Die Katastrophe von Kemerowo

Es ist eine Tragödie: Der Großbrand in einem Einkaufszentrum im westsibirischen Kemerowo hat mehr als 60 Menschenleben gefordert – darunter viele Kinder. Die genauen Gründe für den Brand sind unklar, klar ist aber, dass hier Verschiedenes zusammengekommen sein muss. Zum einen stellten Behörden gravierende Verstöße gegen Bau- und Nutzungsrechte fest, es mangelte eklatant an Sicherheitsvorkehrungen, noch dazu soll ein Wachmann nach Ausbruch des Brands den Alarm ausgeschaltet haben. Von Korruption ist in Sozialen Netzwerken die Rede, als Präsident Putin Kemerowo am Dienstag besuchte, sprach er von „krimineller Nachlässigkeit und Schlamperei“.  
Ein großes Misstrauen in die Behörden, aber auch der Umgang der lokalen Politiker mit der Katastrophe, schürt die Wut und Trauer der Menschen nach dem Brand im Einkaufszentrum Simnjaja Wischnja. Viele trauen den offiziellen Angaben über die Opferzahlen nicht, es kursieren Gerüchte, die Zahl der Toten sei weit höher.

Gouverneur Aman Tulejew entschuldigte sich zwar bei Putin – aber nicht bei den Opfern der Brandkatastrophe. Zu einer Demonstration in Kemerowo kam nicht der Gouverneur, sondern sein Stellvertreter Sergej Ziwiljow. Unter dem Druck der Menge fiel er schließlich auf die Knie, unter Pfiffen und Buhrufen. Auf der Kundgebung sagte er unter anderem auch: „Ich bin ernannt, ich bin nicht gewählt.“ Staatliche Fernsehsender berichteten über den Besuch Putins, aber kaum über die rund 5000 Demonstranten in der Stadt am gleichen Tag. Doch die Anteilnahme im ganzen Land am heutigen Mittwoch, einem offiziellen Tag der Trauer, ist sehr hoch. In Moskau etwa gab es schon am Vorabend Trauer- und Solidaritätsbekundungen auf zentralen Plätzen der Stadt. 

Nach der Brandkatastrophe in Kemerowo werfen dabei gerade unabhängige Medien viele Fragen auf: Nicht nur nach der Kluft zwischen Politik und Volk, wie sie derzeit, kurz nach den Wahlen, viele empfinden. Sondern auch Fragen nach der Kluft zwischen Russland und dem Westen. Darunter fällt auch die Ausweisung zahlreicher russischer Diplomaten, zu der es im Zusammenhang mit dem Fall Skripal kam – nur einen Tag nach der Katastrophe in Kemerowo. 

dekoder bringt eine Vor-Ort-Reportage der Novaya Gazeta aus Kemerowo sowie Ausschnitte aus der Debatte in unabhängigen Medien.

Update (25.03.2019): Laut offiziellen Zahlen starben bei der Brandkatastrophe in Kemerowo 60 Menschen, darunter 37 Kinder. Als Ursachen gelten derzeit Fahrlässigkeit der Einkaufszentrums-Betreiber, Verstoß gegen Brandschutzvorkehrungen und Korruption. Seit einigen Monaten läuft ein Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 15 Verdächtige.

[Am Dienstag, 27. März – dek] gegen 10 Uhr treten der stellvertretende und der Vize-Gouverneur der Oblast Kemerowo Wladimir Tschernow und Sergej Ziwiljow vor die Menschenmenge.

„Wollen wir hier herumbrüllen oder sprechen?“, fragt Ziwiljow laut.

„Wir wollen Fragen stellen!“, ruft ein Mensch in der Menge. „Warum mussten die Menschen sterben?“

„Tatsächlich eine interessante Frage“, antwortet Ziwiljow gelassen. „Um sie zu beantworten ist eine Sonderermittlungsbrigade aus Moskau hergeschickt worden.“

Ein Pfeifkonzert geht los.

„Wieviel Menschen sind umgekommen?“

„64.“

Die Menge reagiert mit wütendem Gebrüll. Die offizielle Zahl glaubt hier niemand. Die Menschen wiederholen Mal um Mal ein und dieselben Gerüchte – es gebe 150 bis 400 [Tote]. Dass die Leichenhallen überfüllt seien und die Toten in einem Kühlhaus-Kombinat versteckt würden. Dass auf dem Südfriedhof von Kemerowo bereits 200 neue Gräber ausgehoben seien. Dass eine ganze Schulklasse aus dem Dorf Treschtschewski gekommen sei, 30 Kinder, und sie alle verbrannt seien. (Uns haben Menschen aus Treschtschewski gesagt, dass im Einkaufszentrum Simnjaja Wischnja [dt. Winterkirsche] fünf Fünftklässlerinnen verbrannt seien – N.G.)

