barbashin, Chefredakteur des Russlandmediums Riddle, verweist auf Facebook auf die russischen Ölgeschäfte mit Venezuela – und die potentiellen Schulden für Rosneft:

    [bilingbox]Heute würde ich nicht gerne in Setschins Haut stecken.~~~Плохой день быть Сечиным[/bilingbox]

    erschienen am 23.01.2019

    dekoder-Redaktion

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  • Debattenschau № 70: Eskalation im Asowschen Meer

    Debattenschau № 70: Eskalation im Asowschen Meer

    Schon seit Monaten spitzt sich die Situation im Asowschen Meer zu. Am Sonntag ist sie nun eskaliert: Russische Grenzschutzboote haben im Schwarzen Meer vor der Halbinsel Krim drei ukrainische Marineschiffe beschossen. Dabei gab es auch Verletzte.
    Russland erklärte, die Schiffe seien illegal in russische Hoheitsgewässer eingedrungen und hätten auch auf Aufrufe, anzuhalten, nicht reagiert. Die Ukraine wolle „Konfliktsituationen“ provozieren.
    Die Ukraine dagegen spricht von einer militärischen Aggression seitens Russlands. Außerdem warf Kiew Moskau vor, gegen das UN-Seerechtsübereinkommen sowie den Vertrag zur Nutzung des Asowschen Meeres zu verstoßen. Am heutigen Montag will das ukrainische Parlament darüber beraten, das Kriegsrecht auszurufen.

    Die NATO wie auch die EU-Kommission riefen beide Seiten zu Zurückhaltung und Deeskalation auf. Der UN-Sicherheitsrat befasst sich am Montagnachmittag (MEZ) in einer Dringlichkeitssitzung mit der Eskalation.

    Wer hat die Eskalation gestartet? Und warum? Darum dreht sich die Debatte in russischen und ukrainischen Medien. dekoder bringt Ausschnitte daraus.

    Ukraina.ru: Starker Zug eines schwachen Königs

    Ukraina.ru gehört zur staatlichen russischen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja. In einem „Exklusiv-Beitrag“ argumentiert das Medium so, wie auch zahlreiche staatsnahe Medien in Russland. Der Tenor: Die Ukraine breche einfach einen kleinen siegreichen Krieg vom Zaun:

    [bilingbox]Aus innenpolitischer Sicht steht jetzt das Schicksal der Präsidentschaftswahl 2019 auf dem Spiel. Und das kann das wichtigste persönliche Motiv des ukrainischen Präsidenten Pjotr Poroschenko in dieser Geschichte sein.
    Poroschenkos Beliebtheitswerte wachsen nicht, trotz seiner beharrlichen PR der Autokephalie und der Integration in die EU und NATO. In Sachen Autokephalie rührt sich nichts von der Stelle, vielleicht wird sich das noch Jahrzehnte hinziehen, sinniert die Kirche doch über Jahrhunderte, anders als Politiker, die von Wahl zu Wahl und in Legislaturperioden denken. 

    Umfragen zeigen derweil, dass der jetzige Präsident Gefahr läuft, wirklich jedem Gegner bei der Stichwahl zu unterliegen. […] Julia Timoschenko bleibt Favoritin im noch nicht gestarteten Wahlkampf, sie ist für Poroschenko ein unbezwingbarer politischer Mount Everest. Man kann sie nicht von der Wahl ausschließen. Sich mit ihr einigen kann man auch nicht. Wenn sie Präsidentin wird, wird sie unweigerlich damit anfangen, Strafprozesse gegen das Regime Poroschenko zu forcieren. Sie wird sie alle zu Bettlern machen – sowohl Poroschenko als auch seine Helfershelfer, die skrupellos das Land ausrauben.
    In dieser Situation muss ein schwacher König wie beim Schach einen starken Zug machen. Mit der Provokation eines militärischen Konflikts kann Poroschenko den Kriegszustand ausrufen und die Wahl aussetzen.~~~С точки зрения политики внутренней на кону — судьба президентских выборов 2019 года. И это может быть самый главный личный мотив президента Украины Петра Порошенко в этой истории.

    Рейтинги Порошенко не растут, не смотря на упорную раскрутку тем автокефалии и интеграции в ЕС и НАТО. С автокефалией все замерло и, Возможно, это вообще затянется на десятилетия — церковь ведь мыслит тысячелетиями, в отличии от политиков, живущих избирательными циклами — от выборов до выборов.

    А социологические данные показывают, что действующий президент рискует проиграть во втором туре буквально любому оппоненту Юлии Тимошенко, остается фаворитом еще не начавшейся избирательной кампании и непреодолимым политическим Эверестом для Порошенко. Убрать ее из выборов никак не получается. А договориться невозможно. Став президентом, Тимошенко неизбежно начнет ряд уголовных процессов над бывшим режимом Порошенко и разорит всех — и Порошенко и его клевретов, безбожно грабящих страну.
    В этой ситуации, как в шахматах, слабый король должен сделать сильный ход. Спровоцировав военный конфликт, Порошенко может объявить в стране военное положение и отменить выборы.[/bilingbox]

    erschienen am 25.11.2018

    eurointegration: Diplomatische Beziehungen abbrechen!

