Wer war Stalin? Ein „effektiver Manager“ oder grausamer Diktator? Im Mittelpunkt der historischen Debatten, die in Russland oft heftig geführt werden, stehen Stalin und die Stalin-Zeit. Das erklärt sich aus dem Umstand, dass die wichtigsten Ereignisse dieser Epoche, vor allem die Stalinschen Säuberungen 1937/38, auch mehr als 60 Jahre nach Stalins Tod nicht grundlegend aufgearbeitet sind. Die Stalin-Zeit scheint zudem auch ein Modell eines starken Staates, wie es derzeit in den staatsnahen Medien und von vielen Politikern propagiert wird. Die Aufarbeitung des Stalinismus gehört im heutigen Russland zum Underground. Wissenschaftler und Aktivisten, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, geraten verstärkt unter Druck.
Wie werden die Stalinschen Säuberungen im heutigen Russland wahrgenommen? Was verbindet man mit Stalin, und warum ist er in der russischen Gesellschaft immer noch populär? Wie verlief der Prozess der Ent-Stalinisierung nach Stalins Tod? Wie hat sich die Bewertung des Stalinismus über die Jahrzehnte verändert? Hängt eine Re-Stalinisierung mit einer misslungenen Ent-Stalinisierung zusammen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich dieses dekoder-Dossier.
Inhalte
„Wir suchen gern in fremden Kellern nach Leichen“
„Das Regime kann sich nur auf seine Härte stützen“
Kurapaty: Der lange Weg zur Wahrheit
Der Große Vaterländische Krieg in der Erinnerungskultur
Wieso ist Stalin heute so populär?
„Die Vergangenheit ist uns allen im Blut”
Stalin: eine aufgezwungene Liebe
Debattenschau № 61: The Death of Stalin nicht im russischen Kino
Editorial: Fragen meiner Generation
„Krieg bedeutet vor allem Opfer“
„Der Geschichte sind die Augen verbunden“
Gulag-Museum unter besonderen Bedingungen
„Wir müssen die Erinnerung wiederbeleben“
Bystro #6: Was war der Große Terror?
Hungersnot in der Sowjetunion 1932/33
Entstalinisierung unter Chruschtschow
Sowjetnostalgie und Stalinkult
Vom Versuch der „einheitlichen“ Geschichte
Müde Helden und bröckelnde Nymphen
Die Massenerschießungen von Katyn
„Dieses Haus ist eine Metapher“