Anscheinend spürt der Vize-Gouverneur die wachsende Anspannung nicht und ruft die Anwesenden auf, bitte Namen von Opfern zu nennen, die nicht auf den offiziellen Listen ständen. Niemand nennt Namen, die Staatsvertreter werden erneut ausgepfiffen.

Auf dem Platz gibt es keinerlei Lautsprecher, die Staatsvertreter sind nur in den ersten Reihen zu hören. Dennoch strömen die Menschen weiter und füllen den Platz – gegen 11 Uhr vormittags sind es schon 3000 bis 4000 Menschen.

Nach zwei Stunden ergreift der Kemerower Geschäftsmann Igor Wostrikow das Wort – und bringt selbst ein Mikrofon mit. Der Mann sagt zunächst, dass er im Simnjaja Wischnja seine ganze Familie verloren und seine Tochter anhand der Schuhe identifiziert hätte.

 
 

„Wollen Sie jetzt mit Trauer PR betreiben, junger Mann?“, äußert sich der Vize-Gouverneur Wostrikow gegenüber. Igor wird rot und zischt dem Gouverneur leise ins Gesicht:

„Meine Familie ist umgekommen, meine Schwester Aljona, meine Frau Jelena und meine drei Kinder: 7, 5 und 2 Jahre alt.“

Der Vize-Gouverneur ist sichtlich betroffen und legt Wostrikow väterlich die Hand auf die Schulter.

Dieser Mann wird faktisch zum Anführer der Kundgebung. Er gibt das Mikrofon anderen weiter, die der Reihe nach das Wort ergreifen und Ziwiljow und Tschernow ihre Fragen stellen. Er bietet an, sich an die städtischen Leichenhäuser zu wenden, die Informationen über die Opferzahlen zu überprüfen und eine E-Mail-Adresse einzurichten, an die alle Angehörigen von Opfern Informationen senden könnten.

Einige Journalisten und die aktivsten Versammlungsteilnehmer fahren mit dem Bürgermeister von Kemerowo zu den Leichenhallen. Im Laufe des Tages sind unter der eingerichteten Mail-Adresse Informationen zu 85 Vermissten eingegangen. Wostrikow zufolge wurden alle an die Polizei weitergegeben.

Die Teilnehmer der Versammlung verlangen ein Mikrofon, unter dem Gelächter der Menge: „Wie wollen Sie eigentlich eine Oblast verwalten und regieren, wenn Sie nicht mal ein Mikrofon herbeischaffen können.“ Mehr als zwei Stunden dauert es, bis endlich eine Verstärkeranlage auftaucht. Bis dahin wirkt die Versammlung ziemlich absurd: Versammlungsteilnehmer schreien Fragen aus der Menge, Ziwiljow und Tschernow antworten etwas, was ohne Mikrofon kaum zu verstehen ist. Als klar ist, dass sie sowieso niemand hört, verfallen die Staatsvertreter in Schweigen. Inmitten der schreienden, Mat-Beleidigungen ausstoßenden Menge stehen sie da und schweigen, senken zuweilen ihren Blick auf ihre Smartphones oder wenden sich ihren Helfern zu. Da buht und pfeift die mehrere tausend Menschen umfassende Menge los und ruft: „Schau uns in die Augen!“

Manchmal streckt jemand mit Absicht den Staatsdienern Wostrikows Mikrofon hin:

„Wann treten Sie zurück?“, rufen sie Ziwiljow zu. Der weicht dem Mikro schweigend aus.

„Sie klauen auf dem Posten schon seit zwei Jahren, was nur geht!“, schreit jemand Tschernow an.

„Erst anderthalb“, antwortet er.

Dann kommen Mikrofone und Verstärker.

Auf dem Platz beginnt so etwas wie „Das freie Mikrofon“ nach dem Vorbild aus den 1990ern: Die Menschen drängen sich der Reihe nach in die Mitte und sprechen über ihre Anliegen: Es geht von Angehörigen, die beim Brand ums Leben kamen, bis hin zu Problemen mit dem städtischen Wohnungsamt. Es scheint, dass allein die Möglichkeit frei und unzensiert zu sprechen die Menschen beruhigt und den Hass auf dem Platz sinken lässt.