    Die Redaktion des ukrainischen Online-Mediums Ewropeiskaja Prawda entschließt sich zu einem Editorial. Zu diesem Schritt greift das reichweitenstarke Medium nur dann, wenn die Ukraine „vor einer wichtigen außenpolitischen Entscheidung steht“:

    [bilingbox]Dieses Mal geht es nicht um grüne Männchen, „Sie sind dort nicht“, die Bevölkerung von Luhansk und Donezk oder über andere legendenhafte Teilnehmer am Krieg mit der Ukraine. Dieses Mal gibt die Russische Föderation, anders als bei allen vorherigen Angriffen, von Anfang an zu: Sie hat die Ukraine auf dem Meer angegriffen.

    Die Russen selbst haben ein Video ins Netz gestellt, wie der ukrainische Schlepper Jany Kapu vom russischen Schiff Don gerammt wird. Am Abend wurde dann von russischer Seite bestätigt, dass ihre Militärs Schiffe der ukrainischen Marinestreitkräfte beschossen hätten, ukrainische Soldaten seien verletzt und unsere Schiffe erobert worden.

    Jetzt reden Präsident und Staatsbeamte vom Krieg und sogar von einer möglichen Einführung des Kriegsrechts. Kiew fordert von der EU offiziell neue Sanktionen. Aber haben wir Anlass für solche Forderungen, wenn wir noch nicht einmal die diplomatischen Beziehungen zu dem Aggressor abgebrochen haben? Wo das doch normalerweise zu den ersten Schritten eines Staates gehört, der mit einer Aggression konfrontiert ist.

    Und nicht einmal jetzt, wo Russland den Angriff zugegeben hat, hören wir vom Präsidenten von solchen Absichten.

    Die aktuelle Verschärfung des Konflikts gibt der Gesellschaft einen Grund, solche Maßnahmen zu fordern.

    Die diplomatischen Beziehungen zu Russland sollten abgebrochen werden. Ohne das verlieren unsere Erklärungen bezüglich einer russischen Aggression einen Teil ihres Gewichts.~~~На этот раз речь не идет о „зеленых человечках“, „ихтамнет“, „народах Луганска и Донецка“ или о других мифических участниках войны с Украиной. Теперь, в отличие от всех предыдущих нападений, РФ с самого начала признает: именно она атаковала Украину на море.

    Россияне сами слили в сеть видео тарана украинского буксира „Яны Капу“ российским катером „Дон“. А вечером – подтвердили, что это их военные обстреляли корабли ВМС Украины, ранили украинских военных и захватили наши корабли.

    Сейчас президент и чиновники говорят именно о войне и даже о возможном введении военного положения. Киев официально требует от ЕС новых санкций. Но есть ли у нас основания для таких требований, если мы сами даже не разорвали дипломатические отношения с агрессором? Хотя это обычно становится первым шагом государства, столкнувшегося с агрессией.

    И даже сейчас, когда Россия признает свое нападение, мы не слышим от президента заявлений о таком намерении.

    Нынешнее обострение конфликта дает обществу основания требовать таких действий.

    Дипломатические отношения с РФ должны быть разорваны. Без этого наши заявления о российской агрессии теряют часть своего веса.[/bilingbox]

    erschienen am 26.11.2018

    Echo Moskwy: Provokation des ukrainischen Militärs

    Konstantin Kossatschow ist Vorsitzender des russischen Komitees für auswärtige Angelegenheiten. In seinem Blog auf Echo Moskwy macht er einen Provokateur aus:

    [bilingbox]In der Meerenge von Kertsch entwickelt sich direkt vor unseren Augen rasant eine Provokation des ukrainischen Militärs. Es besteht kein Zweifel – das alles wurde mit einem einzigen Ziel angezettelt: Russland zu zwingen, diese Provokation abzubrechen und dann die russische Reaktion als Aggression zu bezeichnen. […]
    Die ukrainischen Präsidentschafts- und dann die Parlamentswahlen können nicht ganz Europa in Geiselhaft nehmen. Früher oder später wird die Kiewer Hysterie sich totlaufen und die Provokateure werden in die ruhmlose Geschichte eingehen.~~~На наших глазах стремительно развивается провокация украинских военных в Керченском проливе. Нет сомнения, что она затеяна с единственной целью — вынудить Россию пресечь эту провокацию и затем выдать российскую реакцию за агрессию. […]
    Украинские президентские, а затем и парламентские выборы не могут держать в заложниках всю Европу. Рано или поздно киевская истерия сойдёт на нет, а провокаторы — будут списаны в бесславную историю.[/bilingbox]

    erschienen am 25.11.2018

    Echo Moskwy: Pawlowski

    Gleb Pawlowski gehört für manchen Beobachter zu den Erfindern der Polittechnologie in Russland. Obwohl er schon vor einigen Jahren beim Kreml in Ungnade gefallen sein soll, gilt seine Stimme immer noch als gewichtig. Auf Echo Moskwy erklärt er, warum der Vorfall für Russland aus der Sicht des Seerechts schwerwiegend sein könnte:

    [bilingbox]In solchen Konflikten ist es ohne Detailwissen schwer zu sagen, wer nun genau als erster provoziert hat, denn auf der See zählen feine Nuancen. Laut Seerecht aber liegt die Verantwortung in erster Linie bei Russland. Man muss ganz klar verstehen, dass heutzutage die Priorität auf dem Recht der Durchfahrt liegt. Eine Verletzung des internationalen Seerechts trifft Russland als riesigen internationalen Frachtführer. Und das könnte in Zukunft für einen Haufen unserer Schiffe Konflikte bedeuten. […] Deswegen muss Russland gut nachdenken, wer als erster nachgibt, denn die ukrainischen Kriegsschiffe stellen keinerlei Problem für die Sicherheit Russlands dar.~~~В таких конфликтах трудно понять без знания деталей, кто именно и кого первый провоцирует, потому что в морских делах важны нюансы. Но отвечать с точки зрения морского права в первую очередь будет Россия. Это надо очень ясно понимать, что приоритетом сегодня является максимальная свобода коммуникаций. Нарушение международного морского права ударит по России как крупному международному морскому грузоперевозчику. И это может создать конфликты для массы наших судов в будущем […] Поэтому России надо очень хорошо подумать, кто должен первым уступить, так как украинские военные катера не представляют никакой проблемы для безопасности России.[/bilingbox]

    erschienen am 25.11.2018

    Novoe Vremya: Malorossija noch nicht vergessen

    Der Diplomat Roman Bessmertny ist ehemaliger Vertreter der Ukraine in der Trilateralen Kontaktgruppe in Minsk und ehemaliger ukrainischer Botschafter in Belarus. Im populären ukrainischen Onlinemedium Novoe Vremya schreibt er:

    [bilingbox]Es ist ganz offensichtlich, dass Russland seine Pläne bezüglich Malorossija nicht vergessen hat, das ist immer noch aktuell. Der Kreml wird sich ihrer bewusst werden, besonders in konfrontativen Wahlkampfzeiten in der Ukraine. Wir müssen unser Land und unser Meer verteidigen, alle entsprechenden Handlungen sind in den Gesetzen und der Verfassung festgeschrieben.~~~Очевидно, что Россия не забыла о своих планах в отношении «Малороссии», оно их до сих пор волнует. Кремль будет реализовывать их, особенно в период предвыборного противостояния в Украине. Мы должны защищать свою землю и свое море, а все соответствующие действия записаны в законах и Конституции.[/bilingbox]

    erschienen am 26.11.2018

    Facebook/Alexander Morosow: Keine Deeskalation, nichts!

    Am Freitag beginnt der G20-Gipfel in Argentinien. Viele Hoffnungen waren bis zuletzt damit verbunden. Mit der Konfrontation im Asowschen Meer sind sie zerschlagen, meint der russische Journalist Alexander Morosow auf Facebook.

    [bilingbox]Keinerlei Deeskalation, nichts! Weder ein Treffen mit Trump noch ein G20-Treffen in Argentinien in vier Tagen noch die Erwartung einzelner europäischer Staaten, dass Putin einen vernünftigen Schritt tun wird, um die angespannte Lage zu entschärfen – all das hat jetzt keinerlei Bedeutung mehr.
    Statt dem erwarteten Gefangenenaustausch gibt es sechs verletzte ukrainische Matrosen.
    Statt einer Deeskalation hat der Kreml ukrainische Kriegsschiffe gerammt und beschossen. Wozu? 
    Recht haben diejenigen, die meinen, dass die Kremlleute sich mental im Kriegszustand befinden. Sie meinen, dass längst Krieg herrscht, die erste Phase, das heißt, ihr Verstand ist bereits mitten im Krieg. Und da gilt eine andere Logik als bei denen, die denken, es liefen noch Verhandlungen und Gefeilsche im Rahmen einer auf gegenseitigen Vorteil bedachten wirtschaftszentrierten Politik in einer globalen Welt.~~~Никакой деэскалации, никакой! И ни встреча с Трампом, ни G20 в Аргентине через четыре дня, ни ожидания отдельных европейских правительств, что Путин сделает какой-то разумный шаг к понижению напряженности – все это и подобное никакого значения не имеет. 
    Вместо ожидаемого обмена пленными – шесть раненых украинских моряков.
    Вместо деэскалации – Кремль протаранил и обстрелял украинские военные корабли. 
    Зачем? Думаю, что правы те, кто считает, что ментально кремлевцы находятся в состоянии войны. Они считают, что война уже идет, это ее первый этап, т.е. их ум уже внутри войны. И там внутри уже другая логика, чем у тех, кто считает, что живет еще в условиях переговоров, торга, экономоцентричной политики и глобального взаимовыгодного мира.[/bilingbox]

    erschienen am 26.11.2018

    dekoder-Redaktion

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