Die Versammlung dauert fast elf Stunden. Erst bei Einbruch der Dunkelheit löst sie sich auf.

Später erklärt Aman Tulejew im Gespräch mit Putin, dass die Teilnehmer der Demonstration in Kemerowo in Wirklichkeit gar keine Angehörigen der Brandopfer seien:

„Heute sind da 200 Menschen. Das sind überhaupt keine Angehörigen der Brandopfer, das sind ständige Unruhestifter. Es ist Frevel, wenn Trauer herrscht und du dabei deine Probleme lösen willst.“

Text: Jelena Ratschewa


Novaya Gazeta: Eine Folge der totalen Korruption

Julia Latynina beklagt in der Novaya Gazeta, dass zahlreiche Tote hätten vermieden werden können, wenn man die Fluchttür des Kinosaals nicht abgeschlossen und einfachste Vorkehrungen des Brandschutzes beachtet hätte. Das Problem mit Letzterem sieht sie als ein strukturelles in Russland:

[bilingbox]Das schrecklichste und unvorstellbarste ist, dass der Brand absolut unkompliziert war. Klar, wenn irgendein Grenfell Tower mit 24 Etagen abbrennt: Hochhausbrände sind technisch ein Alptraum. Aber hier? 4 Etagen. Mitten am Tag. Ein Gebäude, in dem alle Leute auf den Beinen sind und laufen können.
Es hätte eigentlich kein Problem sein dürfen: Der Feueralarm geht los, die Türen fliegen auf und alle Leute rennen raus, innerhalb von wenigen Minuten, bis zum letzten Mann. Vielleicht würde jemand eine Rauchvergiftung erleiden, aber mehr auch nicht.
In der gesamten zivilisierten Welt hat sich eine einfache Sache eingebürgert: Türen, die nur in eine Richtung aufgehen. 
[…]
Man hätte neben der Tür einen Knopf anbringen können, mit dem sich die Tür öffnen lässt und der gleichzeitig den Feueralarm auslöst. Man hätte ein Glaskästchen mit einem Schlüssel daneben klatschen können. Oder eine Axt oder weiß der Teufel! Aber bei der russischen Brandschutzbehörde, da geht es ums Abzwacken von Kohle und um Nobelkarossen für die Chefs. Nicht um die Sicherheit der Bevölkerung.
[…]
Diese Geschichte handelt davon, dass eine moderne, hochtechnologisierte Megapolis nicht funktionieren kann unter den Bedingungen von totaler Korruption, mittelalterlichen Bauvorschriften und Populismus.
~~~Самое ужасное, непредставимое — это совершенная несложность пожара. Понятно, когда сгорает какая-нибудь Grenfell Tower, там 24 этажа, пожары в высотках — это технический кошмар. Но тут? 4 этажа. Середина дня. Здание, где все люди были на ногах.
Никакой проблемы не было бы и не должно было быть: звучит сигнализация, распахиваются двери, и люди выбегают все, в считанные минуты, до единого человека: ну разве что кто-нибудь дымом чуть отравится.
Во всем цивилизованном мире освоена простая штука: двери без запоров, которые в одну сторону раскрываются, а в другую — нет.
[…]
Можно установить рядом с дверью кнопку, которая ее открывает, а когда дверь открывается — на пульте тут же срабатывает сигнализация. Можно рядом с дверью присобачить стеклянный ящичек, а в него положить ключ. Можно топор, черт возьми, повесить у этой двери! Но наш Роспожнадзор — это про срубание бабок и «лексусы» у начальников. Он не про безопасность населения.
[…]
Это история о том, что современный высокотехнологичный мегаполис не может функционировать в условиях тотальной коррупции, средневековых строительных норм и популизма.
[/bilingbox]

Snob: Keine Menschlichkeit

In seiner Trauerrede fragte Wladimir Putin: „Was passiert bei uns? […] Wir reden über Demographie und verlieren so viele Menschen.“ Diese Wortwahl erregte in unabhängigen Medien viel Aufmerksamkeit, auch Andrej Perzew fragte für Snob nach den Hintergründen einer solchen Rhetorik:

[bilingbox]Im Augenblick einer Tragödie klingen solche Aussagen grausam. Die Machthaber finden nicht zur Menschlichkeit zurück: Laut Putin besteht die Schuld der Beamten aus Kemerowo darin, dass der Staat eine Ressource verloren hat. Das ist auch ein Argument, aber im Fall von Massen von Opfern steht es an fünfter oder zehnter Stelle. Von der Idee her muss ein Staat um der Bürger willen existieren und nicht umgekehrt. Aber in der Logik eines Wladimir Putin ist es besser, Bürger als Bevölkerung zu bezeichnen, die mit Ziffern benannt wird und sonst mit nichts. Solche Definitionen haben auch eine praktische Bedeutung: Denn Bürger kontrollieren die Regierenden, die Bevölkerung aber wird von den Regierenden kontrolliert.~~~В момент трагедии такие высказывания звучат дико. Власть не может вернуться к человечности. Вина кемеровских чиновников, по Путину, в том, что государство потеряло ресурс. Это тоже аргумент, но в случае массовых жертв — пятый и десятый. По идее, государство должно существовать ради граждан, а не наоборот. Но в логике Владимира Путина граждан, скорее, лучше называть населением, которое обозначается цифрами и больше ничем. У этих определений есть и практическое значение, ведь граждане управляют властью, а населением управляет власть.[/bilingbox]

Colta: Mythos der Beliebtheit

Kemerowo ist bei Weitem kein Einzelfall, und auch deswegen wird vermehrt Kritik an der Staatsführung laut. Vor diesem Hintergrund fragt Fjodor Krascheninnikow auf Colta, was Putins triumphales Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen eigentlich aussagt:

[bilingbox]In der Oblast Kemerowo stimmten laut offiziellen Zahlen 85,57 Prozent für Putin, und 96,69 Prozent der Bevölkerung stimmten 2015 für den immer noch waltenden Gouverneur Tulejew. […] Doch weder Putin noch Tulejew sind vor die Menschen getreten. Vermutlich deshalb, weil sie selbst keinerlei Illusionen über ihre tatsächliche Beliebtheit haben – vor allem unter den Verwandten und Nahestehenden der lebendig verbrannten Menschen. Der Mythos über die unglaubliche Beliebtheit der russischen Staatsmacht bei der Bevölkerung lebte nach der Präsidentschaftswahl nur zehn Tage. Er starb in Kemerowo, auf dem Platz der Räte.~~~За Путина в Кемеровской области голосовали, по официальным данным, 85,57% избирателей, а за все еще действующего губернатора Тулеева в 2015 году якобы проголосовали и вовсе 96,69% населения. […] Но к людям не вышли ни Путин, ни Тулеев. Возможно, потому, что сами они не питают никаких иллюзий относительно истинных масштабов своей популярности — особенно среди родных и близких заживо сгоревших людей. Миф о невероятной популярности российской власти среди населения прожил всего 10 дней после президентских выборов и умер в Кемерове, на площади Советов.[/bilingbox]

Novaya Gazeta: Verhöhnende Worte

Irina Petrowskaja zeigt sich in der Novaya Gazeta entsetzt über den Umgang der staatlichen Fernsehsender mit der Katastrophe und macht das an einem besonders frappierenden Beispiel des TV-Senders Rossija-1 deutlich:

[bilingbox]Als es in Kemerowo bereits Nacht wurde und die Feuerwehr immer noch mit den Flammen kämpfte, ging Dimitri Kisseljows Wochenrückblick Westi Nedeli auf Sendung. Der Moderator und seine Kollegen hatten mindestens sieben Stunden Zeit, um die Sendung umzustellen. Aber sie „schätzten das Ausmaß der Tragödie falsch ein“ und stellten nichts um. Sie begannen nicht mit der Tragödie, sondern mit dem Triumph: den beispiellosen Ergebnissen der Präsidentschaftswahl. Und erst nach 20 Minuten (so lange dauerte dieser Beitrag) wich Kisseljow für drei Minuten vom vorab festgelegten Programm ab und berichte im Schnellsprech vom Brand in Kemerowo.
[…]
Drei Minuten – dann berichtet Kisseljow schon wieder voller Elan über den gerade abgeschlossenen Wettbewerb des Verteidigungsministeriums um die beste Bezeichnung für Russlands neueste Waffentypen.
„Auch ich habe meinen Vorschlag für eine der Raketen eingereicht“, brüstete sich der Moderator: „Asche.“
Einer der höchsten Medien-Funktionäre des Landes, der Preisträger des TEFI-Preises und mehrfache Vater Kisseljow musste dabei nicht schlucken und hat vermutlich nicht einmal daran gedacht, wie verhöhnend seine Worte in dem Moment klingen, als gerade ein Feuer Dutzende Erwachsene und Kinder in Asche verwandelt.
~~~Когда в Кемерове уже наступила ночь, а пожарные все еще боролись с огнем, в эфир вышла итоговая программа Дмитрия Киселева «Вести недели». У ведущего и его сотрудников было как минимум 7 часов на то, чтобы переверстать выпуск, но… не «представляя масштабов трагедии», они этого делать не стали и начали не с трагедии, а с триумфа — беспрецедентных итогов президентских выборов. И лишь спустя 20 минут (столько длился сюжет) Киселев на 3 минуты отвлекся от заранее утвержденной верстки, скороговоркой сообщив о пожаре в Кемерове.
[…]
Три минуты — и вот уже Киселев с воодушевлением докладывает о только что завершившемся всенародном конкурсе Министерства обороны на лучшее название современных образцов вооружения.
«Я тоже предлагал свое название для одной из ракет, — похвастался он личным участием в конкурсе. — «Пепел».
Один из высших медийных чиновников страны, лауреат ТЭФИ и просто многодетный отец, не поперхнулся и, наверное, даже не подумал, сколь кощунственно звучат его слова в этот час, когда огонь превращает в пепел десятки взрослых и детей!
[/bilingbox]

Facebook/Wladimir Warfolomejew: Große Angst

Bei aller Wut und Trauer, bei allem Protest stellt Wladimir Warfolomejew vom Radiosender Echo Moskwy vor Ort fest, wie groß die Angst der Menschen ist, wie er auf Facebook schreibt:

[bilingbox]Wir sprechen hier nur von einer technisch bedingten Katastrophe. Es geht nicht um einen Terroranschlag, politische Verschwörung oder eine militärische Aggression. Aber was für eine Angst haben die Kusbass-Bewohner, die heute nicht laut darüber sprechen können?! In den letzten 24 Stunden hat uns etwa die Hälfte unserer Gesprächspartner gebeten, ihre Namen nicht zu nennen. Einige der Befragten bestanden sogar darauf, dass wir ihre Stimmen verfremden. Und das sind Menschen, die uns von den Ereignissen in einer Stadt berichteten und keine, die Staatsgeheimnisse verraten.~~~Это ведь просто техногенная катастрофа, а не теракт, не политический заговор или военная агрессия. Но какой же дикий страх перед властью испытывают жители Кузбасса, которые сегодня боятся говорить вслух о том, что произошло. За эти сутки около половины, наверное, наших источников в Кемерове попросили не называть своих имён. Кое-кто даже настоял на том, чтобы мы изменили их голоса в эфире. А ведь эти люди всего лишь рассказывали про происходящее в городе, а не выдавали государственные секреты.[/bilingbox]

Rosbalt: Mauer zwischen Russland und dem Westen

Der Politikwissenschaftler Iwan Preobrashenski hat sich in ausländischen Medien umgeschaut und festgestellt, dass Russland vor allem wegen der neuen Eskalation im Fall Skripal in den Schlagzeilen ist. Auf Rosbalt kommentiert er:

[bilingbox]Man muss bemerken, dass das früher alles merklich anders war. Zum Beispiel hat die Tragödie von Beslan Europa buchstäblich erschüttert, obwohl der Großteil der westlichen Presse Russland hart verurteilte für den Krieg in Tschetschenien. Für die Kinder aus Beslan gibt es heute Denkmäler in Europa, und die Erinnerung an diese Tragödie ist lebendig. Über die in Flammen gestorbenen Kinder aus Kemerowo erfahren viele Europäer aber schlicht nichts, weil in der Zwischenzeit eine Mauer des Unverständnisses, der Angst und des Misstrauens zwischen Russland und Westeuropa gewachsen ist.~~~Раньше, надо отметить, все было заметно иначе. Например, трагедия Беслана буквально потрясла Европу, и это несмотря на то, что ранее западная пресса в большинстве своем жестко осуждала Россию за войну в Чечне. Памятники детям Беслана есть сегодня во многих европейских странах и память об этой трагедии жива. А вот о сгоревших кемеровских детях многие европейцы видимо просто не узнают, потому что между Россией и западной частью европейского континента выросла за эти годы стена непонимания, страха и недоверия.[/bilingbox]

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